Alwin Wagner – Wikipedia

Alwin Wagner


Alwin Wagner (1985)

Nation Deutschland Deutschland
Geburtstag 11. August 1950 (74 Jahre)
Geburtsort MelsungenDeutschland
Beruf Polizist
Karriere
Verein USC Mainz
PSV Grün-Weiß Kassel
Melsunger Turngemeinde 1861
Medaillenspiegel
Deutsche Meisterschaften 5 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 4 × Bronzemedaille
Logo des DLV Deutsche Meisterschaften
Bronze Hannover 1974 Diskuswurf
Bronze Hamburg 1977 Diskuswurf
Silber Stuttgart 1979 Diskuswurf
Gold Gelsenkirchen 1981 Diskuswurf
Gold München 1982 Diskuswurf
Gold Bremen 1983 Diskuswurf
Gold Düsseldorf 1984 Diskuswurf
Gold Stuttgart 1985 Diskuswurf
Bronze Berlin 1986 Diskuswurf
Bronze Frankfurt 1988 Diskuswurf
letzte Änderung: 24. Mai 2016

Alwin Wagner (* 11. August 1950 in Melsungen) ist ein ehemaliger deutscher Diskuswerfer und Schleuderballwerfer. Im Schleuderball stellte er am 21. August 1982 mit einer Weite von 86,92 m den noch heute gültigen Weltrekord auf und war fünfzehnmal deutscher Meister und sechsmal Deutscher Turnfestsieger in dieser Disziplin.

Der heutige Polizeibeamte a. D. begann seine sportliche Laufbahn mit den Ballsportarten. Er spielte zunächst Fußball, anschließend Handball und wechselte 1965 zu Leichtathletik. Zwei Jahre später wurde er in den Bundeskader berufen. Noch als 16-Jähriger warf er die 2-kg-Scheibe über 42 Meter. 1971 wurde er hinter Ralf Reichenbach mit 54,16 m deutscher Vizemeister bei den Junioren (U22). 1973 warf er zum ersten Mal im Wettkampf den Diskus über die 60-Meter-Marke. 1976 wurde er vom Verband nicht für die Olympischen Spiele in Montreal nominiert. Wagner hatte mit 61,88 m zwar die IAAF-Norm von 61,00 m übertroffen, erfüllte aber nicht die vom Deutschen Leichtathletik-Verband geforderte Norm von mindestens 64 m. Man sah für die Olympischen Spiele keine Endkampf-Chance und keine Medaillenchance. 1978 nahm Alwin Wagner an den Leichtathletik-Europameisterschaften in Prag teil und belegte den 6. Platz. Beim Europa-Cup-Finale 1979 in Turin sicherte sich Wagner hinter Wolfgang Schmidt (DDR) den zweiten Platz. Von 1981 bis 1985 wurde der für den USC Mainz startende Leichtathlet fünfmal in Folge Deutscher Meister im Diskuswurf. 1982 nahm er an den Europameisterschaften in Athen teil und startete ein Jahr später bei den ersten Weltmeisterschaften in Helsinki. Beim Europa-Cup Finale 1983 in London belegte Wagner hinter Jürgen Schult (DDR, 64,96 m) mit 64,14 m den zweiten Platz. Bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles krönte er seine sportlichen Leistungen mit dem sechsten Platz. 1986 nahm Alwin Wagner zudem an den Europameisterschaften in Stuttgart teil. Am 1. Juli 1987 erreichte er im Diskuswurf mit 67,80 m seine persönliche Bestweite.

Alwin Wagner war auch nach seiner Zeit als Leistungssportler aktiv. Er startete für die Melsunger Turngemeinde 1861 in den Seniorenklassen und übernahm das Amt des sportlichen Leiters. 2005 wurde Alwin Wagner in San Sebastian Senioren-Weltmeister im Diskuswurf und 2006 gewann er in Posen den Titel des Senioren-Europameisters. Im März 2007 siegte Alwin Wagner in Helsinki bei den Senioren-Hallenmeisterschaften, wo erstmals der Diskuswurf in einer Halle ausgetragen wurde.

Seit 1995 hält Alwin Wagner Anti-Doping-Vorträge an den Oberstufen von Gymnasien, um Schüler über die sogenannte „Goldene Dekade“ des hemmungslosen Dopings von 1978 bis 1988 aufzuklären und sie vor der Einnahme leistungssteigernder Substanzen zu warnen.[1]

Hinweise auf westdeutsche Doping-Praxis

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Alwin Wagner wies bereits während seiner aktiven Zeit auf Doping der deutschen Leichtathleten hin.[2][3]

In der Bild-Zeitung wurde er im November 1981 zitiert: „Wir müssen immer mehr Pillen schlucken, um die Norm für die internationalen Meisterschaften zu erfüllen“.

Ende 1990 brachte Wagner den Deutschen Leichtathletik-Verband in Bedrängnis, als er umfassend zur Dopingpraxis aussagte und dies schriftlich an die Staatsanwaltschaft weitergab. Dadurch kam u. a. heraus, dass in der Freiburger Mooswald-Klinik geschluckt, gespritzt, betrogen und vertuscht wurde.[4][5][6]

Wagner ist bekennender katholischer Christ, Vater von vier Kindern und lebt mit seiner Frau in Melsungen.[7]

Im Jahr 2000 belegte Wagner bei der Leserumfrage (hessische) „Jahrhundert-Sportler“ der Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen Zeitung (HNA) hinter dem Skilangläufer Jochen Behle den zweiten Platz. 2005 wurde er zum Polizeisportler des Jahres gewählt. Nach seiner aktiven Zeit war Wagner sechzehn Jahre lang im Hessischen Leichtathletik-Verband (HLV) Trainer für Kugelstoßen und Diskuswurf. Als Funktionär war er im Verband viele Jahre Wettkampfwart und stellvertretender Vorsitzender des HLV. Als Schiedsrichter für Wurf und Stoß wurde er für das Europa-Cup-Finale 2001 berufen und wurde ein Jahr später bei den Europameisterschaften in München als Schiedsrichter für das Diskusfinale der Männer und Frauen berufen.

  • Fünffacher Deutscher Meister im Diskuswurf in Folge (1981–1985)
  • Teilnehmer an den Olympischen Spielen in Los Angeles 1984
  • Teilnehmer an den Europameisterschaften in Prag (1978), Athen (1982) und Stuttgart (1986)
  • Welt- und Europameister im Diskuswurf der Senioren
  • Weltrekordhalter im Schleuderballwurf mit 86,92 m
  • 25 × Deutscher Seniorenmeister im Diskuswurf
  • 15 × Deutscher Meister im Schleuderballwurf
  • 06 × Deutscher Turnfestsieger im Schleuderballwurf
  • Klaus Amrhein: Biographisches Handbuch zur Geschichte der Deutschen Leichtathletik 1898–2005. 2 Bände. Darmstadt 2005 publiziert über Deutsche Leichtathletik Promotion- und Projektgesellschaft.
Commons: Alwin Wagner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Johannes Knuth Sein größter Wurf, Süddeutsche Zeitung, 9. November 2017, S. 3
  2. Andreas Singler, Gerhard Treutlein: Doping im Spitzensport. Sportwissenschaftliche Analysen zur nationalen und internationalen Leistungsentwicklung. Aachen 2007, ISBN 978-3-89899-192-6, S. 157
  3. Ex-Diskuswerfer Wagner über Doping "Dreimal täglich Anabolika", SPIEGEL Online, 4. April 2017
  4. "Die Cocktail-Party des Westens" SPIEGEL Online, 4. April 2017
  5. Lars Spannagel: Geduldet und gedeckt. In: Der Tagesspiegel, 27. März 2017
  6. Johannes Knuth Sein größter Wurf Süddeutsche Zeitung 9. November 2017 S.3
  7. Matthias Lohr: Diskuswurf-Legende Alwin Wagner: "Ich hatte Angst, dass wir den Unfall nicht überleben". In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. Verlag Dierichs GmbH & Co KG, 1. März 2017, abgerufen am 5. Mai 2017.