Aegyptosaurus – Wikipedia

Aegyptosaurus
Zeitliches Auftreten
Oberkreide (Cenomanium)[1]
100,5 bis 93,9 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Dinosaurier (Dinosauria)
Echsenbeckensaurier (Saurischia)
Sauropoden (Sauropoda)
Macronaria
Titanosaurier (Titanosauria)
Aegyptosaurus
Wissenschaftlicher Name
Aegyptosaurus
Stromer, 1932
Art
  • Aegyptosaurus baharijensis

Aegyptosaurus ist eine Gattung sauropoder Dinosaurier aus der Gruppe der Titanosauria. Fossilien stammen aus der frühen Oberkreide Nordafrikas.

Aegyptosaurus wurde bereits 1932 von dem deutschen Paläontologen Ernst Stromer von Reichenbach anhand eines fragmentarischen Skeletts beschrieben, das aus der Bahariya-Oase (Bahariya-Formation) in Ägypten stammt. Einzige Art ist Aegyptosaurus baharijensis. Dieses Skelett wurde seitdem in München aufbewahrt und ging im Zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff am 24. bzw. 25. April 1944 im Museum Alte Akademie verloren.[2]

Aegyptosaurus war mit einer geschätzten Länge von 16 Metern und einem Gewicht von etwa 10 Tonnen ein mittelgroßer Sauropode.[3] Die exakte Abgrenzung von anderen Gattungen ist schwierig, da die Knochen nicht mehr für neue Untersuchungen zur Verfügung stehen.

Der einzige andere Sauropode aus der Bahariya-Formation ist der 2001 beschriebene Paralititan, der jedoch durch einige Merkmale von Aegyptosaurus unterschieden werden kann: So war Aegyptosaurus deutlich kleiner als Paralititan, beispielsweise misst der Oberarmknochen (Humerus) nur 59 % der Länge des Oberarmknochens von Paralititan. Die vorderen Schwanzwirbel von Aegyptosaurus hatten den Beobachtungen Ernst Stromers zufolge seitliche Aushöhlungen (Pleurocoele), im Unterschied zu Paralititan. Weitere Unterschiede zwischen diesen Gattungen finden sich in der Morphologie von Schulterblatt und Oberarmknochen.[4]

Die vorderen und mittleren Schwanzwirbel scheinen procoel (auf der Vorderseite konkav) gewesen zu sein – ein Merkmal modernerer (abgeleiteterer) Titanosauria.[5]

Die systematische Position innerhalb der Titanosauria ist unklar. Upchurch und Kollegen (2004) halten Aegyptosaurus für einen ursprünglicheren Titanosauria und klassifizieren ihn außerhalb der Lithostrotia, einer Gruppe, der alle moderneren Titanosaurier zugeschrieben werden.[6] Curry Rogers (2005) ordnet Aegyptosaurus jedoch als ursprünglichen Vertreter innerhalb Saltasauridae ein, zusammen mit Gattungen wie beispielsweise Opisthocoelicaudia, Saltasaurus, Nemegtosaurus und Rapetosaurus.[7]

Fund, Forschungsgeschichte und Namensgebung

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Ernst Stromer erforschte die Bahariya-Oase Anfang des 20. Jahrhunderts und beschrieb eine mannigfaltige fossile Wirbeltierfauna. Neben den Überresten des Aegyptosaurus fand er beispielsweise die Theropoden Spinosaurus, Carcharodontosaurus und Bahariasaurus. Stromers Sammlung, einschließlich der Aegyptosaurus-Knochen, wurde in der Alten Akademie in München aufbewahrt (damals Sitz der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Historischen Geologie) und ging größtenteils bei dem Luftangriff auf München 1944 verloren.[2] Das fragmentarische Skelett (Holotyp, Exemplarnummer BSP 1912 VIII 61) von Aegyptosaurus bestand aus einem teilweise erhaltenen Schulterblatt, neun Beinknochen und drei Schwanzwirbeln. Diese Überreste stammten vermutlich aus der frühen Oberkreide (Cenomanium).[6]

Der Name Aegyptosaurus leitet sich von dem lateinischen Aegypto und dem griechischen saura ab und bedeutet so viel wie „Ägyptische Echse“. Der Artname baharijensis verweist auf die Baharija-Oase, den Fundort des Skeletts.[8]

Neben dem Holotyp-Exemplar beschrieb Ernst Stromer einige weitere Sauropodenfossilien aus der Baharija-Oase und ordnete sie vorläufig ebenfalls Aegyptosaurus zu. Diese Funde schließen einen unbestimmbaren Wirbel (BSP 1912 VIII 66), zwei mögliche Schwanzwirbel (BSP 1912 VIII 67) sowie einen procoelen Schwanzwirbel (BSP 1912 VIII 65). Seit mit der Entdeckung von Paralititan zwei Sauropoden aus der Baharija-Fauna bekannt sind, müssen diese Überreste jedoch als Sauropoda ungeklärter Zuordnung (incertae sedis) klassifiziert werden, da nicht klar ist, zu welcher der beiden Gattungen sie gehörten.[4] Lapparent (1960) ordnete dieser Gattung drei weitere fragmentarische Funde aus dem Niger zu.[9][10]

  • Ernst Stromer: Ergebnisse der Forschungsreisen Prof. E. Stromers in den Wüsten Ägyptens. Abteilung 2: Wirbeltierreste der Baharîje-Stufe (unterstes Cenoman). Bd. 11: Sauropoda (= Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-Naturwissenschaftliche Abteilung. NF Bd. 10, ISSN 0005-6995). Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1932.

Einzelnachweise

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  1. Gregory S. Paul: The Princeton Field Guide To Dinosaurs. Princeton University Press, Princeton NJ u. a. 2010, ISBN 978-0-691-13720-9, S. 205, Online.
  2. a b William Nothdurft, Josh Smith: The Lost Dinosaurs of Egypt. Paperback Edition. Random House, New York NY 2003, ISBN 0-375-75979-4, S. 19–20.
  3. Thomas R. Holtz Jr.: Dinosaurs. The most complete, up-to-date Encyclopedia for Dinosaur Lovers of all Ages. Random House, New York NY 2007, ISBN 978-0-375-82419-7, S. 398.
  4. a b Joshua B. Smith, Matthew C. Lamanna, Kenneth J. Lacovara, Peter Dodson, Jennifer R. Smith, Jason C. Poole, Robert Giegengack, Yousry Attia: A Giant sauropod dinosaur from an Upper Cretaceous mangrove deposit in Egypt. In: Science. Bd. 292, Nr. 5522, 2001, S. 1704–1706, doi:10.1126/science.1060561.
  5. Louis L. Jacobs, Dale A. Winkler, William R. Downs, Elizabeth M. Gomani: New Material of an early cretaceous Titanosaurid Sauropod Dinosaur from Malawi. In: Palaeontology. Bd. 36, Nr. 3, 1993, S. 523–534, Digitalisat (PDF; 1,05 MB) (Memento vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive).
  6. a b Paul Upchurch, Paul M. Barrett, Peter Dodson: Sauropoda. In: David B. Weishampel, Peter Dodson, Halszka Osmólska (Hrsg.): The Dinosauria. 2nd edition. University of California Press, Berkeley CA u. a. 2004, ISBN 0-520-24209-2, S. 259–324.
  7. Kristina Curry Rogers: Titanosauria: A Phylogenetic Overview. In: Kristina Curry A. Rogers, Jeffrey A. Wilson (Hrsg.): The Sauropods. Evolution and Paleobiology. University of California Press, Berkeley CA u. a. 2005, ISBN 0-520-24623-3, S. 50–103, doi:10.1525/california/9780520246232.003.0003.
  8. Don Lessem, Donald F. Glut: The Dinosaur Society’s Dinosaur Encyclopedia. Random House, New York NY u. a. 1993, ISBN 0-679-41770-2, S. 7.
  9. Aegyptosaurus. In: The Paleobiology Database. Abgerufen am 27. August 2014.
  10. Albert F. de Lapparent: Les dinosauriens du „continental intercalaire“ du Sahara central (= Mémoires de la Société Géologique de France. NS Bd. 39, Nr. 88A, ISSN 0369-2027). Société Géologique de France, Paris 1960.