Sittwe – Wikipedia
စစ်တွေ Sittwe | ||
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Koordinaten | 20° 9′ N, 92° 54′ O | |
Basisdaten | ||
Staat | Myanmar | |
Staat | Rakhaing-Staat | |
ISO 3166-2 | MM-16 | |
Einwohner | 181.000 (2006) | |
Hauptstraße von Sittwe |





Sittwe, bis 1989 Akjab (birmanisch စစ်တွေမြို့, BGN/PCGN: sittwemyo) ist die Hauptstadt des Rakhaing- bzw. Arakanstaates in Myanmar und bildet zugleich den Haupthafen an der Ostküste der Insel Akjab sowie an der Mündung des Flusses Kaladan (oder Kualadan).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gebiet des heutigen Sittwe war bis 1784 Bestandteil des Arakan Reiches. In diesem Jahr wurde es von Burma, dem heutigen Myanmar erobert. Eine bedeutende Schlacht zwischen den Burmesen Truppen unter der Führung von König Bodawpaya und arakaneischen Verteidigern fand in der Gegend von Sittwe statt. Die Arakanesen wurden dabei vernichtend geschlagen. Nach der Schlacht war der Weg der burmesischen Landungstruppen in die Hauptstadt Mrauk U frei. Nach dem Erster Anglo-Birmanischen Krieg 1824 kam das Gebiet um Sittwe 1826 durch den Vertrag von Jandabu unter britische Herrschaft. Zu Beginn der Herrschaft der Briten bestand das Gebiet des heutigen Sittwe aus unbedeutenden Fischerdörfern. Die Gegend verfügte aber über 4 Stupas aus dem 16. Jahrhundert mit Namen Akyattaw, Thingyittawdhāt, Letyatalundaw, und Letwetalundaw. Die heutige Stadt wurde am 12. Januar 1826 von den Briten als Akyab gegründet. Sie hatte 15.536 Einwohner.[1] Die Briten bauten die Fischerdörfer und den Hafen aus. Auch ein Gefängniß wurde im Süden der Stadt errichtet.[2] Insbesondere wurde hier viel mit Reis gehandelt. Die britische Kolonialmacht ermutigte muslimische Bewohner aus dem heutigen Bangladesh sich in Sittwe niederzulassen. Bangladesh war Teil der Kolonie Indien des britischen Reiches. Aber bereits im Arakan Reich gab es eine bedeutende muslimische Minderheit im Gebiet des heutigen Sittwe. Dies stellte der britische Geograph Dr. Francis Buchanan-Hamilton 1799 fest.[3]
In der Verfassung von Myanmar 2008 wird Sittwe zur Hauptstadt des Arakanstaates erklärt. 2009 startete die indische Regierung ein großangelegtes Projekt, dass Kaladan Multi-Modal Transit Transport Project (kurz KMTTP). Die indische Regierung investierte 120 Millionen Dollar in den Hafen der Stadt. Das KMTTP sollte die Versorgung der östlichen Gebiete von Indien verbessern und umfasste neben dem Ausbau des Hafens Autobahnen entlang des Kaladan Flusses nach Mizoram und Manipur. Auch der Kaladan wurde von Indien schiffbar gemacht. Der erweiterte Hafen ging 2022 in Betrieb. Eine regelmäßige Schiffsverbindung zwischen Kalkutta und Sittwe wurde eingerichtet. Im Hafen wurden die Waren auf Binnenschiffe umgeladen und nach Paletwa transportiert. 2024 musste der Betrieb aufgrund von Kampfhandlungen unterbrochen werden.[4]
Bis 2012 hatte Sittwe eine große Rohingya Minderheit. Laut Angaben der Harvard-Universität waren 73.000 Bewohner von Sittwe muslimischen Glaubens.[5] Viele der muslimischen Einwohner wurden nach Bangladesh vertriben oder wurden in Lagern gefangen gehalten. Dörfer in der Umgebung von Sittwe wurden niedergebrannt, viele Einwohner getötet.[6] Es wird vermutet, dass bis zu 110.000 Menschen in sogenannten IDP Lagern[7] um Sittwe festgehalten wurden.[8] Time bezeichnete die Lager als Konzentrationslager, nicht als Flüchtlingslager.[9] Die Bewohner durften die Lager nicht verlassen, keiner Arbeit nachgehen und sie wurden nicht ausreichend versorgt und keine Bildung den Kindern angeboten. In Sittwe selber gab es nach den Ausschreitungen gegen die Rohingya keine Bevölkerung muslimischen Glaubens mehr im Stadtgebiet. Laut Harvard wurden sämtliche Moscheen in Sittwe geschlossen, niedergebrannt, vandaliert und der Zugang durch das Militär blockiert. Die Ruinen werden der Natur überlassen und verwildern zunehmend.[10]
Stand 2025 wurden große Teile des Arakanstaates von der Arakan Army (kurz AA) kontrolliert. Die Regierung kontrollierte nur kleine Gebiete um Sittwe und um die Städte Kyaukphyu und Munaung.[11] 14 der 17 Bezirkshauptstädte befanden sich unter der Kontrolle der AA, welche eine eigene Verwaltung in diesen Gebieten errichtet hatte. Die AA war 2009 mit Hilfe der Kachin Independence Army (kurz KIA) gegründet worden und strebt eine größtmögliche Unabhängigkeit des Rakhaing-Staates von der Zentralregierung an.[12] Analysten gingen 2025 davon aus, dass die AA den gesamten Staat und damit Sittwe übernehmen könnten, da sie eine massive Operation gegen Sittwe vorbereiteten.[13] Die Regierung kontrollierte 2025 nur ein kleines Gebiet nördlich der Stadt, die AA drang bis zu 4 Kilometer an das Stadtzentrum vor. Sittwe konnte 2025 nur durch die Luft und durch Schiffe versorgt werden. Die Versorgung der Stadt erfolgte primär durch Fallschirmabwũrfe. Die meisten Bewohner versuchten aus dem Kampfgebiet zu fliehen, was von Regierungstruppen verhindert wurde. Die AA ist mit weitreichender Artillerie und gepanzerten Fahrzeugen ausgestattet und verfügt über eine große Anzahl an Drohnen.
Ob es zu einer Zusammenarbeit zwischen der AA und der indischen Regierung wegen des KMTTP kommen wird, war 2025 fraglich. In diesem Jahr waren alle Straßenverbindungen des KMTTP unter der Kontrolle der AA und diverser Chin Rebellengruppen. Die indische Regierung lehnte bis 2024 Verhandlungen mit Nichtregierungsorganisationen, also mit der AA und den Chin Rebellen ab. Im November 2024 kam es zu ersten Gesprächen zwischen der AA, den Chin Rebellen und der indischen Regierung. Diese hatte 500 Millionen Dollar in Straßen, welche nun unter der Kontrolle der AA und den Chin standen investiert.[14]
2024 begann das Militär eine Rekrutierungskampagne in den IDP Lagern der Rohingya in Sittwe. 12 Jahre davor hatte dasselbe Militär genau dieselben Rohingyas bekämpft. Jetzt benötigten sie Ihre Hilfe im Kampf gegen die AA.[15][16]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sittwe hat aufgrund des großen und sicheren Hafens eine für die Schifffahrt günstige Lage. Der Flughafen ist der Sittwe Airport (IATA: AKY, ICAO: VYSW). Es gibt eine schiffbare Verbindung nach Paletwa. Im Rahmen des KMTTP errichtete die indische Regierung das Paletwa Inland Water Transport Terminal am Kaladan-Fluss. Von dort wurde von der indischen Regierung der Paletwa-Mizoram Highway errichtet.[17] Obwohl Paletwa im Chin-Staat liegt und nicht im Arakan Staat wurde es 2025 von der AA kontrolliert.
Bildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sittwe Universität
- Technische Universität, Sittwe[18]
Klimatabelle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Sittwe
Quelle: wetterkontor.de |
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hector Hugh Munro, englischer Schriftsteller (1870–1916), in Akjab geboren.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise und Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ narinjara.com, 26. Januar 2023: Celebrating 197th anniversary of British founded Sittwe ... Mentionable is that Sittwe was founded by the British on 12 January 1826
- ↑ bnionline, 8. Oktober 2019: ... There is an old prison in the southern part of the city. It was built in 1826
- ↑ Rohingya Culture Center: History of the Rohingya ... ”the Mohammedans, who have long settled in Arakan, call themselves ‘Rooinga’, or natives of Arakan… the other are Rakhing …
- ↑ bnionline, 4. Oktober 2024: India Trying to Ensure Continued Operation of Sittwe-India Port, Currently Halted Due to Ongoing Fighting
- ↑ Harvard-Universität, 17. Januar 2018: Rohingya Crisis: Rakhine’s Fallen Mosques ...Prior to 2012, Sittwe was home to 73,000 Muslims–nearly half the population of the city–yet today there are virtually no Muslims remaining, save those confined to the camps who are not allowed to leave the premises.
- ↑ Human Rights Watch A Decade of Detention for Rohingya in Myanmar’s Rakhine State
- ↑ IDP Internally displaced persons
- ↑ AA: An estimated 110,000 ethnic Rohingya live in an overcrowded IDP camp in the outskirts of Sittwe.
- ↑ time.com: These Aren’t Refugee Camps, They’re Concentration Camps, and People Are Dying in Them
- ↑ Harvard-Universität, 17. Januar 2018: Rohingya Crisis: Rakhine’s Fallen Mosques Now overrun by monsoon-fed mangrove forests, the structures stand in defiance of a society that has, over several decades, attempted the erasure of its Muslim population.
- ↑ Radio Free Asia, 18. Februar 2025: Arakan Army closing in on capital of Myanmar’s Rakhine state The ethnic minority rebel force launched artillery attacks on Sittwe and fired on vessels at a junta naval base.
- ↑ Irewaddy, 19. März 2025: Mapping the Myanmar Junta’s Gains, Losses, and Stalemates Since Operation 1027 ... The Arakan Army (AA) controls most of Rakhine State, except for the capital Sittwe, Kyaukphyu, and Manaung.
- ↑ CSIS, 20 Februar 2025: Arakan Army Posed to “Liberate” Myanmar’s Rakhine State ... If recent trends continue for the rest of 2025, there is a good chance that the AA will eventually take complete control of Rakhine State, as well as Paletwa Township in Chin State.
- ↑ narinjara.com, 3. Dezember 2024: India-AA Relations Strengthen The relationship between the Indian government and the Arakan Army (AA), which oversees 85% of the land in Arakan State, has notably strengthened. In early November, the Indian Ministry of External Affairs discreetly invited various resistance groups, including the Arakan Army, to New Delhi for talks.
- ↑ BBC, 8. April 2024: Myanmar's army massacred Rohingyas. Now it wants their help
- ↑ NHK World, 8 November 2024: Myanmar junta forces Rohingya to fight on frontlines
- ↑ narinjara.com, 3. Dezember 2024: The project encompasses the Sittwe Port, Paletwa Inland Water Transport Terminal, Kaladan River Bridge, and the Paletwa-Mizoram Highway, with Sittwe Port serving to promote trade with India’s northeastern states.
- ↑ Website der Universität ( des vom 3. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.