Arancha González – Wikipedia
Arancha González Laya (* 22. Mai 1969 in San Sebastián) ist eine spanische Ökonomin und Diplomatin. Sie war von Januar 2020 bis Juli 2021 spanische Außenministerin.[1][2] Aktuell ist sie die Dekanin der Paris School of International Affairs an der französischen Eliteuniversität Sciences Po.[3]
Herkunft und Ausbildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Arancha González Laya wurde im baskischen San Sebastián geboren und wuchs in Tolosa auf.[4] Sie studierte Jura an der Universität Navarra in Pamplona und schloss danach ein Postgraduiertenstudium in Europarecht an der Universität Carlos III in Madrid ab. Neben ihrer Muttersprache Baskisch spricht sie Spanisch, Englisch, Französisch, Deutsch und Italienisch.[5]
Karriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]González begann ihre Karriere als Partnerin der (damals noch) deutschen Anwaltskanzlei Bruckhaus Westrick Stegemann in der Unternehmensberatung mit den Schwerpunkten Handel, Wettbewerb und staatliche Beihilfen.
Zwischen 2002 und 2005 war González Sprecherin der Europäischen Kommission für Handel und Beraterin des EU-Kommissars für Außenhandel, Pascal Lamy. In der Folge übernahm sie verschiedene Aufgaben für die Kommission im Bereich des internationalen Handels, darunter auch Verhandlungen zwischen der EU und dem südamerikanischen Mercosur, dem Iran, dem Golf-Kooperationsrat, den Balkanstaaten und den Mittelmeerländern. Sie beriet auch Entwicklungsländer zum Handelsoptionen in Europa.
González war Stabschefin für Pascal Lamy während dessen Amtszeit als WTO-General-Direktor zwischen 2005 und 2013. In dieser Funktion war sie führend an der Einführung der WTO-Initiative Aid for Trade beteiligt,[6] ebenso am Enhanced Integrated Framework, einer gemeinsamen Initiative verschiedener internationaler Organisationen zur Stärkung der Handelskapazitäten der ärmsten Länder der Welt. Sie arbeitete als Vertreterin des WTO-Generaldirektors (Sherpa) bei den G-20.
Von 2013 bis Januar 2020 war sie Generaldirektorin des Internationalen Handelszentrums (ITC) in Genf.[7]
Am 10. Januar 2020 wurde die parteilose Arancha González, die in ihrem Heimatland nie ein politisches Amt innehatte, als Außenministerin im Zweiten Kabinett von Pedro Sánchez nominiert, die Vereidigung erfolgte am 13. Januar 2020.[8] Bei ihrem Amtsantritt sprach sie sich für eine Neupositionierung Spaniens in der EU und global aus, sie werde sich für die Verteidigung des Multilateralismus und der Menschenrechte und eine Neuausrichtung der Politik der internationalen Zusammenarbeit einsetzen.[9]
Ende 2020 erreichte sie eine Vereinbarung mit Großbritannien und Gibraltar, durch die Gibraltar auch nach dem Brexit im Schengen-Raum verbleiben kann. 2016 hatten 96 % der Bevölkerung Gibraltars für einen Verbleib in der EU gestimmt.[10]
Im Mai 2021 kam es zu einer diplomatischen Krise zwischen Spanien und der ehemaligen spanischen Kolonie Marokko: marokkanische Sicherheitskräfte ließen es zu, dass mehr als 10.000 Marokkaner in die spanische Exklave Ceuta strömten (Näheres hier). Die marokkanische Regierung zeigte sich darüber empört, dass Arancha González den Chef der Westsahara-Befreiungsfront Brahim Ghali für die Behandlung einer schweren Covid-Erkrankung nach Spanien einreisen ließ, ohne Marokko darüber zu informieren.[11] Der scheidende US-Präsident Donald Trump hatte im Dezember 2020 – nach der verlorenen Präsidentenwahl – die marokkanischen Ansprüche auf die ehemalige Westsahara-Kolonie anerkannt. Marokko drängt darauf, dass europäische Staaten dies ebenfalls tun.
Bei einer Kabinettumbildung am 10. Juli 2021 wurde González als Außenministerin durch José Manuel Albares abgelöst.[12] Noch im selben Jahr wurde sie Kanzlerin der Paris School of International Affairs an der Sciences Po.
Andere Aufgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mitglied des Beirats des International-Gender-Champions-Netzwerks[13]
- Mitglied des Beirats der Mo Ibrahim Foundation[14]
- Co-Vorsitzende des Rates zur Zukunft des Internationalen Handels beim Weltwirtschaftsforum[15]
- Dozentin am College of Europe in Brügge, am IELPO in Barcelona, am World Trade Institute der Universität Bern und am Shanghai Institute of Foreign Trade.
- Mitglied im Kuratorium der Bertelsmann Stiftung seit 1. Juli 2023[16]
Politische Positionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]González ist Befürworterin der staatlichen Einheit Spaniens und für Dialogbereitschaft in der Frage der katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen.[17]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mitxel Ezquiaga: Donde hay comercio se habla, y donde hay diálogo no hay guerra. El Diario Vasco, 25. März 2007, abgerufen am 25. September 2015.
- Alain Faujas: Arancha Gonzalez, la prêtresse du libre-échange. Le Monde, 30. November 2012, abgerufen am 25. September 2015.
- Naiara Galarraga: Siempre fui un bicho raro, en Tolosa y Ginebra. El País, 1. Juli 2011, abgerufen am 25. September 2015.
- Arancha Gonzalez: Seven days – a week in the life of Arancha Gonzalez. In: PublicServiceEurope.com. 24. Juli 2012, archiviert vom am 17. November 2012; abgerufen am 25. September 2015.
- Interview am 24. Oktober 2018 von David Coffey mit Arancha Gonzalez
- Arancha Gonzalez: Die EU braucht einen gemeinsamen Wiederaufbaufonds. In: https://www.welt.de. Die Welt, 23. April 2020, archiviert vom am 23. April 2020; abgerufen am 4. Mai 2020.
- Profil bei der deutschen Nationalbibliothek
Nachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ http://www.rtve.es/alacarta/audios/boletines-rne/arantxa-gonzalez-laya-nueva-ministra-exteriores-ue-cooperacion/5480882/ abgerufen am 11. Januar 2020
- ↑ tagesschau.de: Spaniens Kabinett: Sánchez tauscht sieben Minister aus. Abgerufen am 12. Juli 2021.
- ↑ Arancha González | Sciences Po PSIA. 18. Oktober 2016, abgerufen am 24. Januar 2023 (englisch).
- ↑ https://elmirondesoria.es/provincia/comarca-de-pinares/la-nueva-ministra-de-exteriores-vinculada-a-navaleno abgerufen am 13. Januar 2020
- ↑ http://www.intracen.org/about/management/arancha-gonzalez/
- ↑ Ryan Heath and Eline Schaart (2018), Women Who Shape Brussels - 2018 Ranking: Arancha González Politico Europe.
- ↑ ITC Communications: UN Secretary-General appoints Arancha González of Spain as Executive Director of ITC. International Trade Centre, 15. August 2013, abgerufen am 25. September 2015.
- ↑ Hans-Christian Rößler: Pedro Sánchez stellt sein Kabinett vor. In: FAZ.net. 12. Januar 2020, abgerufen am 28. Januar 2024.
- ↑ https://www.elperiodico.com/es/politica/20200113/arancha-gonzalez-laya-toma-posesion-ministra-exteriores-7804682 abgerufen am 4. Februar 2020
- ↑ dpa, AFP, Alena Kammer: Brexit-Streit: Gibraltar soll Schengen-Raum beitreten. In: zeit.de. 31. Dezember 2020, abgerufen am 27. Januar 2024. abgerufen am 1. Januar 2021
- ↑ faz.net: Warum Spanien sich mit Marokko versöhnen will
- ↑ https://www.eldiario.es/escolar/claves-nuevo-gobierno-pedro-sanchez_132_8124304.html Eldiario.es Las claves del nuevo Gobierno de Pedro Sánchez, abgerufen am 16. Juli 2021
- ↑ Members International Gender Champions (IGC).
- ↑ Advisory Council Mo Ibrahim Foundation
- ↑ Arancha González Laya World Economic Forum (WEF).
- ↑ In eigener Sache - Bertelsmann Stiftung beruft Saori Dubourg und Arancha González Laya in das Kuratorium. Bertelsmann Stiftung, 24. Juli 2023, abgerufen am 25. Juli 2023.
- ↑ Ryan Heath and Eline Schaart (2018), Women Who Shape Brussels - 2018 Ranking: Arancha González Politico Europe.
Personendaten | |
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NAME | González, Arancha |
ALTERNATIVNAMEN | González Laya, Arancha; González Laya, Arantxa |
KURZBESCHREIBUNG | spanische Außenministerin, Ökonomin und ehemalige UN-Funktionärin |
GEBURTSDATUM | 22. Mai 1969 |
GEBURTSORT | San Sebastián |