Arthur Wolf, Pelzwaren – Wikipedia
Arthur Wolf
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Rechtsform | Einzelunternehmen |
Gründung | 1882 |
Auflösung | nach 1945 |
Sitz | Berlin |
Branche | Pelzkonfektion, Pelzgroßhandel |
Die im Jahr 1882 gegründete Rauchwarengroßhandlung und Pelzwarenfabrik Arthur Wolf wurde bereits Anfang der 1890er Jahre als das zweitbedeutendste Pelzhandelsunternehmen Berlins eingestuft.[1]
Arthur Wolf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Arthur Wolf (* 1854 in Leipzig; † 12. März 1941) besuchte die Bürgerschule bis zur obersten Klasse und anschließend die Höhere Handelsschule. 1871, direkt nach dem Deutsch-Französischen Krieg, erhielt er im französischen Metz durch die Vermittlung des Inhabers eines dortigen alten Kürschnergeschäfts eine Anstellung im Büro. Anschließend ging er als Büroangestellter nach Saint-Avold in Lothringen, um sich dann als Reisender zu betätigen. Die dort erworbenen Vertiefungen seiner französischen Sprachkenntnisse waren nach seiner Aussage mit entscheidend für seinen späteren beruflichen Erfolg.[2][3]
In Leipzig absolvierte er die einjährige Militärzeit. Er siedelte anschließend nach Leipzig um, wo er mit einer eigenen Firma die Vertretung einer belgischen Kaninfärberei übernahm.[3]
Wolf gründete zusammen mit Adolf Segall 1901 den „Verein der Pelzwarenfabrikanten“ und übernahm dessen Vorsitz. Nach dessen Auflösung war er Mitglied im Vorstand des 1903 ins Leben gerufenen „Reichsverband der Deutschen Kürschner“, Bezirksverband Berlin-Brandenburg e. V. 1912 wurde der „Verband der Pelzwarenfabrikanten“ gegründet, wo er bis 1933 dem Vorstand angehörte. Als die Kürschner und sonstigen Pelzarbeiter sich im August 1905 in harten Tarifauseinandersetzungen mit den Arbeitgebern befanden, soll nach deren Angabe der Verhandlungsführer der Pelzwarenfabrikanten, Arthur Wolf, „triumphierend“ geäußert haben: „Wir sind die Sieger und verhandeln mit den Arbeitern überhaupt nicht, jetzt diktieren wir!“[4] Er beteiligte sich, neben anderen ehrenamtlichen Aufgaben, an der Einrichtung einer Berliner Kürschnerfachschule. Bei der Vorbereitung zur IPA, der Internationalen Pelzfach-Ausstellung im Jahr 1930, gehörte er dem erweiterten Vorstand an.[3][5][6]
Im Alter von 83 Jahren zog sich Arthur Wolf auf sein Landhaus ins Potsdamer Neubabelsberg zurück, wo er aus dem Unternehmen noch täglich schriftlichen Bericht erhielt. Er starb „als ältester der Pelzfachleute“ nach kurzer Krankheit im März 1941.[2][3]
Firma Arthur Wolf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im eigenen Unternehmen in Leipzig begann Arthur Wolf 1882 mit selbst gefertigten Pelzbesätzen auf eigene Rechnung Kunden in Berlin zu besuchen, dem Mittelpunkt der damaligen Pelzindustrie. Von der Konfektion erhielt er lohnende, beständig zunehmende Aufträge. So entschloss er sich, 1887 nach Berlin umzuziehen. Aus Leipzig engagierte er den noch jungen Louis Friedländer (* 12. Dezember 1865 in Nordhausen), der gerade eine Lehre in einem Baumwollwarengroßhandel abgeschlossen hatte. Nach mehreren Jahren wurde Friedländer Prokurist und dann Teilhaber. Ihr Branchenkollege Philipp Manes meinte: „Selten hat es zwei Männer gegeben, die ihrer Veranlagung nach so wenig zueinander passten. - Wolf - ruhig, bedächtig, wägend und dann lange noch nicht gleich wagend, sondern noch einmal prüfend, sehr gründlich und exakt, nie für kühne Experimente zu habe, nur für Mögliches und Erreichbares. Friedländer - in allem das Gegenteil. Und doch haben die beiden 28 lange Jahre zusammen gearbeitet.“ Wolf widmete sich dem inneren Aufbau des Unternehmens, der in der Branche „Feuerkopf“ genannte Friedländer war immer in Bewegung.[7]
Große Erfolge erzielte das Unternehmen, indem die Reisenden, neben ihrer Kürschnerkundschaft, auch kleine Orte aufsuchte, die mit dem Auto jetzt leichter zu erreichen waren und die der Konkurrenz zu unwichtig erschienen.[2]
Louis Friedländer verbrachte ein Jahr in Davos, um ein leichtes Lungenleiden auszukurieren. Schon vorher war es zu Unstimmigkeiten gekommen, die Arthur Wolf veranlassten, 1912 eine Trennung herbeizuführen. Auch waren die beiderseitigen Söhne herangewachsen, so dass es gesicherter schien, wenn zwei Unternehmen nebeneinander bestünden. Im Jahr 1916 wurden Werner und Helmut Wolf nach Ablegung der Kürschner-Gesellen- und Meisterprüfung Mitinhaber der Firma Arthur Wolf. Mit einer Zahlung von fast einer Million Mark und einer Abtretung von sehr großen Warenvorräten an Louis Friedländer wurden die Unternehmen getrennt. Die Firma Louis Friedländer & Co. eröffnete neu auf der Wallstraße 76, Teilhaber wurde der älteste Sohn Fritz.[7][3]
Aus einem Bericht von der Leipziger Ostermesse 1922 ist zu entnehmen, dass das Angebot der Firma Arthur Wolf, zumindest in der Inflationszeit, wesentlich auf Pelze in der untersten Preislage ausgerichtet war, für „die deutsche Frau, die nicht mit Hunderttausenden für einen Pelzmantel rechnen kann“.[8] Im Jahr 1925 befand sich das Unternehmen auf der Poststraße 7, Berlin C 2. In einem brancheninternen Inserat bot man an: „Pelzgarnituren für Damen u. Kinder. Pelz- Damen- und Herrenmäntel. Pelzbesätze. Pelz-Damenhüte. Herren-Pelzmützen. Lederbekleidung. Vertreten in Leipzig, München, Frankfurt a. M., Köln, Hamburg, Darmstadt.“[9] 1929 zog man in ein eigenes, modernes vierstöckiges Gebäude auf der Schönhauser Allee 149, das die Möglichkeit der Lagerung und Warenpräsentation in verschiedenen Abteilungen bot. Schon in Friedenszeiten, also vor 1914, war die Abteilung mit der Herstellung von Modegarnituren aus dem Webpelz „Krimmer“ sehr bedeutend. Die Abteilung Lederbekleidung mit Fertigung wurde besonders von Helmut Wolf betreut, die Pelzschuhabteilung, die um Leder-Damenhandschuhe erweitert wurde, von Werner Wolf. Mit dem Ausland, insbesondere Frankreich, unterhielt man beste Geschäftsverbindungen. Für die belgischen Kaninfelle war Wolf inzwischen der größte Abnehmer.[7][2] Als eine Studienkommission deutscher Kürschner im Mai 1925 nach den USA reiste, um die dortigen Arbeitsweisen kennenzulernen und als junge Nachkriegsgeneration neue Verbindungen zu knüpfen, fuhr Helmut Wolf mit, der jüngere der beiden Brüder.[10][6]
Die Leitung nach dem Rückzug Arthur Wolfs aus dem Unternehmen lag in den Händen seiner beiden Söhne und von Adolf Schumann. Adolf Schumann, gebürtiger Leipziger, absolvierte dort eine Lehre als Rauchwarenkaufmann und bildete sich in Welthandelsunternehmen fachlich weiter. 1898 holte ihn Arthur Wolf in seine Firma. Philipp Manes schrieb im Kriegsjahr 1941: „Adolf Schumann erwies sich auf allen Gebieten als ungewöhnlich befähigt. Einkauf - Fabrikation - Verkauf - Reise - die Verbindung mit dem Auslande als grosser Abnehmer - der innere Betrieb - die Herstellung der Kollektion - an allem hat er seine Tüchtigkeit erwiesen. Krieg - Inflation - Blütezeit - Warenknappheit - sie meisterte er und wusste die Firma über die grossen Schwierigkeiten hinweg zu lavieren. - Ein unermüdlicher Arbeiter, der nie still sitzt, sondern selbst im weiten Betrieb jeden Raum inspiziert, über alles Bescheid weiss und von allem unterrichtet ist, selbst heute noch die Schweiz zweimal im Jahr bereist, weil ihm allein die Kundschaft grenzenloses Vertrauen schenkt - in Leipzig einkauft, so alle Fäden in der Hand hält. - Er ist in der Branche heute der kenntnisreichste Fachmann, der in seiner Universalität wohl einzig dasteht.“ Manes hob die Zusammenarbeit in der Firmenleitung hervor und führte sechs Mitarbeiter namentlich auf, die bereits zwischen 26 und 40 Jahren im Unternehmen beschäftigt waren.[7][2]
Die Einkaufsvertretung hatte „über zwei Menschenalter“ lang die 1912 gegründeten Leipziger Firma Robert Ehrmann, die auch die Rauchwarenauktionen im Londoner Pelzviertel Garlick Hill besuchte.[1]
Vor Mitte des Kriegsjahres 1942 wurde das bis dahin als offene Handelsgesellschaft geführte Unternehmen in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Anna Wolf, die Witwe des Gründers, und deren beide Töchter Elisabeth und Edith Wolf wurden als Kommanditisten aufgenommen. Die Leitung blieb bei den beiden Söhnen Werner und Helmuth Wolf „und des alten bewährten Mitarbeiters Herrn Adolf Schumann“.[11]
Im Nachkriegs-Branchen-Adressbuch von Berlin 1946/1947 ist der Rauchwarenhandel Arthur Wolf noch unter der Adresse Schönhauser Allee 149 verzeichnet.[12]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Philipp Manes: Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900–1940, Versuch einer Geschichte. Berlin 1941, Band 4. Durchschrift des Originalmanuskripts, S. 164, 183 (Inhaltsverzeichnis).
- ↑ a b c d e Philipp Manes: Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900-1940, Versuch einer Geschichte. Berlin 1941, Band 4. Durchschrift des Originalmanuskripts, Kapitel: Arthur Wolf (mit Autobiografie), S. 321–323 (Inhaltsverzeichnis).
- ↑ a b c d e Philipp Manes: Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900-1940, Versuch einer Geschichte. Berlin 1941, Band 4. Durchschrift des Originalmanuskripts, Kapitel: Arthur Wolf, S. 10–14 (Inhaltsverzeichnis).
- ↑ Heinrich Lange, Albert Regge: Geschichte der Zurichter, Kürschner und Mützenmacher Deutschlands. Deutscher Bekleidungsarbeiter-Verband (Hrsg.), Berlin 1930, S. 179.
- ↑ Philipp Manes: Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900–1940, Versuch einer Geschichte. Berlin 1941, Band 1. Durchschrift des Originalmanuskripts, S. 145 (Kollektion G. & C. Franke).
- ↑ a b Philipp Manes: Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900–1940, Versuch einer Geschichte. Berlin 1941, Band 3. Durchschrift des Originalmanuskripts, S. 31 (→ Inhaltsverzeichnis).
- ↑ a b c d Philipp Manes: Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbände 1900–1940, Versuch einer Geschichte. Berlin 1941, Band 4. Durchschrift des Originalmanuskripts, Kapitel: Louis Friedländer, S. 26–34 (Inhaltsverzeichnis).
- ↑ „M.“ [Philipp Manes]: Leipziger Ostermesse 1922, 1. Mai 1922. In: Der Rauchwarenmarkt Nr. 92, 5. Mai 1922, S. 2.
- ↑ Inserat Arthur Wolf, 1925.
- ↑ Max Nasse: Amerikas Pelzindustrie – Ergebnisse einer Studienreise deutscher Kürschner und Pelzwarenfabrikanten. Berlin 1925.
- ↑ Firmennachrichten. In: Kürschner-Zeitung, Verlag Alexander Duncker, Leipzig, Heft Nr. 21/22, 25. Juli 1942, S. 165.
- ↑ Pelz- und Rauchwaren, Fabrikation. In: Branchen-Fernsprechbuch Berlin, 1946, S. 673.