Alpen-Hornkraut – Wikipedia

Alpen-Hornkraut

Alpen-Hornkraut (Cerastium alpinum)

Systematik
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Nelkengewächse (Caryophyllaceae)
Unterfamilie: Alsinoideae
Gattung: Hornkräuter (Cerastium)
Art: Alpen-Hornkraut
Wissenschaftlicher Name
Cerastium alpinum
L.

Das Alpen-Hornkraut[1] (Cerastium alpinum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Hornkräuter (Cerastium) innerhalb der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae).

Illustration aus Atlas der Alpenflora, 1882
Blüte

Vegetative Merkmale

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Das Alpen-Hornkraut ist eine ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 6 bis 20 Zentimetern.[2] Sie wächst mit einem Rhizom[2] lockerrasig mit nicht blühenden, bis zu 6 Zentimeter hohen rosettenähnlichen Trieben.[2] Die oberirdischen Pflanzenteile besitzen viele 1 bis 1,5 Millimeter lange Haare und vereinzelte Drüsenhaare; seltener sind sie kahl (Indument). Der niederliegende bis aufsteigende Stängel ist mit weißen Trichomen wollig behaart oder sehr selten fast kahl.[2]

Die sitzenden[2] Laubblätter sind gegenständig am Stängel angeordnet. Die Blattspreite ist bei einer Länge von meist 10 bis 18 Millimetern sowie einer Breite von meist 5 bis 7 Millimetern 1,5- bis viermal so lang wie breit und verkehrt-eiförmig, eiförmig, elliptisch, elliptisch-verkehrt-lanzettlich bis lanzettlich mit stumpfem oberen Ende.[2]

Generative Merkmale

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Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Der offene, zymöse Blütenstand enthält nur ein oder meist zwei bis vier Blüten.[2] Das Tragblatt ist lanzettlich mit spitzem oberen Ende, schmalen Rand und drüsig-behaart.[2] Der anfangs gerade, oft an seiner Basis abgewinkelt und an seinem oberen Ende gekrümmt werdende Blütenstiel ist schlank, 4 bis 30 Millimeter lang und verlängert sich bis auf das drei- bis vierfache der Länge der Kelchblätter.[2]

Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf grünen und oft violett getönten Kelchblätter sind bei einer Länge von 7,5 bis 10 Millimetern elliptisch-lanzettlich mit spitzem bis stumpfem oberen Ende und dicht mit langen Haaren und kurzen Drüsenhaaren behaart.[2] Die fünf Kronblätter sind ausgerandet und mit einer Länge von 14 bis 18 Millimetern bis zu doppelt so lang wie die meist Kelchblätter.[2] Es sind zehn Staubblätter vorhanden. Es sind fünf Griffel vorhanden.[2]

Die Kapselfrucht ist bei einer Länge von 12 bis 16 Millimetern etwa solang bis zu doppelt so lang wie die Kelchblätter und zylindrisch sowie etwas gekrümmt und öffnet sich mit zehn geraden Zähnen.[2] Die dunkel-braunen Samen weisen einen Durchmesser von 1 bis 1,4 Millimetern auf.[2] Die überaus warzig Samenschale (Testa) ist nicht aufgeblasen.[2]

Chromosomensatz

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Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 72[3].[4], seltener 36[4], 90[4], 104+2[2] oder 108[2].

Das Alpen-Hornkraut ist von Europa über Island und Grönland bis Kanada verbreitet. In den Westalpen ist es selten und fehlt gebietsweise. Sonst ist es in Mitteleuropa sehr selten, aber an seinen Standorten meist auffällig.

Das Alpen-Hornkraut gedeiht meist in Höhenlagen von 1800 bis 2500 Metern. In den Allgäuer Alpen steigt es am Gipfel des Hochrappenkopfs in Bayern bis in eine Höhenlage von 2420 Metern auf.[5]

Das Alpen-Hornkraut gedeiht am besten auf humosen, trockenen, kalkarmen Böden. Es gedeiht auch noch in Felsspalten, auf windgefegten Graten sowie in steinigen, trockenen Rasen und Matten. Es ist eine Charakterart des Elynetum aus dem Verband Elynion.[3]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 1+ (unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[6]

Cerastium alpinum subsp. lanatum

Die Erstveröffentlichung von Cerastium alpinum erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, Seite 438–439.[7][8] Das Artepitheton alpinum bedeutet „aus den Alpen“. Es gibt die beiden Homonyme Cerastium alpinum All. sowie Cerastium alpinum Bunge.[8] Synonyme für Cerastium alpinum L. sind: Cerastium lanatum Lam., Cerastium atratum Lapeyr., Cerastium glaberrimum Lapeyr., Cerastium glabratum Hartm., Cerastium alpinum var. nevadense Pau, Cerastium alpinum subsp. nevadense (Pau) Mart. Parras & Molero Mesa, Cerastium alpinum subsp. glabratum (Hartm.) Á.Löve & D.Löve, Cerastium alpinum subsp. squalidum (Ramond) Hultén, Cerastium alpinum subsp. babiagorense Zapał.,Cerastium alpinum subsp. lanatum (Lam.) Asch. & Graebn., Cerastium alpinum var. aquaticum Boiss., Cerastium alpinum subsp. aquaticum (Boiss.) Mart. Parras & Molero Mesa.[7]

Die Art Cerastium alpinum gehört zu einer Gruppe näher verwandter und manchmal schwierig zu trennender Arten. Dazu gehören Cerastium aleuticum, Cerastium alpinum, Cerastium arcticum, Cerastium beeringianum, Cerastium bialynickii, Cerastium fischerianum, Cerastium glabratum, Cerastium regelii und Cerastium terrae-novae.[2] Cerastium alpinum unterscheidet sich von allen anderen dieser Arten durch seine Behaarung bestehend aus langen, silbrigen, durchscheinenden, mehrzelligen und gebogenen Haaren.[2]

In unterschiedlichen Zeiten wird diese Verwandtschaftsgruppe sehr kontrovers diskutiert. Bei manche Autoren gibt es etwa drei Unterarten.[9] Andere Autoren sind der Meinung, sie sollten besser als Varietäten eingestuft werden[9]:

  • Cerastium alpinum L. subsp. alpinum: Sie kommt in Nordeuropa, in Grönland und in Kanada vor. Die Chromosomenzahl ist 2n = 72 oder 108.[2]
  • Cerastium alpinum subsp. lanatum (Lam.) Ces. (Syn.: Cerastium alpinum var. lanatum (Lam.) Hegetschw.): Sie kommt in Europa, in Grönland und in Kanada vor. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 72, 104+2 oder 108.[2] Es ist in Deutschland extrem seilten.[10]
  • Cerastium alpinum subsp. squalidum (Ramond) Hultén (Syn.: Cerastium alpinum var. squalidum (Ramond) Rico ex Muñoz Garm. & Pedrol): Sie kommt in den Pyrenäen vor.[9]
  • Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. Begründet von Werner Rothmaler. 20., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-1606-3.
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 2: Eibengewächse bis Schmetterlingsblütengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
  • Otto Schmeil, Jost Fitschen (Begr.), Siegmund Seybold: Die Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. 95. vollst. überarb. u. erw. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01498-2.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2., korrigierte und erweiterte Auflage. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.

Einzelnachweise

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  1. Cerastium alpinum L., Alpen-Hornkraut. auf FloraWeb.de
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u John K. Morton: In: Cerastium Linnaeus. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 5: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 2. Oxford University Press, New York und Oxford, 2005, ISBN 0-19-522211-3. Cerastium alpinum Linnaeus. - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  3. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage, Seite 378. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 378.
  4. a b c Cerastium alpinum bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 500.
  6. Cerastium alpinum L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 15. April 2021.
  7. a b Karol Marhold: Caryophyllaceae. Datenblatt Cerastium alpinum. In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011.
  8. a b Cerastium alpinum bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 19. November 2023.
  9. a b c Jaakko Jalas, Juha Suominen: Atlas florae europaeae. Band 6: Caryophyllaceae (Alsinoideae and Paronychioideae), Helsinki 1983, ISBN 951-9108-05-X. S. 98.
  10. Cerastium alpinum subsp. lanatum (Lam.) Ces., Wolliges Alpen-Hornkraut. auf FloraWeb.de
Commons: Alpen-Hornkraut (Cerastium alpinum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien