Antistes – Wikipedia

Antistes (lateinisch für Vorsteher; Plural Antistites) war schon in vorchristlicher Zeit die Bezeichnung für den Leiter einer Kultgemeinschaft. Das Wort wurde später als Ehrentitel für Bischöfe, Äbte und den Papst benutzt.

In den Schweizer Kantonen Zürich, Basel und Schaffhausen bezeichnete Antistes vom 16. bis 19. Jahrhundert das höchste Amt in den reformierten Kirchen. Der Ausdruck wurde erstmals 1525 als inoffizieller Ehrentitel für Huldrych Zwingli in Zürich gebraucht, dann 1530 für Johannes Oekolampad in Basel und 1532 für Heinrich Bullinger in Zürich. Der Antistes wurde durch den Grossen Rat (das Parlament) gewählt und war gleichzeitig mit seinem Amt Inhaber einer Pfarrstelle an einer Hauptkirche (in Zürich bis 1837 am Grossmünster, in Basel am Basler Münster, in Schaffhausen an St. Johann und in Chur an der Martinskirche). Seine Aufgabe war es, die Kirche nach aussen zu vertreten und zwischen Stadtregierung und Geistlichkeit zu vermitteln. Er hatte den Vorsitz in der Synode und im Examenskollegium (Examinatorenkonvent) für die Prüfung von Pfarramtskandidaten. Mit etwas anderer Funktion gab es das Amt auch in St. Gallen, Thurgau und Graubünden. Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurde der Titel durch andere Bezeichnungen ersetzt, z. B. in Basel und Zürich Präsident des Kirchenrates beziehungsweise heute Kirchenratspräsident.[1]

In der lutherischen Reichsstadt Nürnberg trugen die obersten Pfarrer an den Hauptkirchen ebenfalls den Ehrentitel Antistes, hatten aber keine damit verbundenen übergemeindlichen Funktionen. Die dem Antistes zugeordnete Behörde wird als Antistitium bezeichnet.

Antistites der Zürcher Kirche

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Name des Antistes Lebensdaten Amtsjahre
Huldrych Zwingli 1484–1531 1519–1531
Heinrich Bullinger 1504–1575 1531–1575
Rudolf Gwalther 1519–1585 1575–1585
Ludwig Lavater 1527–1586 1585–1586
Johann Rudolf Stumpf 1530–1592 1586–1592
Burkhard Leemann 1531–1613 1592–1613
Johann Jakob Breitinger 1575–1645 1613–1645
Johann Jakob Irminger 1588–1649 1645–1649
Johann Jakob Ulrich 1602–1668 1649–1668
Hans Caspar Waser 1612–1677 1668–1677
Johann Jakob Müller 1616–1680 1677–1680
Johann Heinrich Erni 1630–1688 1680–1688
Anton Klingler 1649–1713 1688–1713
Peter Zeller 1655–1718 1713–1718
Johann Ludwig Nüscheler 1672–1737 1718–1737
Johann Conrad Wirz 1688–1769 1737–1769
Johann Rudolf Ulrich 1728–1795 1769–1795
Johann Jakob Hess 1741–1828 1795–1828
Johann Georg Gessner 1765–1843 1828–1837
Johann Jakob Füssli 1792–1860 1837–1849
Johann Jakob Brunner 1794–1870 1850–1866
Diethelm Georg Finsler 1819–1899 1866–1895

Einzelnachweise

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  1. Helmut Meyer: Antistes. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 7. Juni 2002, abgerufen am 12. Juni 2019.