Üecht – Wikipedia

Üecht war eine Künstlervereinigung, die im Sommer 1919 in Stuttgart als Ortsgruppe der Berliner Novembergruppe gegründet wurde und bis 1924 bestand.

Ihre Ursprünge hatte die Künstlervereinigung an der Stuttgarter Akademie. Der Name wurde von Oskar Schlemmer mit dem Verweis auf das althochdeutsche »uohta« (Morgendämmerung, Tagesanbruch) vorgeschlagen, eine Metapher für die Hoffnung auf eine neue Kunst und Gesellschaft, die viele Künstlergruppen nach dem Ersten Weltkrieg bewegte.

Besonders aus dem Hölzelkreis hatten sich kritische Stimmen erhoben, die sich für eine grundlegende Neuordnung der Institution einsetzten. Die Hölzel-Schüler Schlemmer, Willi Baumeister und Gottfried Graf gingen als Wortführer dieser Bewegung voran und formulierten als radikalste Forderung sogar die Auflösung der Akademie und die Trennung von Akademie und Staat. Der unerwartete Rücktritt Adolf Hölzels intensivierte die Reformwünsche der Studenten, die versuchten, durch Protestbriefe an die Professoren der Akademie und an den Kultusminister Berthold Heymann die Wiederberufung durchzusetzen. Nach deren Ablehnung versuchten die Akademiereformer Paul Klee als Nachfolger von Adolf Hölzel zu berufen. Um ihren kulturpolitischen Zielsetzungen Nachdruck zu verleihen, organisierte die Üecht-Gruppe mit Unterstützung des Berliner Sturm die „Erste Herbstschau Neuer Kunst“ im Oktober 1919.

1919 erschien im Selbstverlag der Gruppe eine als Üchtgruppe. Erste Mappe bezeichnete Mappe mit Originalgrafiken. Sie war Paul Klee gewidmet, hatte eine Auflage von 30 Exemplaren und blieb die einzige derartige Edition der Gruppe.

Zum Kreis der revolutionären Künstler der Üecht-Gruppe gehörten Oskar Schlemmer, Willi Baumeister, Gottfried Graf, Edmund Daniel Kinzinger, Albert Mueller, Hans Spiegel und der Architekt Richard Herre.

  • Richard Herre und Willi Baumeister: Üecht-Gruppe Stuttgart. Willy Baumeister, Gottfried Graf, Edmund Daniel Kinzinger, Albert Müller, Oskar Schlemmer, Hans Spiegel. Löffler & Bock, Stuttgart, 1919
  • Hans-Dieter Mück (Redaktion): Baumeister, Schlemmer und die Üecht-Gruppe. Stuttgarter Avantgarde 1919. (Ausstellung in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Bonn sowie in Böblingen). Matthaes, Stuttgart 1989, ISBN 3-87516-512-8.
  • Wendelin Renn, Horst Zimmermann, Andreas Zoller (Hrsg.): Südwestdeutsche Kunst zwischen Tradition und Moderne 1914 bis 1945. (Ausstellung in Dresden, Hausen ob Verena und Villingen-Schwenningen). Thorbecke, Sigmaringen 1993, ISBN 3-7995-0396-X.
  • Rudolf Utzinger: Stuttgart (Bericht von der Stuttgarter Ausstellung 1920), in: Der Ararat, 2. Jahrgang 1921, Heft 1, S. 18–20. (Digitalisat)
  • Susanne Jakob: Die Geschichte des künstlerischen Engagements der Üecht-Gruppe 1918-1924. Magisterarbeit, Institut für Kunstgeschichte, Universität Stuttgart 1986.
  • Susanne Jakob: Geistrevolution und Abstraktion. Gottfried Graf und die Stuttgarter Avantgarde 1918-1920. (Ausstellungskatalog: „Gottfried Graf und die Macht der Vision“) Städtische Galerie Böblingen 2016, S. 127–137.
  • Carla Heussler: Kunstrevolution in Stuttgart. Die Üecht-Gruppe. In: dies. / Christoph Wagner (Hrsg.): Stuttgarter Kunstgeschichten, von den schwäbischen Impressionisten bis zur Stuttgarter Avantgarde. Schnell & Steiner, Regensburg 2022 (Regensburger Studien zur Kunstgeschichte; 21), ISBN 978-3-7954-2888-4, S. 304–311.