Agnes Günther – Wikipedia

Agnes Günther
Agnes-Günther-Haus im Wald bei Langenburg

Agnes Günther (geb. Breuning) (* 21. Juli 1863 in Stuttgart; † 16. Februar 1911 in Marburg an der Lahn[1]) war eine deutsche Schriftstellerin.

Agnes Breuning war die Tochter des Kaufmanns und Bankiers Hermann Otto Breuning sowie dessen aus England stammender Frau Anna Maria Barrell. Sie besuchte Schulen in Genf und London.[2] 1887 heiratete sie den Theologen Rudolf Günther (* 6. Oktober 1859 in Liebenzell; † 17. Juli 1936 in Marburg[3]), mit dem sie zwei Söhne hatte. Ihr Mann war von 1891 bis 1906 Stadtpfarrer von Langenburg, einem kleinen hohenlohischen Städtchen oberhalb der Jagst mit Schloss, Stammsitz der Fürsten von Hohenlohe-Langenburg. Sie folgte ihrem Mann 1906 nach Marburg, wo er 1907 zum Professor der kirchlichen Kunst berufen wurde. 1911 starb sie nach langer Krankheit an einem Lungenleiden.

Literarisches Schaffen

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Inspiriert von der Landschaft der Hohenloher Ebene schrieb sie dort ihren einzigen Roman Die Heilige und ihr Narr, mit dem sie einen bis in unsere Zeit reichenden, legendären Erfolg errang.[4]

Mit über 140 Auflagen hat die Zahl der gedruckten Exemplare die Millionengrenze längst überschritten, wozu auch die Verfilmungen beigetragen haben.[5]

Das 1913 posthum veröffentlichte Melodram beschreibt Liebe und Leben der Fürstentochter und Halbwaise Rosmarie, deren Glück von der eifersüchtigen Stiefmutter zerstört wird. Der vielgeliebte und – als zu sentimental – ebenso heftig geschmähte Bestseller hat Generationen vor allem weiblicher Leser zu Tränen gerührt. Die Schauplätze des Romans sind Schloss Langenburg (im Roman Brauneck), Schloss Tierberg (Schweigen) bei Braunsbach und Schloss Morstein (Thorstein) bei Gerabronn.

In der Carl-Julius-Weber-Gedenkstube im Langenburger Rathaus sind auch einige Gegenstände von Agnes Günther ausgestellt.

  • Die Heilige und ihr Narr, Verlag J. F. Steinkopf, Stuttgart 1913; zuletzt: 144. Auflage. Steinkopf, Kiel 2011, ISBN 978-3-7984-0813-5
  • Von der Hexe, die eine Heilige war. Mit 12 Illustrationen von Tilla Ebhardt. Verlag der christlichen Welt, Marburg an der Lahn 1913.
  • Christa Braun: Auf den Spuren Agnes Günthers, Geschichts- und Kulturverein Langenburg, Langenburg 2011
  • Dorothea Demmel: Die Frau mit den bunten Flügeln – Die Agnes Günther-Biographie, J. F. Steinkopf, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-7984-0820-3
  • Karl Josef Friedrich: Die Heilige. Erinnerungen an Agnes Günther, die Dichterin von „Die Heilige und ihr Narr“, F.A. Perthes, Gotha 1915.
  • Gerhard Günther: Ich denke der alten Zeit, der vorigen Jahre; Agnes Günther in Briefen, Erinnerungen, Berichten. J. F. Steinkopf, Stuttgart 1972, ISBN 3-7984-0276-0
  • Rudolf Günther: Unter dem Schleier der Gisela; aus Agnes Günthers Leben und Schaffen, Verlag J. F. Steinkopf, Stuttgart 1936 DNB
  • Hans Dieter Haller: Agnes Günther (1863 bis 1911). In: Pegasus auf dem Land – Schriftsteller in Hohenlohe, Baier, Crailsheim 2006, S. 56–61, ISBN 978-3-929233-62-9
  • Felix Hollenberg: Auf Agnes Günthers Spuren; sechs Landschaften aus Langenburg und Umgebung nach Aquarellen. J. F. Steinkopf, Stuttgart 1916.
  • Rudolf Schlauch: Günther, Agnes Elisabeth, geborene Breuning. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 267 (Digitalisat).
Commons: Agnes Günther – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Agnes Günther – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. siehe Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStAMR), Best. 915 Nr. 5700, S. 69 (Digitalisat).
  2. Gisela Brinker-Gabler, Karola Ludwig, Angela Wöffen: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1800–1945. dtv, München 1986, ISBN 3-423-03282-0, S. 116.
  3. GND 136153402
  4. Karl Josef Friedrich, ihr junger Freund und späterer Herausgeber ihres Bestsellers, schrieb 1912 an den damaligen Herausgeber der Süddeutschen Monatshefte, Josef Hofmiller: „Agnes Günther war eine bezaubernde, geistvolle Frau ohnegleichen. Als ich sie zum ersten Male sah, wußte ich sofort, sie ist einer der Menschen, die unsichtbare Kronen tragen. Sie vermochte, durch die Lebhaftigkeit ihrer Erzählung in einer Gesellschaft nach kurzer Zeit alle in ihren Bann zu ziehen, daß ihr alle atemlos lauschten. Sie war eine Dichterin von Kind an, ein Dichtkind, als sie zum ersten Mal mit ihren ‚Geistern‘ Freundschaft schloß. Die Durchflutung alles Lebens rings um sie her war echteste Dichterkraft. Die Märchen, die sie ihren Kindern erzählte, waren die Geschichten dieser ihrer Geister, ihrer ‚Freunde‘, ihrer Vorfahren, die alle in ihrem Blute weiterlebten und zu ihr verständlich und traut redeten und sie um Leben anbettelten. Agnes Günther war immer ganz Gefühl, sie war also immer ganz gesammelt und sich niemals entfremdet. Sie war von dem Blute der Frauen, die uns die schönsten deutschen Märchen erzählt haben ...“ (Mein buntes Leben. S. 82 f.)
  5. Deutschlandradio Kultur vom 31. Mai 2011: Der Stuttgarter Antiquar Frieder Weitbrecht, Enkel des damaligen Verlegers Friedrich Weitbrecht im Verlag Steinkopf, hat das handgeschriebenes Verlagsbuch aufgeschlagen - auf der ersten Seite prangen die Worte "mit Gott" - und er entnimmt daraus die Auflagenentwicklung: "Wir sehen hier 1913 im April 3.200 Exemplare, im September 3.300 und im Dezember 3.300. Also im ersten Jahr schon 10.000. Das ist ziemlich flott. 1914 im Februar waren es 6.600, und im Juni 10.000, im September 1914 allein 20.000 und im Dezember noch mal 20.000. Wie teuer war denn das Buch? 4 Mark 50. 1921, im November, noch mal 10.300, 1923 6.600 und so geht es weiter. Und insgesamt bis heute sind, glaub ich, 1,7 Millionen Exemplare auf dem Markt. Von den 1,7 Millionen sind vielleicht 1,65 Millionen vor 1960 verkauft worden. Danach hat es schon sehr nachgelassen. Der Verlag verkauft jetzt noch von der Auflage, die 2001 gedruckt wurde." (online auf dradio.de)