Leib-Kürassier-Regiment „Großer Kurfürst“ (Schlesisches) Nr. 1 – Wikipedia

Kaserne des Regiments in Breslau, 2006
Doppelbildnis der Prinzen Friedrich von Preußen und Wilhelm zu Solms-Braunfels in Kürassieruniformen – Regimentschef Prinz Friedrich von Preußen (links) in der Uniform des Schlesischen Kürassier-Regiments Nr. 1 im Jahr 1830

Das Leib-Kürassier-Regiment „Großer Kurfürst“ (Schlesisches) Nr. 1 war ein Kavallerieverband der Preußischen Armee, die als Dragoner-Garde 1674 gegründet wurde. Im 18. Jahrhundert war es ein Kürassier- Regiment zu Pferde (K 4). Es wurde 1918 aufgelöst und galt im 19. Jahrhundert als ältestes Regiment der preußischen Kavallerie.

Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Große Kurfürst, erteilte am 1672 seinem Obermundschenk Joachim Ernst von Grumbkow die Order zur Aufstellung von zwei Kompanien Dragoner für den Ordonnanzdienst bei Hofe. Diese beiden Kompanien „Hofstaat Dragoner“ wurden am 21. Juni 1674 zum Leib-Dragoner-Regiment „von Grumbkow“ hochgestuft und als Leibgarde des Kurfürsten verwendet.

Am 27. Februar 1714 verlor das Regiment unter König Friedrich Wilhelm I. seinen Status als Garderegiment und firmierte fortan unter der Bezeichnung Dragonerregiment „von Blanckensee“ mit dem angehängten Namen des Chefs des Regiments. Im Jahre 1718 wurde der Verband in ein Regiment zu Pferde (Kürassier Regiment) mit der Stammlistennummer Nr. 4 (K 4) umgewandelt. Zwischen 1733 und 1758 führte der Verband den Namen Regiment „von Geßler“ und lag in verschiedenen Orten in Ostpreußen in Garnison.

Nach dem Zusammenbruch der Preußischen Armee im Jahre 1807 und der damit verbundenen Neuformierung und Reorganisation wurden dem Regiment in diesem Jahre die Reste der Dragonerregimenter „von Prittwitz“ und des Kürassierregiments „von Heising“ zugeschlagen.

Mit Allerhöchster Kabinetts Ordre vom 7. September 1808 wurde die Namensgebung der preußischen Verbände grundlegend geändert. Statt des Namens des Chefs wie bisher, wurde eine landsmannschaftliche Bezeichnung mit durchlaufender Nummerierung gewählt. Das Regiment führte nunmehr den Namen Schlesisches Kürassier-Regiment Nr. 1, dem am 3. Dezember Breslau als Garnison zugewiesen wurde. Durch A.K.O. erfolgte am 18. September 1866 die Umbenennung in Leib-Kürassier-Regiment Nr. 1 und am 27. Januar, dem Geburtstag des Kaisers, in Leib-Kürassier-Regiment „Großer Kurfürst“ (Schlesisches) Nr. 1.

Teilnahme an Gefechten und Kampfhandlungen

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Befreiungskriege

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In den Befreiungskriegen 1813/15 kämpften die Kürassiere bei Groß-Görschen (2. Mai 1813), bei Haynau (26. Mai 1813) und in der Völkerschlacht bei Leipzig. Der Einmarsch nach Frankreich erfolgte im März 1814 sowie die Teilnahme an der Schlacht bei Laon. Beim Feldzug gegen Napoleon im Jahre 1815 stand der Verband bei der Reservekavallerie, nahm jedoch an der Siegesparade in Paris am 24. August 1815 teil. Am 25. Januar 1816 erfolgte die Rückkehr in die Garnison Breslau.

Revolution 1848

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Im Rahmen der Bekämpfung von Aufständischen kam das Regiment bei der Niederschlagung der revolutionären Unruhen in Posen zum Einsatz.

Das Regiment gehörte zur Reserve und nahm an nur einem Gefecht teil.

Das Regiment gehörte zur Reserve und hatte zunächst keine Einsätze. Es wurde dann zur Belagerungsarmee vor Paris verlegt und kämpfte anschließend gegen die französische Loire-Armee. Nach dem Waffenstillstand verblieb der Verband zunächst noch bei den Besatzungstruppen und kehrte am 16. Juni 1871 nach Breslau zurück.

Das Regiment rückte im Verband der 5. Kavallerie-Division nach Frankreich aus, wo es an der Marneschlacht teilnahm. Im November 1914 verlegten die Kürassiere an die Ostfront, wo sie zunächst vorwiegend in Russisch-Polen und den Karpathen eingesetzt wurden. Im Sommer 1915 erfolgte die Verlegung in die Prypjat-Sümpfe und die Gegend von Pinsk, wo die Truppe bis Januar 1918 verblieb und kavalleristisch im Meldereiter und Ordnungsdienst verwendet wurde. Danach erfolgte die Auflösung der Division. Die betroffenen Kavallerie-Regimenter gaben ihre Pferde ab und wurden im Rahmen der Kavallerie-Schützenverbände auf dem Truppenübungsplatz Zossen infanteristisch ausgebildet. Vom Juli 1918 bis zum Kriegsende kämpfte das nunmehrige Schützenkommando 11 in der Champagne und nahm an den schweren Abwehrschlachten in diesem Abschnitt teil.

Nach dem Kriegsende beorderte man das ehemalige Leib-Kürassier-Regiment nach Berlin, wo es zum Schutz der Reichsregierung gegen die aufständische Volksmarinedivision eingesetzt wurde. Danach zogen die Reste des Regiments nach Breslau, wo sie demobilisiert wurden.

Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass des Chefs der Heeresleitung General der Infanterie Hans von Seeckt vom 24. August 1921 die 1. Eskadron des 7. (Preußisches) Reiter-Regiments in Breslau.

Dienstgrad Name Datum[1]
Oberstleutnant/Oberst Karl Johann von Mutius 25. November 1807 bis 31. Dezember 1810
Major/Oberstleutnant/Oberst Ferdinand von Lessel 01. Januar 1810 bis 2. Mai 1813
Major/Oberstleutnant/Oberst Karl von Briesen 27. Mai 1813 bis 9. Mai 1816
Oberstleutnant/Oberst Ernst von Krosigk 1816
Major/Oberstleutnant Friedrich von dem Bussche-Ippenburg 01. Dezember 1823 bis 30. März 1829
Oberstleutnant Moritz von Froelich 09. Mai 1828 bis 29. März 1830 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Moritz von Froelich 30. März 1830 bis 29. März 1838
Major Friedrich von Reitzenstein 30. März 1838 bis 24. März 1841
Major Wilhelm von Tresckow 26. März bis 11. September 1841 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Wilhelm von Tresckow 12. September 1841 bis 6. März 1848
Major/Oberstleutnant/Oberst Ferdinand von Sydow 09. März bis 6. Mai 1848 (mit der Führung beauftragt)
Major/Oberstleutnant/Oberst Ferdinand von Sydow 07. Mai 1848 bis 9. März 1853
Oberst Hermann von Gansauge 17. März 1853 bis zum 12. Juli 1854
Major Rudolf zu Solms-Laubach 1854
Major/Oberstleutnant/Oberst Alexander von Noville 1858
Major/Oberstleutnant Adalbert von Barby 26. April 1862 bis 13. Januar 1868
Karl von Oppen 14. Januar 1868 bis 21. Januar 1874
Max Taets von Amerongen 22. Januar 1874 bis 5. April 1882
Albert von Schleinitz 15. April 1882 bis 13. Juni 1886
Hermann von Frankenberg-Proschlitz 14. Juni 1886 bis 16. Mai 1892
Wilhelm von Moltke 17. Mai 1892 bis 15. April 1896
Michael von Szymonski 16. April 1896 bis 17. April 1899
Kuno von Moltke 18. April 1899 bis 15. Juni 1901
Wilhelm von Vollard-Bockelberg 16. Juni 1901 bis 12. September 1906
Oberstleutnant/Oberst Eberhard von Schmettow 13. September 1906 bis 1. April 1912
Eberhard von Giese 20. Mai 1914 bis 31. Juli 1915
Axel von Wachtmeister 01. August 1915 bis 1916
Franz von Magnis 1916 bis 1918

Uniform im Jahre 1914

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Bis 1912 wurde im Dienst ein cremefarbener Koller und cremefarbene Stiefelhosen getragen. Offiziere waren mit Epauletten zur Parade oder sonst Schulterklappen, Unteroffiziere und Mannschaften nur mit Schulterklappen ausgestattet. Zur Uniform trugen die Unteroffiziere und Mannschaften ein weißledernes Überschnallkoppel und ein weißledernes Bandolier mit einem schwarzen Kartuschkasten, dieser mit speziellen aufgelegten brandenburgischen Adlern. Offiziere hatten das Koppel oder die Feldbinde bzw. zu Paraden die Schärpe als Offiziersattribut um den Leib. Die schwarze Kartusche mit spezieller Auflage an goldmetallbelegtem und mit schwarzem Samt unterfütterten Bandolier. Dazu kamen schwarze Halbstulpenstiefel mit Anschnallsporen und der Kürassier-Stahlhelm aus poliertem Eisenblech mit Abzeichen aus Tombak. Der Helm war seit 1902 mit einem altbrandenburgischen Adler mit dem Bandeau „PRO GLORIA ET PATRIA“ ausgestattet. Bei Paraden wurde zusätzlich ein weißmetallener, zweiteiliger Kürass sowie weiße Stulpenhandschuhe angelegt. Als Ausgehuniform trugen die Kürassiere einen dunkelblauen Waffenrock. Mannschaften trugen neben dem Helm ein Krätzchen (schirmlose Mütze). Unteroffiziere und Offiziere eine weiße Schirmmütze mit schwarzem Besatzstreifen.

Die Abzeichenfarbe auf den schwedischen Aufschlägen und dem Kragen war schwarz, die Knöpfe und Borten goldfarben. Auf den Epaulettenfeldern befand sich der Namenszug „WR“ mit Krone. Mannschaften und Unteroffiziere führten Stahlrohrlanzen mit schwarz-weißen bzw. mit einem heraldischen Adler versehene Lanzenflaggen.

Bereits mit A.K.O. vom 14. Februar 1907 befohlen und ab 1909/1910 schrittweise eingeführt, wurde anlässlich des Kaisermanövers 1913 die bunte Uniform erstmals durch die feldgraue Felddienstuniform (M 1910) ersetzt. Das Lederzeug und die Stiefel waren naturbraun, der Helm wurde durch einen schilffarbig genannten Stoffüberzug bedeckt. Das Bandelier und die Kartusche wurden durch Trageriemen und Patronentaschen ersetzt.

Die pferdesportlich engagierten Offiziere des Regiments – unter ihnen besonders prominent Rittmeister Wilhelm Graf von Hohenau[2], Bronzemedaillengewinner beim Mannschafts-Springreiten der Olympischen Spiele in Stockholm 1912 und Sieger im Deutschen Spring-Derby 1926 – trugen die Uniform der Leibkürassiere, wenn sie vor und nach dem Ersten Weltkrieg an Galopprennen und Turnieren teilnahmen.

  • Jürgen Kraus: Die deutsche Armee im Ersten Weltkrieg. Stefan Rest (Hrsg.), Ingolstadt 2004.
  • Hugo F.W. Schulz: Die Preußischen Kavallerie-Regimenter 1913/1914. Weltbild Verlag, 1992.
  • Hans Bleckwenn: Die friderizianischen Uniformen 1753–1786. Band III: Berittene Truppen. Dortmund 1984, ISBN 3-88379-444-9.
  • Hans Robert von Zedlitz und Neukirch: Geschichte des Königlich Preußischen Leib-Kürassier-Regiments „Großer Kurfürst“ Nr. 1. 3 Bände. Berlin 1905–1913.
  • August von Cramon: Geschichte des Leib-Kürassier-Regiments Großer Kurfürst (Schlesisches) Nr. 1. Mittler, 1893.
  • Das Königlich Preußische stehende Heer, Band 2, Simon Schropp, Berlin 1870, S. 65 ff.

Einzelnachweise

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  1. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 3: Die Stellenbesetzung der aktiven Regimenter, Bataillone und Abteilungen von der Stiftung bzw. Aufstellung bis zum 26. August 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1993, ISBN 3-7648-2413-1, S. 7–10.
  2. Alamy Limited: "Englisch: Deutschlands Team im Teampreisspringen. Preis. H.R.H. Prinz Friedrich Karl; Leutnant Deloch; Leutnant Freyer; Leutnant, Graf von Hohenau; 1912; die fünfte Olympiade: Der offizielle Bericht über die Olympischen Spiele von Stockholm 1912 gedruckt 1913 in Stockholm; Fotograf des IOC; ' Stockfotografie - Alamy. Abgerufen am 20. Februar 2022.