Asmara – Wikipedia
Asmara | ||
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Koordinaten | 15° 20′ N, 38° 56′ O | |
Basisdaten | ||
Staat | Eritrea | |
Provinz | Maekel | |
ISO 3166-2 | ER-MA | |
Höhe | 2300 m | |
Einwohner | 1.000.000 (2022) | |
Asmara ([Tigrinya ኣስመራ, Asmera, arabisch أسمرة) ist die Hauptstadt und die mit Abstand größte Stadt Eritreas.
],Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt liegt auf einer Höhe von 2325 Metern am Rand des Hochplateaus, das von hier steil zu der geologischen Senke abfällt, die sich durch die Spreizungszone zwischen Afrikanischer und Arabischer Platte gebildet hat und in deren tiefster Zone sich das Rote Meer befindet.
Asmara ist die größte Stadt des Landes. Das CIA World Factbook schätzt die Zahl auf mehr als 1 Mio. Einwohner (Stand 2022).[1] Hierbei muss allerdings berücksichtigt werden, dass das CIA World Factbook die Gesamteinwohnerzahl Eritreas fast doppelt so hoch schätzt wie die UN[2][3] und damit wahrscheinlich auch die Einwohnerzahl Asmaras zu hoch schätzt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor der Kolonialzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf dem Gebiet der heutigen Stadt gründeten nach einer mündlichen Überlieferung im 12. Jahrhundert Schafhirten vier Dörfer, die regelmäßig im Konflikt untereinander standen. Deren Frauen sollen eines Tages beschlossen haben, sich zu einigen und Frieden zu schließen. Aus diesem Gründungsmythos leitet sich der Name der Stadt ab, früher ኣርባተ ኣስመራ, Arbate Asmera, was bedeutet: „Die vier haben sich vereinigt“, was später zum heutigen Namen gekürzt wurde. Der moderne Stadtteil, in dem sich der historische Kern der Stadt befand, heißt bis heute Arbate Asmara.[4]
Italienische Zeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der äthiopische General Ras Alula, der nach der Besetzung durch Äthiopien 1879 das Gebiet Medri Bahri kontrollierte, befand sich 1884 im Widerstandskampf gegen die italienischen Kolonialtruppen, als er auf einem Hügel von Asmara eine befestigte Residenz gründete. Damit schuf er die Grundlage für die moderne Entwicklung der Stadt.[5] Im Jahr 1889 wurde Asmara von Italien besetzt, das es 1900 anstelle von Massaua zur Hauptstadt der italienischen Kolonie Eritrea machte. 1911 erreichte die Bahnstrecke Massaua–Biscia die Stadt. Ergänzt wurde sie später durch die Straße Massaua–Asmara, weitere Straßenverbindungen in das Hinterland, die Bahnstrecke wurde bis Biscia weiter geführt und 1937 die Massaua-Asmara-Seilbahn zum Hafen Massaua in Betrieb genommen.
Im italienischen Faschismus gewann Asmara spätestens ab 1932 als Zentrum des italienischen Aufmarschgebietes für den Italienisch-Äthiopischen Krieg (1935–1936) stark an Bedeutung und erlebte vor allem durch Zuwanderung aus Italien ein rasantes Wachstum; die Bevölkerung verfünffachte sich auf knapp 100.000 Einwohner, davon mehr als die Hälfte Italiener.[6] Dem Bevölkerungswachstum folgte ein Bauboom zur Bewältigung der neuen Funktionen. Die in der Folge ab der Mitte der 30er Jahre errichteten Gebäude zeichnen sich häufig durch eine moderne und qualitätvolle Architektur aus, die jedoch ohne jede Rücksicht auf die lokale Bevölkerung und traditionelle Strukturen und unter teilweiser Einführung der Rassentrennung verwirklicht wurde.[7]
Aus dieser Zeit sind heute noch zahlreiche Gebäude im Stil des Razionalismo erhalten, der italienischen Ausprägung der klassischen Moderne. Man findet auch Beispiele des Futurismo und des späteren Monumentalismo.[8] Seit 2017 zählt Asmara als „modernistische Stadt Afrikas“ zum UNESCO-Welterbe.[9]
Die Italienische Sprache ist in der Stadt noch oftmals gegenwärtig: Auf den Schachtdeckeln ist die Aufschrift Comune di Asmara – Fognature („Gemeinde Asmara – Abwassernetz“) zu lesen, Bars und Lokale tragen gelegentlich italienischsprachige Namen wie Bar Vittoria, Ristorante Roma, Cinema Impero oder Pasticceria Moderna. Besonders ältere Leute sprechen auch noch sehr gut Italienisch und in der Alltagssprache sind viele italienische Ausdrucksformen wie Andiamo! („Lasst uns gehen!“) oder E allora? („Na und?“) geläufig.
Britische Kolonialzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 2. April 1941 besetzte die britische Armee Asmara kampflos, nachdem die italienische Armee nach der Schlacht von Keren kapituliert hatte. Die britische Besatzung betrieb von 1942 bis 1952 eine rigorose Demontagepolitik, die sie als italienische Kriegs-Reparation betrachtete, aber die Infrastruktur des Landes und der Stadt stark schädigte.[10]
Äthiopische Besetzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch die Föderation mit dem Kaiserreich Abessinien 1952 verlor Asmara seine Rolle als Hauptstadt des Landes. Dieses Versinken in die Provinzialität, die Armut des Landes und die wegen des seit 1961 sich über drei Jahrzehnte erstreckenden Eritreischen Unabhängigkeitskrieges fehlenden Investitionen bewirkten, dass die historische Bausubstanz weitgehend ungestört erhalten blieb.
Am 24. Mai 1991 nahm die EPLF Asmara als letzte Stadt in Eritrea ein.
Hauptstadt von Eritrea
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit der Unabhängigkeit Eritreas gewann Asmara 1991 seine Funktion als Hauptstadt zurück. Alle zentralen Behörden des Landes haben hier ihren Sitz. Heute hat sich die Größe der Stadt durch den Bau neuer Büros und Villen und durch Zuzug vom Land gegenüber der Kolonialzeit vervielfacht.
Klima
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Asmara | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Asmara
Quelle: wetterkontor.de |
Aufgrund der Lage in den Kalttropen sind die Tage ganzjährig warm und die Nächte kühl.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eritreisch-orthodoxe Kathedrale Nda Mariam
- Kirche Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz, 1923 von Oreste Scanavini[11]
- al-Qulafa-ar-Raschidin-Moschee, 1937 von Guido Ferrazza[11]
- Eritreisch-katholische Kirche Kidane Mehret
- Nationalmuseum Eritrea
- Opernhaus Asmara
- Forte Baldissera (eine Ruine), italienische Festung auf einem Hügel im Südwesten[11]
- Italienischer Friedhof (mit einem jüdischen Friedhof als Abteilung)
- Fiat Tagliero Service Station (Tankstelle) von Giuseppe Pettazi, 1938
- Cinema Impero (Kino) von Mario Messina, 1937
- Cinema Roma (Kino) von Roberto Cappalellano, 1937
- Casa del Fascio (Haus der Faschisten), jetzt Bildungsministerium, 1940 von Bruno Sclafani
- Ministerium für Land, Wasser und Umwelt, 1938
- Cinema Odeon (Kino) von Giuseppe Zacche und Giuseppe Borziani, 1937
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Flughafen Asmara: Der internationale Flughafen Asmara liegt vier Kilometer südlich von Asmara und ist der einzige des Landes mit Verbindungen ins Ausland.
- Bahn: Asmara ist heute der Endpunkt der einzigen Eisenbahnstrecke des Landes, die von Massaua hierher führt. Die weiterführende Strecke nach Keren und Agordat musste Anfang 1975 aufgrund des Bürgerkriegs ihren Betrieb einstellen und die weiterführende Strecke nach Biscia wurde bereits von der britischen Kolonialmacht als Reparationsleistung demontiert. Auf der Strecke nach Asmara besteht seit 2001 ausschließlich touristischer Betrieb: Sonntags fährt ein Zug nach Nefasit. Im Übrigen können über die Gesamtstrecke Züge gechartert werden.
Sport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im November 2011 fanden in Asmara die Afrikanischen Radsportmeisterschaften statt.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Söhne und Töchter:
- Tadesse Abraham (* 1982), Langstreckenläufer
- Tedros Adhanom (* 1965), Generaldirektor der WHO
- Isayas Afewerki (* 1946), Staatspräsident und Regierungschef Eritreas seit 1993
- Yared Asmerom (* 1980), Marathonläufer
- Hamid Idris Awate (1910–1962), bekanntester Freiheitskämpfer Eritreas
- Natnael Berhane (* 1991), Radrennfahrer
- Nando Cicero (1931–1995), italienischer Filmregisseur, Drehbuchautor und Schauspieler
- Eyob Ghebrehiwet Faniel (* 1992), italienischer Leichtathlet
- Vittoria Febbi (* 1939), italienische Schauspielerin
- Alganesh Fessaha (* 1948), italienisch-eritreische Menschenrechtlerin
- Eleni Gebrehiwot (* 1984), deutsche Langstreckenläuferin
- Tekle Ghebrelul (* 1969), dänisch-grönländischer Fußballtrainer eritreischer Herkunft
- Filmon Ghirmai (* 1979), deutscher Hindernis- und Langstreckenläufer
- Biniam Girmay (* 2000), Radsportler
- Remo Girone (* 1948), italienischer Schauspieler
- Asmeron Habte (* 1983), Fußballspieler
- Amiaz Habtu (* 1977), Moderator und Rapper
- Mebrahtom Keflezighi (* 1975), US-amerikanischer Langstreckenläufer eritreischer Herkunft
- Desiet Kidane (2000–2021), Radrennfahrerin
- Bruno Lauzi (1937–2006), italienischer Kabarettist, Komponist und Schriftsteller
- Gianni Manera (1940–2013), italienischer Schauspieler und Filmregisseur
- Salvatore Marino (* 1960), italienischer Schauspieler (u. a. Die Kinderklinik)
- Aron Mehzion (* 1970), Künstler und Gastwirt in Düsseldorf
- Amanuel Mesel (* 1990), Langstreckenläufer
- Henok Mulubrhan (* 1999), Radrennfahrer
- Enzo Muzii (1926–2014), italienischer Filmregisseur, Schriftsteller und Fotograf
- Yemane Negassi (* 1946), äthiopischer Radrennfahrer
- Mehari Okubamicael (* 1945), äthiopischer Radrennfahrer
- Gianfranco Rosi (* 1964), italienischer Filmregisseur, Filmproduzent, Kameramann und Drehbuchautor
- Mikael Saglimbeni (* 1940), äthiopischer Radrennfahrer
- Ribka Sibhatu (* 1962),[12][13] Schriftstellerin, geboren in Asmara, seit 1992 in Rom lebend
- Tedros Teclebrhan (* 1983), deutscher Schauspieler und Komiker
- Natnael Tesfatsion (* 1999), Radrennfahrer
- Eskindir Tesfay (* 1976), deutscher Schauspieler, Kampfkünstler und Filmproduzent
- Meron Teshome (* 1992), Radsportler
- Tekeste Woldu (* 1945), äthiopischer Radrennfahrer
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Volgger und Stefan Graf: Architecture in Asmara. Colonial Origin and Postcolonial Experiences. DOM publishers, Berlin 2017, ISBN 978-3-86922-487-9.
- Peter Volgger: Der Fall Asmara. Rebranding faschistischer Architektur in Afrika? In: Thomas Spielbüchler, Markus Wurzer (Hrsg.): Afrika – Zugänge und Einordnungen: Afrikaforschung in Österreich. Universität Linz 2017, S. 25–49, urn:nbn:at:at-ubl:3-151.
- Vera Simone Bader: Moderne in Afrika. Asmara: Die Konstruktion einer italienischen Kolonialstadt 1889–1941. Gebr. Mann Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-7861-2759-8.
- Stefan Boness: Asmara: Africa’s Jewel of Modernity. Jovis, Berlin 2016, ISBN 978-3-86859-435-5 (Fotoband, deutsch/englisch)
- Edward Denison: Asmara: Africa’s Secret Modernist City. Merrell Holberton, 2003, ISBN 1-85894-209-8 (Fotoband, englisch)
- Jean-Christophe Rufin: Les Causes perdues, Gallimard, 1999, ISBN 2070756092 (deutsch Tage in Asmara, Claassen, München 2001, ISBN 978-3-546-00232-5)
- Christian Welzbacher: Afrika mit Tankstellen erobern. Kapitulation vor der Baugeschichte: Die Asmara-Ausstellung in Berlin scheut die Analyse. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 17. November 2006.
- Erminia Dell’Oro: Asmara addio. Baldini Castaldi Dalai, Milano 1997.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Omar Akbar und Naigzy Gebremedhin: Ein Weltkulturerbe: Asmara – Afrikas heimliche Hauptstadt der Moderne ( vom 31. Dezember 2013 im Webarchiv archive.today). In: eins – Entwicklungspolitik Information Nord-Süd. Nr. 2/3, 2007.
- Jörg Brause: Afrikas Stadt der Moderne. Telepolis, 19. November 2006
- Thomas Drebusch: Asmara. Fotos der Architektur des Rationalismo in Asmara
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Eritrea: People and Society. CIA World Factbook, abgerufen am 5. Oktober 2022.
- ↑ Statista. Abgerufen am 15. Januar 2024.
- ↑ World Population Prospects – Population Division – United Nations. Abgerufen am 15. Januar 2024.
- ↑ Arbate Asmara: the origin of the city. Ministry of Information, Eritrea, abgerufen am 13. Januar 2019.
- ↑ Dan Connell, Tom Killion: Historical Dictionary of Eritrea. (Historical Dictionaries of Africa, Band 114) Scarecrow Press, Lanham/Maryland 2011, S. 96, s. v. „Asmara“
- ↑ Simone Bader: Faschistische Moderne in Afrika. Auto und Architektur in Asmara. In: Aram Mattioli, Gerald Steinacher: Für den Faschismus bauen: Architektur und Städtebau im Italien Mussolinis. Orell Füssli, Zürich 2009, ISBN 978-3-280-06115-2, S. 353.
- ↑ Aram Mattioli: Unterwegs zu einer imperialen Raumordnung in Italienisch-Ostafrika. In: Aram Mattioli, Gerald Steinacher: Für den Faschismus bauen: Architektur und Städtebau im Italien Mussolinis. Zürich 2009, S. 327–352; gekürzte Version des Aufsatzes in Die Zeit, 26. Februar 2009, Nr. 10, S. 86: Terror und Moderne. Mussolinis Kolonialstadt Asmara in Eritrea soll wegen ihrer avantgardistischen Architektur Weltkulturerbe werden.
- ↑ Stefan Boness: Asmara, S. 14
- ↑ Asmara: Eine modernistische Stadt Afrikas. Deutsche UNESCO-Kommission, 27. Juli 2017.
- ↑ Vgl.: Bocresion Haile Gebre Mussie: The Collusion on Eritrea. 2. Auflage. Asmara 2007; Estelle Sylvia Pankhurst: Eritrea on the Eve. London 1952.
- ↑ a b c Ludwig Langknecht: Eritrea, ein Reiseführer. 2. Auflage. Max Kasparek Verlag, Heidelberg 1998, ISBN 3-925064-23-0, S. 87.
- ↑ Ribka Sibhatu. Poetry Translation Centre
- ↑ Ribka Sibhatu. Encyclopedia of Afroeuropean Studies ( vom 11. Mai 2017 im Internet Archive).