ÖBB 4090 – Wikipedia

ÖBB 4090
Nummerierung: 4090 001–003
Anzahl: 3
Hersteller: Simmering-Graz-Pauker
Baujahr(e): 1994
Achsformel: Bo’Bo’
Spurweite: 760 mm (Bosnische Spur)
Länge über Puffer: 17300 mm
Dienstmasse: 36 t
Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h
Stundenleistung: 410 kW
Dauerleistung: 320 kW
Anfahrzugkraft: 35 kN
Stromsystem: 6,5 kV/25 Hz
Stromübertragung: Oberleitung
Anzahl der Fahrmotoren: 4
Antrieb: Hohlwellen-Kardan
Bremse: Druckluftbremse
Zugbeeinflussung: Sifa
Kupplungstyp: Scharfenberg-Kupplung

Die Reihe 4090 der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) waren elektrische Schmalspur-Triebzüge, die auf der Mariazellerbahn eingesetzt wurden. Im engeren Sinn war 4090 die Bezeichnung der Triebwagen, der Steuerwagen wurde als Reihe 6090 und die Zwischenwagen als Reihe 7090 bezeichnet. Es existierten zwei Garnituren, eine vierteilige mit zwei Triebwägen und eine dreiteilige mit Trieb- und Steuerwagen. Die beiden Garnituren waren als Prototypen vorgesehen, es erfolgte aber keine weitere Bestellung. Der Einsatz im Planverkehr begann 1995 und endete 2013, dazwischen gab es lange Phasen, in denen wegen technischer Probleme und Ersatzteilmangel immer wieder einige Fahrzeuge abgestellt waren.

Im Jahr 2015 wurden alle 7 Fahrzeuge an die Pinzgauer Lokalbahn verkauft. Dort wurde ein Zwischenwagen aufgearbeitet und seit 2017 im Planverkehr eingesetzt. Die drei Triebwagen wurden 2020 verschrottet, die anderen Wagen sind mangels Bedarf nicht umgebaut und abgestellt.

Bestellung und Bau

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Nachdem die in den Jahren 1909 bis 1914 gebauten Lokomotiven der Reihe 1099 bereits seit 80 Jahren die Züge auf der Mariazellerbahn gezogen hatten und im Personenverkehr nicht mehr zeitgemäße Spantenwagen verwendet wurden (in den 1950er und 1960er Jahren durch den Umbau alter Wagen entstanden), wurde im Jahr 1990 die Beschaffung neuer Fahrzeuge beschlossen.

Es wurden zwei unterschiedlich zusammengestellte Triebwagengarnituren bestellt, für die Gesamtstrecke war eine vierteilige Garnitur mit zwei Triebwägen und zwei Zwischenwägen vorgesehen und eine dreiteilige Garnitur mit einem Triebwagen, einem Steuerwagen und einem Zwischenwagen für den Verkehr auf der Talstrecke von St. Pölten bis Laubenbachmühle. Die von SGP-Verkehrstechnik gebauten Fahrzeuge wurden im Jahr 1994 nach St. Pölten geliefert und ab 1995 im regulären Verkehr eingesetzt. Ursprünglich trugen die Fahrzeuge folgende Lackierung: NCS 2000 („Mariazeller“-Weiß), RAL 3020 (Verkehrsrot), RAL 7022 (Umbragrau), NCS 6030 Y70R („Mariazeller“-Braun). Das braune Fensterband wurde allerdings kurz nach der Auslieferung entfernt.

Um das durch Tunnel begrenze Lichtraumprofil der Mariazellerbahn optimal zu nutzen, wurden die Seitenwände doppelt gekantet ausgeführt. So konnte die Wagenbreite auf Sitzhöhe gegenüber den bis dahin eingesetzten Fahrzeugen von 2,5 auf 2,65 Meter erhöht werden. Auf diese Weise konnte man vier Sitze nebeneinander anordnen, während in einem Wagen üblicher Breite bei den heutigen Ansprüchen an den Komfort lediglich drei Sitze nebeneinander möglich gewesen wären. Bereits im Jahr 1989 wurde eine Profillehre gebaut, mit der man die gesamte Strecke befuhr. Schon seit damals war bekannt, dass für die neuen Triebwagen im Bereich der Stromabnehmer geringfügige Abschrämmungen erforderlich waren und die Oberleitung örtlich angepasst werden musste. Das liegt in der weicheren Federung begründet, dadurch wankt das Fahrzeug mehr als die alten 1099, was wiederum ein breiteres Schleifstück am Stromabnehmer erforderte.

Für die Sicherheit im Fall eines Brands in einem Tunnel wurden die Fahrzeuge mit Notbremsüberbrückung ausgerüstet, welche es ermöglicht, dass ein Zug auch bei gezogener Notbremse weiterfahren und den Tunnel verlassen zu kann.

Der Antrieb der Fahrzeuge erfolgte mit Drehstrom-Asynchronmotoren die über elektronische Frequenzumrichter versorgt wurden. Diese Technik war damals noch relativ neu und wenig erprobt, auch andere Fahrzeuge aus dieser Zeit machten im Betrieb Probleme und wurden wie zum Beispiel die Lokomotiven der Baureihe 1014 vor dem Ende ihrer geplanten Einsatzdauer abgestellt. Für die 4090 kam hinzu, dass sich bereits zur Zeit der Inbetriebnahme abzeichnete, dass eine ursprünglich vorgesehene Anschlussbestellung nicht zu erwarten war. Auch befand sich der Hersteller während des Baus der 4090 in der Umstrukturierung von der staatlichen SGP zu einem Teil des privaten Siemens Konzerns, was unter anderem zu langen Lieferzeiten bei Ersatzteilen und generell wenig Engagement zur dauerhaften Problemlösung führte.

Während einerseits die Antriebstechnik der 4090 sehr modern war, entsprachen die Fahrzeuge mit ihrer hochflurigen und somit nicht barrierefreien Bauweise schon wenige Jahre nach der Inbetriebnahme nicht mehr den Anforderungen im öffentlichen Personenverkehr. Auch das Fehlen einer Klimaanlage in Kombination mit Fenstern, die auf der Mariazellerbahn aus Sicherheitsgründen nur einen kleinen Spalt weit geöffnet werden konnten, war an heißen Tagen problematisch.

Zulassung und Einsatz

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Zwei Generationen elektrischer Triebfahrzeuge in Mariazell

Die Fahrzeuge wurden alle im Laufe des Jahres 1995 für den Verkehr zugelassen. Sie waren ursprünglich für 80 km/h ausgelegt und auch entsprechend mit 88 km/h (Höchstgeschwindigkeit plus 10 Prozent Überschreitung) bei hinreichender Laufruhe Probe gefahren. Die Zulassung erfolgte jedoch für 70 km/h und da die Strecke nicht für diese Geschwindigkeit ertüchtigt wurde, konnte im Planbetrieb lediglich mit maximal 60 km/h gefahren werden.

Nach vielen Anlaufschwierigkeiten bekam man die Probleme einigermaßen in Griff, und die Triebwagen fuhren mehr oder weniger regelmäßig im Planbetrieb. Sie wurden vom Publikum nicht nur wegen der breiteren und bequemeren Sitze, sondern auch wegen des geräumigen Einstieges gut angenommen. Lediglich die aus Sicherheitsgründen wegen der Breite der Fahrzeuge nur einen Spalt zu öffnenden Fenster erfreuten sich auf dieser Panoramastrecke jedoch keiner Beliebtheit.

Der Einsatz beider Garnituren währte nicht allzu lange, weshalb immer wieder die Stellung von Ersatzgarnituren mit Lok und Wagen, später mit Dieseltriebwagen der Reihe 5090 erforderlich war. Schließlich passte man den Umlaufplan an die tatsächlichen Gegebenheiten an, man fuhr nur noch einen Plantag. Eine Zeitlang überlegte man auch den Umbau eines Triebwagens in einen Steuerwagen, um den Mangel an Ersatzteilen zu mindern. Auf diese Weise hätte man zwei dreiteilige Garnituren erhalten, doch wurde dieser Plan nicht verwirklicht, vielmehr wurden alle drei Triebwagen repariert.

Nach einem schweren Getriebeschaden im Sommer 2001 musste der 4090.003 per Kran und Straßentieflader vom Schadensort abtransportiert werden und konnte erst nach fast zwei Jahren wieder in Betrieb genommen werden. Da er vorerst in der dreiteiligen Garnitur den Steuerwagen ersetzte, fuhr diese eine Weile mit zwei Triebköpfen.

Mitte Mai 2004 wurde aber auch der zweite Zwischenwagen wieder eingereiht und der vierteilige Triebzug wieder eingesetzt, in seiner angestammten Zusammensetzung mit den Triebköpfen 4090.002 und 003 und den Zwischenwagen 7090.002 und 003. In dieser Form fuhr die Garnitur aber wieder nur wenige Monate. Da es immer wieder technische Probleme gab und lange Zeit nicht alle Fahrzeuge einsatzfähig waren, stand von Dezember 2004 bis Dezember 2006 nur eine dreiteilige Garnitur zur Verfügung. Ab April 2007 verkehrten für einige Zeit beide Garnituren dreiteilig.

Ab Anfang Oktober 2010 waren, auch wieder nach längeren Ausfällen einiger Fahrzeuge, beide Garnituren im Einsatz, nämlich als 4090.002-9 + 7090.001-4 + 6090.001-6 bzw. 4090.001-1 + 7090.003-0 + 4090.003-7. Der Zwischenwagen 7090.002-2 wurde in der HW St. Pölten abgestellt und diente als Ersatzteilspender. Es wurde über den Umbau zweier Zwischenwagen in Steuerwagen nachgedacht. Auf diese Weise wären aus dem vierteiligen zwei zweiteilige Triebzüge entstanden, welche flexibler einsetzbar gewesen wären und den Einsatz der Reihe 5090 auf der Bergstrecke entbehrlich gemacht hätten.

2013 wurden die beiden Triebzüge nach der Inbetriebnahme der NÖVOG ET 1 bis 9 schlussendlich abgestellt, auch mangels weiterem Bedarf.[1] Im Juli 2015 wurden die Triebköpfe 4090.001 und 4090.003 im Rahmen von Probefahrten noch einmal aufgerüstet und auf der Strecke zwischen St. Pölten Alpenbahnhof und Ober-Grafendorf getestet.[2] Nach Auswertung der Daten der Probefahrt und einer Kalkulation der Kosten war aber die Entscheidung gegen eine Instandsetzung und einen weiteren Einsatz als Reservefahrzeuge auf der Mariazellerbahn gefallen.[3]

Einsatz bei der Pinzgauer Lokalbahn

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Zwischenwagen VBs 211 (ehemals 7090.001) befindet sich hinter einem Niederflur-Steuerwagen in einem Wendezug der Pinzgauer Lokalbahn.

Letztendlich wurden im November 2015 alle 7 Fahrzeuge von der Salzburg AG für die Pinzgauer Lokalbahn erworben. Es war geplant, die Mittel- und den Steuerwagen wieder in Betrieb zu nehmen, um den damals recht knappen Fahrzeugbestand mit Reserven auszustatten. Durch den Ankauf von Fahrzeugen der Zillertalbahn entspannte sich die Lage aber und es wurde nur der ehemalige Zwischenwagen 7090.001 aufgearbeitet. Dieser befindet sich seit 2017 mit der Bezeichnung VBs 211 im Einsatz. Die restlichen beiden Zwischenwagen und der Steuerwagen sind im Depot der Pinzgauer Lokalbahn in Tischlerhäusl betriebsuntauglich abgestellt.[4]

Für die Triebwägen existierten eher theoretische Überlegungen, sie in Akkumulatortriebwagen für den Restbetrieb der Ybbstalbahn umzubauen. Das scheiterte aber am mangelnden Interesse der NÖVOG und an fehlenden Fördermitteln der EU. Später gab es eine weitere Vision der Nachnutzung als Erprobungsträger für den geplanten, aber gescheiterten Wasserstoffbetrieb im Zillertal. Trotz vertraglicher Verpflichtungen und zugesagter Fördermittel kam es aber auch dazu nicht und die schon in schlechtem Zustand befindlichen drei Triebwagen wurden im September 2020 von einem Schrotthändler aus Niedernsill verschrottet.[5]

Commons: ÖBB 4090 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Die Mariazellerbahn/Triebwagen 4090 (Memento vom 3. April 2016 im Internet Archive) (abgerufen am 13. Juni 2015)
  2. Bilddokumentation Probefahrt 1. Juli 2015, abgerufen am 2. Juli 2015
  3. RailBusiness, Ausg. 35/15, S. 6, DVV Media Group, Hamburg 2015
  4. Fahrzeugbestandsliste Pinzgauer Lokalbahn Stand 2022
  5. Drehscheibe Online Foren :: 08/02 - Alpenlandforum :: Ein letztes Mal 4090 und 7090 auf einem Bild... Abgerufen am 6. Oktober 2020.