Anna Melanchthon – Wikipedia

Anna Melanchthon, verheiratete Anna Sabinus (* 24. August[1] 1522 in Wittenberg; † 27. Februar 1547 in Königsberg (Preußen)), war die älteste Tochter des Reformators Philipp Melanchthon und dessen Ehefrau Katharina Melanchthon, geborene Krapp.

Anna wurde als erstes der vier Kinder des Ehepaars Melanchthon geboren. Melanchthon sah sie als sein Lieblingskind an und unterrichtete sie in Latein. 1534, also mit gerade einmal zwölf Jahren, verlobte sie sich auf Anregung ihres Vaters mit dessen Schüler Georg Sabinus; am 6. November 1536 fand in Wittenberg die Hochzeit statt. Das Ehepaar zog zunächst an den kurfürstlichen Hof in Mainz und 1538 nach Frankfurt (Oder), wo Sabinus als Professor an der Universität wirkte. In der Ehe traten schon bald Probleme auf, wofür teils die lange Zeit angespannte finanzielle Lage, teils Annas Unerfahrenheit, teils auch der Charakter Sabinus’ verantwortlich gemacht wurden. Melanchthon, der sich in vielen Briefen an Vertraute zu der Angelegenheit äußerte, wurde durch Schuldgefühle in tiefe Krisen gestürzt; 1543 wünschte er sich den Tod und dachte im folgenden Jahr sogar an Selbstmord. Auch eine Scheidung wurde erwogen. Im Januar 1544 verschaffte Melanchthon seinem Schwiegersohn durch einen Empfehlungsbrief einen Ruf als Gründungsrektor der Albertus-Universität Königsberg. Dort starb Anna Sabinus im Februar 1547 nach der Geburt ihres sechsten Kindes Albert.

Zur Geburt ihres ersten Kindes kehrte Anna schon 1537 vorübergehend in ihr Elternhaus zurück und hielt sich auch später mit ihren Kindern oft dort auf. Die 1539 geborene zweite Tochter Katharina blieb in Wittenberg, als das Ehepaar Sabinus 1544 nach Königsberg zog.[2] Auch die weiteren vier noch lebenden Kinder Anna, Sabina, Martha und Albert holte Melanchthon nach dem Tod seiner Tochter nach Wittenberg.

Barbara Becker-Cantarino bezeichnete Anna Melanchthon als „Beispiel dafür, wie Frauen von dem Humanistenideal und -beruf ausgegrenzt wurden.“[3]

  • Theodor Muther: Anna Sabinus. In: Ders.: Aus dem Universitäts- und Gelehrtenleben im Zeitalter der Reformation. Vorträge. Erlangen 1866, S. 329–367.
  • Eva Hoffmann-Aleith: Anna Melanchthon. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1954; 8. Auflage 1983 (historischer Roman).
  • Inge Mager: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei“ (Gen. 2,18). Zum Familienleben Philipp Melanchthons. In: Archiv für Reformationsgeschichte 81, 1990, S. 120–137.
  • Martin H. Jung: Philipp Melanchthon und seine Zeit. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, S. 95–98.
  • Andrea König: Melanchthon und die Frauen. In: Michael Fricke, Matthias Heesch: Der Humanist als Reformator. Über Leben, Werk und Wirkung Philipp Melanchthons. Leipzig 2011, S. 123–160.
  • Melanchthon, Anna. In: Heinz Scheible (Hrsg.): Melanchthons Briefwechsel. Band 13, Personen L–N. Stuttgart–Bad Cannstatt 2019, S. 336.

Einzelnachweise

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  1. Datum nach Stefan Rhein: Katharina Melanchthon, geb. Krapp. Ein Wittenberger Frauenschicksal der Reformationszeit. In: Wilhelm Schwendemann (Hrsg.): Philipp Melanchthon 1497–1997. Die bunte Seite der Reformation. LIT Verlag, Münster 1997, S. 40–59, hier S. 49.
  2. Christine Mundhenk: Ein Mädchen setzt seinen Willen durch. In: 95 Autographe der Reformationszeit auf der Website der SLUB Dresden.
  3. Barbara Becker-Cantarino: Renaissance oder Reformation? Epochenschwellen für schreibende Frauen und die Minlere Deutsche Literatur. In: Christiane Caemmerer u. a. (Hrsg.): Das Berliner Modell der Mittleren Deutschen Literatur. Rodopi, Amsterdam 2000, S. 69–87, hier S. 72.