al-Mawasi – Wikipedia

al-Mawasi
المواصي
Verwaltung: Palastina Autonomiegebiete Palästinensische Autonomiegebiete
Gebiet: Staat Palästina
Gouvernement: Rafah
Koordinaten: 31° 20′ N, 34° 14′ OKoordinaten: 31° 19′ 44″ N, 34° 13′ 48″ O
Einwohner: 1.409 (Stand: 2006)
Zeitzone: UTC+2
al-Mawasi (Palästinensische Autonomiegebiete)
al-Mawasi (Palästinensische Autonomiegebiete)
al-Mawasi

Al-Mawasi (arabisch المواصي, DMG al-Mawāṣī) ist ein an der Mittelmeerküste gelegenes Dorf im Süden des palästinensischen Autonomiegebietes Gazastreifen im Gouvernement Rafah. Im Jahre 2006 hatte der Ort nach Angaben des Palästinensischen Büros für Statistik 1.409 Einwohner.[1]

Evakuierung nach al-Mawasi während der Israel-Gaza-Krieges ab 2023

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Al-Mawasi wurde den Binnenflüchtlingen im Gazastreifen von den Israelischen Verteidigungsstreitkräften (IDF) Mitte Oktober 2023 als „sichere Zufluchtsstätte“ im Sinne einer humanitäre Schutzzone im laufenden Gaza-Krieg genannt.[2] Am 22. Dezember 2023 stellte die Nichtregierungsorganisation Save the Children die Situation der Binnenflüchtlinge in der an Ägypten grenzenden Enklave Gaza so dar:

„Viele Menschen im Gazastreifen wurden bereits mehrfach vertrieben und fliehen nun aus Gebieten, die ihnen als sicher galten. Die Menschen haben überall Zuflucht gesucht, wo sie nur konnten - in überfüllten Unterkünften, Krankenhäusern, Schulen oder bei Verwandten. Menschen und zivile Infrastrukturen wie Krankenhäuser und Schulen, die nach internationalem Recht besonderen Schutz und Sicherheit genießen, wurden beschossen und bombardiert.“

Save the Children[3]

Um die Flüchtlinge nach al-Mawasi zu dirigieren, veröffentlichte die IDF Videos und Landkarten in Arabisch und Englisch, in denen alle Menschen im Norden Gazas – somit auch im dicht besiedelten Gebiet von Gaza-Stadt – aufgefordert wurden, ihre Häuser umgehend zu verlassen und sich im Süden des palästinensischen Autonomiegebietes in Sicherheit zu bringen. Als Zufluchtsstätte wurde den Menschen das Dorf al-Mawasi genannt. Die IDF versprach, dass wenn nötig internationale humanitäre Hilfe dorthin geschickt werde. Seitdem befinden sich zehntausende Binnenflüchtlinge in dem als „humanitäre Schutzzone“ definierten Gebiet, obwohl es dort an der nötigen Infrastruktur mangelt, also insbesondere Zelten, Wasser, Nahrung, sanitären Anlagen fehlten und auch die Hilfslieferungen nicht ausreichend sind.[4]

In einem Kommentar in der israelischen Zeitung Haaretz wies der Journalist Gideon Levy im Februar 2024 darauf hin, dass es in al-Mawasi außer Sand nichts gebe: „keine Infrastruktur, kein Wasser, kein Strom, keine Wohnungen“.[5] Levy fügt hinzu, dass die von der IDF vorgesehene Evakuierung von 1,5 Millionen Flüchtlingen von Rafah nach al-Mawasi, einem Gebiet von 16 km2, „das in etwa der Größe des internationalen Flughafens Ben-Gurion entspricht, das Dorf zum Schauplatz einer humanitären Katastrophe machen würde, wie wir sie im Gazastreifen noch nicht erlebt haben“.[5]

Bombenangriff der IDF auf Al-Mawasi

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Am 13. Juli 2024 bestätigten die IDF, dass sie in dem von Israel als „humanitäre Schutzzone“ ausgewiesenen Gebiet um Al-Mawasi einen Luftangriff durchgeführt hätten, der dem obersten militärischen Befehlshaber des militärischen Flügels der Hamas Mohammed Deif und dem Kommandeur der Kassam-Brigaden in der Stadt Chan Junis, Rafa Salama, gegolten habe. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen wurden bei dem israelischen Luftangriff 90 Menschen getötet und etwa 300 verletzt. Unklar war, ob Mohammed Deif und Rafa Salama, wie von den IDF geplant, Opfer des Luftangriffs wurden.[6][7][8] Am 14. Juli meldete die IDF, dass Rafa Salama getötet wurde. Deif soll laut Angaben der Hamas wohlauf sein.[9]

Einzelnachweise

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  1. Geographie von al-Mawasi. In: jordimarin.cat. Abgerufen am 14. Februar 2024 (katalanisch).
  2. Liam Stack, Lara Bayoumy: Gazans Find Scant Aid at Village Where They Were Advised to Relocate In: The New York Times, 6. Dezember 2023 (englisch). .
  3. 12.000 Children a Day Forcibly Displaced in gaza, as new "Evacuation Orders" issued to civilians. In: savethechildren.net. 4. Dezember 2023, abgerufen am 8. März 2024 (englisch).
  4. Tim Assmann: Elend in der Schutzzone – al-Mawasi im Gaza-Streifen. In: deutschlandfunk.de. 11. Dezember 2023, abgerufen am 8. Februar 2024.
  5. a b Gideon Levy: An Israeli Incursion Into Gaza's Rafah Will Be an Unprecedented Humanitarian Catastrophe In: Haaretz, 11. Februar 2024 (englisch). .
  6. Gaza-Krieg: Israel bestätigt Angriff auf Hamas-Militärchef Mohammed Deif. In: Der Spiegel. 13. Juli 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 13. Juli 2024]).
  7. Carl Friedrichs, dpa, AFP, Reuters: Krieg in Gaza: Hamas meldet viele Tote nach Angriff auf Geflüchtetenlager. In: Die Zeit. 13. Juli 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 13. Juli 2024]).
  8. Hamas-run health ministry says 90 killed in Gaza strike targeting Mohammed Deif. 13. Juli 2024, abgerufen am 13. Juli 2024 (britisches Englisch).
  9. Israel meldet Tod von Drahtzieher vom 7. Oktober. 14. Juli 2024, abgerufen am 19. Juli 2024.