Ann Hui – Wikipedia

Ann Hui (2024)

Ann Hui (chinesisch 許鞍華 / 许鞍华, Pinyin Xǔ Ānhuá, Jyutping Heoi2 On1waa4, kantonesisch Hui On-wah; * 23. Mai 1947 in Anshan, Liaoning, China) ist eine chinesische Schauspielerin, Regisseurin, Drehbuchautorin und Filmproduzentin.[1][2]

Hui wurde am 23. Mai 1947 in Anshan in der Republik China geboren. Sie hat einen chinesischen Vater und eine japanische Mutter. Sie besuchte die St. Paul Convent School, studierte Englisch und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Hongkong und schloss mit dem Master und einer Arbeit über Alain Robbe-Grillet ihr Studium ab. Danach studierte sie zwei Jahre an der London Film School.[1]

Nach ihrer Rückkehr aus England nach Hongkong arbeitete sie zunächst als Assistentin bei dem renommierten chinesischen Regisseur King Hu. Ihren Durchbruch als Filmemacherin schaffte sie mit einer Reihe kurzer Dokumentarfilme für den Fernsehsender Television Broadcasts Limited (TVB). 1977 drehte sie mehrere Filme für die Independent Commission Against Corruption (ICAC)廉政公署[3] in Hongkong, eine regierungsunabhängige Anti-Korruptionsbehörde. Diese Filme hatten Enthüllungen über Misswirtschaft und Korruption von Regierungsorganen im Fokus.[1]

Nach ihrem ersten Kinofilm The Secret (1979) drehte sie ab den 1980ern nicht mehr für das Fernsehen, sondern überwiegend für das Kino. Populär in Hongkong waren damals Actionfilme und Krimis nach dem Vorbild Hollywoods. Ann Hui ging in ihren Filmen jedoch andere Wege. Eins ihrer zentralen Themen sind die Probleme von Migranten, die aus ihrem gewohnten Leben entwurzelt sind und in fremden Ländern unter widrigen Umständen ums Überleben kämpfen. Beispielhaft ist die mehrfach ausgezeichnete „Vietnam-Trilogie“, in dem es um das Schicksal der Boat People geht. Boat-People war einer der ersten Hong-Kong-Filme, die in der VR China gedreht wurden. Der Film, der 1983 in Cannes lief, zeigt die grausamen Lebensbedingungen in Nordvietnam drei Jahre nach Kriegsende.[4] Der Film durfte in Taiwan nicht gezeigt werden, wurde in Hongkong aus dem Verkehr gezogen und schließlich auch in der VR China verboten.[5] Ein zweites zentrales Thema von Ann Hui sind Familienprobleme und Familienkonflikte, dargestellt z. B. in ihrem Film My American Grandson von 1990. Als Gegenstück kann das Melodram Tao Jie – Ein einfaches Leben verstanden werden, der am 24. April 2014 in den deutschen Kinos startete.[1][6]

2017 wurde sie in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) aufgenommen, die jährlich die Oscars vergibt.[7][8]

Im Jahr 2024 wurde sie in die Wettbewerbsjury der 74. Berlinale eingeladen.[9]

Filmografie (Auswahl)

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Ehrung auf der AoS, Hongkong

Regisseurin

  • 1982: Boat People (投奔怒海Tóubēn Nù Hăi)
  • 1984: Eine Liebe in Hongkong (傾城之戀Qīngchéng zhī Liàn)
  • 1987: Die Romanze von Buch und Schwert (書劍恩仇錄Shū Jiàn Ēnchóulù)
  • 1988: Sterne in der Nacht (今夜星光燦爛Jīnyè Xīngguāng Cànlàn)
  • 1990: Meister des Schwertes (笑傲江湖Xiàoào Jiānghú)
  • 2011: Tao Jie – Ein einfaches Leben (桃姐Táo Jiě)
  • 2012: Beautiful 2012 (美好Měihǎo)
  • 2017: Our Time Will Come (明月幾時有Míngyuè Jǐshí Yǒu)

Darstellerin

  • 1983: Winners and Sinners (奇謀妙計五福星Qímóu Miàojì: Wǔ Fúxīng)
  • 1995: Sommerschnee (女人四十Nǚrén Sìshí)
  • 1996: The Triumph (浪漫風暴Làngmàn Fēngbào)
  • 1997: Der Fluß (河流Héliú)

Drehbuchautorin

Preise und Auszeichnungen (Auswahl)

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Commons: Ann Hui – Sammlung von Bildern
  • Ann Hui bei IMDb
  • Ann Hui in der Hong Kong Movie Database (chinesisch, englisch)
  • Ann Hui bei Hong Kong Cinemagic (französisch, englisch)
  • Harlan Kennedy: Ann Hui's Boat People – Cannes 1983. American Cinema Papers 1983
  • Selected Films of Ann Hui. Harvard Film Archive. In: hcl.harvard.edu. Harvard, archiviert vom Original am 7. Juni 2018; (englisch).

Einzelnachweise

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  1. a b c d 許鞍華 | HUI Ann. The Ultimate Guide to Hong Kong Film Directors 1979–2013. In: hkfilmdirectors.com. Hong Kong Film Directors’ Gulid, abgerufen am 30. Januar 2021 (chinesisch, englisch).
  2. Ann HUI 許鞍華 (b. 1947). (PDF; 156 kB) Director. In: lcsd.gov.hk. Hong Kong Film Archive – HKFA – 香港電影資料庫, Leisure and Cultural Services Department – LCSD, abgerufen am 12. März 2023 (englisch, Kurzbiografie).
  3. Independent Commission Against Corruption, kurz ICAC (chinesisch 廉政公署, Pinyin Liánzhèng Gōngshǔ, Jyutping Lim1zing4 Gung1cyu3), etwa „unabhängige Kommission gegen Korruption“, eine regierungsunabhängige Behörde in Hongkong zur Korruptionsbekämpfung, gegründet 1974 durch Hongkongs Gouverneur MacLehose zur britischen Kolonialzeit.
  4. Boat People, in Vietnam after war. In: nytimes.com. New York Times, 13. November 1983, archiviert vom Original am 16. Juni 2018; abgerufen am 29. Oktober 2012 (englisch).
  5. Lawrence Chua: Ann Hui – Interview. BOMB 36/Summer 1991 – The Artist’s Voice Since 1981. In: bombsite.com. BOMB, 1991, archiviert vom Original am 20. September 2013; abgerufen am 29. Oktober 2012 (englisch).
  6. Joris J.: „Tao Jie – Ein einfaches Leben“ („A Simple Life“) von Ann Hui. In: berliner-filmfestivals.de. Berliner-Filmfestivals-Magazin, 20. April 2014, abgerufen am 30. Januar 2021.
  7. Class of 2017. In: oscars.org. AMPAS, abgerufen am 30. Juli 2017 (englisch).
  8. Alex Stedman: Academy Invites Record 774 New Members. In: variety.com. Variety, 28. Juni 2017, abgerufen am 30. Januar 2021 (englisch, Ann Hui – “A Simple Life,” “Summer Snow”).
  9. Internationale Jury. In: berlinale.de, 1. Februar 2024 (abgerufen am 1. Februar 2024).
  10. Venedig vergibt Goldene Löwen an Swinton und Hui. In: orf.at. ORF, 20. Juli 2020, abgerufen am 20. Juli 2020.