Aymo Brunetti – Wikipedia
Aymo Brunetti (* 20. Februar 1963 in Basel) ist ein Schweizer Ökonom und Hochschullehrer.[1]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aymo Brunetti studierte nach seiner Maturität am Gymnasium Münchenstein Nationalökonomie an der Universität Basel, wo er 1988 mit dem Lizenziat abschloss und anschliessend als Lehr- und Forschungsassistent am Institut für Volkswirtschaft tätig war. 1992 promovierte er bei Silvio Borner[2] an der Universität Basel zum Dr. rer. pol. Von 1992 bis 1994 war er freier wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Volkswirtschaft der Universität Basel. 1994/1995 war er ein Jahr als Visiting Scholar am Department of Economics der Harvard University. Anschliessend war er als Oberassistent und freier wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Volkswirtschaft der Universität Basel tätig. 1996 habilitierte er sich in Nationalökonomie an der Universität Basel, danach übernahm er dort eine Assistenzprofessur. Von 1997 bis 1999 vertrat er einen Lehrstuhl für Nationalökonomie an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken.[3] Ab 1999 unterrichtete Brunetti als Titularprofessor an der Universität Basel, ab 2007 als Honorarprofessor auch an der Universität Bern.[4][5] In den Jahren 1993 bis 1999 übernahm er Beratungsmandate unter anderem bei der OECD, der International Finance Corporation, der Weltbank und der UBS.[3]
Im März 1999 trat er als Vizedirektor des Bundesamtes für Wirtschaft und Arbeit ins Eidgenössische Volkswirtschaftsdepartement (EVD) ein, ab Juli 1999 war er Mitglied der Geschäftsleitung im Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und leitete dort den Leistungsbereich Wirtschaftspolitische Grundlagen. Von 2003 bis zu seinem Ausscheiden aus dem Bundesdienst Ende Januar 2012 war er Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik im SECO.[4] Er ist seit 2012 ordentlicher Professor für Wirtschaftspolitik und Regionalökonomie am Departement Volkswirtschaftslehre der Universität Bern. Zudem ist er an der gleichen Universität seit 2014 geschäftsführender Direktor des Volkswirtschaftlichen Instituts. Von 2012 bis 2019 war er geschäftsführender Direktor des Center for Regional Economic Development (CRED) der Universität Bern.[6]
2009/2010 war er Mitglied der durch den Bundesrat eingesetzten Expertenkommission, die Lösungsansätze zur Milderung der «too-big-to-fail»-Problematik erarbeitete.[7] Als die erarbeitete Lösung zur geregelten Abwicklung einer in Not geratenen «too-big-to-fail»-Bank im Fall der Credit Suisse im März 2023 nicht angewandt wurde, geriet die von ihm damals geleitete Expertenkommission in die Kritik. Brunetti äusserte sich daraufhin und wollte ein Scheitern der erarbeiteten Regeln nicht gelten lassen. Man habe den vorgesehenen Ablauf nicht angewandt, sodass man dessen Wirksamkeit in der Praxis nicht beurteilen könne.[8] Er war Leiter einer durch das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) eingesetzten Expertengruppe für die Weiterentwicklung der Finanzmarktstrategie.[9] Im Juni 2013 veröffentlichte die Expertengruppe ihren Bericht.[10][11] Von September 2013 bis Dezember 2014 war er Leiter einer vom Bundesrat eingesetzten Expertengruppe bestehend aus Vertretern der Wissenschaft, Privatwirtschaft und den Bundesbehörden zur Weiterentwicklung der Finanzmarktstrategie, insbesondere zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Finanzstandortes Schweiz durch Verbesserung der inländischen Rahmenbedingungen sowie Wahrung oder Verbesserung des Marktzugangs im Ausland.[12][13] Im Dezember 2014 wurde der Schlussbericht der Expertengruppe veröffentlicht. Das Mandat war zeitlich bis Ende 2014 befristet. An Stelle der Expertengruppe hat das EFD einen Beirat Zukunft Finanzplatz befristet bis Ende 2019 eingesetzt, der von Brunetti geleitet wurde.[14] Dieser Beirat stellte den regelmässigen Austausch aller massgeblichen Akteure zu Fragen der Finanzmarktstrategie sicher und beurteilte losgelöst vom Tagesgeschäft der Behörden die strategischen Herausforderungen und Zukunftsperspektiven für das Finanzgeschäft in der Schweiz mit Blick auf die gesamte Volkswirtschaft.[15][16]
Brunetti ist Autor zahlreicher Bücher und Artikel.[4] Im NZZ-Ökonomenranking gehörte er 2014 (6. Rang), 2015 (9.), 2016 (11.), 2017 (9.), 2018 (9.), 2019 (6.), 2020 (10.) und 2021 (9.) zu den einflussreichsten Ökonomen der Schweiz.[17][18][19][20][21][22][23]
Brunetti ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und wohnt in Biel-Benken.[24]
Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- mit Silvio Borner und Thomas Straubhaar: Schweiz AG: Vom Sonderfall zum Sanierungsfall? Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1990.
- Politisches System und Wirtschaftswachstum. Rüegger, Chur/Zürich 1992 (Dissertation, Universität Basel, 1991).
- mit Silvio Borner und Thomas Straubhaar: Die Schweiz im Alleingang. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1994.
- mit Silvio Borner und Beatrice Weder: Political Credibility and Economic Development. Macmillan, London 1995.
- Politics and Economic Growth: A Cross-Country Data Perspective. OECD, Paris 1998 (Habilitationsschrift, Universität Basel, 1996).
- mit Markus Jaggi und Rolf Weder: Die Schweiz in der europapolitischen Zwickmühle: Wirtschaftliche Umverteilung als entscheidender Faktor in der Aussenpolitik. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1999.
- Volkswirtschaftslehre: Eine Einführung für die Schweiz. HEP, Bern 2006; 3. Auflage 2013.
- Volkswirtschaftslehre: Lehrmittel für die Sekundarstufe II und die Weiterbildung. HEP, Bern 2008; 4. Auflage 2012.
- Wirtschaftskrise ohne Ende? US-Immobilienkrise – globale Finanzkrise – europäische Schuldenkrise. HEP, Bern 2011; 3. Auflage 2012.
- Ausnahmezustand. Das turbulente Jahrzehnt nach der Großen Finanzkrise. HEP, Bern 2018, ISBN 978-3-0355-1122-2.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Aymo Brunetti im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Aymo Brunetti bei Perlentaucher
- Persönliche Website von Aymo Brunetti
- Aymo Brunetti auf der Website der Universität Bern
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Steckbrief Aymo Brunetti. In: Coopzeitung 27/2009 vom 30. Juni 2009, S. 79
- ↑ Florian Schwab: Professor in den Fängen der Politik. In: Die Weltwoche 25/2013 vom 20. Juni 2013, S. 31.
- ↑ a b Lebenslauf von Aymo Brunetti. ( vom 17. Juni 2013 im Internet Archive) (PDF; 161 kB) 2003, abgerufen am 15. Juni 2013.
- ↑ a b c Neuanstellungen. In: Universität Bern vom 22. Juni 2011.
- ↑ Der Universitätsrat hat zwei Extraordinarien der Medizinischen Fakultät ernannt. In: Universität Basel vom 15. Februar 2000.
- ↑ Persönliche Website von Aymo Brunetti ( des vom 26. Dezember 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei der Universität Bern, abgerufen am 16. März 2020.
- ↑ Bundesrat setzt Expertenkommission zum Thema «too-big-to-fail» ein. Medienmitteilung in: admin.ch vom 4. November 2009 (PDF-Datei; 27 kB).
- ↑ Peter Rohner: Die UBS ist gut beraten, Teile abzuspalten. In: Handelszeitung, 18. April 2023. Abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Andreas Valda: «Die Abgeltungssteuer ist ein Modell für die Altlasten». Interview in: Tages-Anzeiger vom 27. Januar 2014.
- ↑ Weiterentwicklung der Finanzmarktstrategie. Medienmitteilung in: admin.ch vom 14. Juni 2013
- ↑ Regulatorische Herausforderungen für die grenzüberschreitende Schweizer Vermögensverwaltung und strategische Optionen. Bericht der Expertengruppe «Weiterentwicklung der Finanzmarktstrategie» vom 6. Juni 2013 (PDF; 653 kB).
- ↑ Expertengruppe soll Massnahmen zur Stärkung des Finanzplatzes erarbeiten. Medienmitteilung in: admin.ch vom 4. September 2013.
- ↑ Mitglieder der Expertengruppe zur Weiterentwicklung der Finanzmarktstrategie sind bestimmt. Medienmitteilung in: admin.ch vom 10. Oktober 2013.
- ↑ Beirat Zukunft Finanzplatz unterbreitet dem Bundesrat eine strategische Roadmap für die Finanzmarktpolitik. In: admin.ch vom 15. Januar 2020.
- ↑ Bundesrat nimmt Schlussbericht der Expertengruppe «Weiterentwicklung der Finanzmarktstrategie» zur Kenntnis. In: admin.ch vom 5. Dezember 2014
- ↑ Brunetti-Bericht kritisiert Eigenheimfinanzierung. In: Handelszeitung.ch vom 5. Dezember 2014.
- ↑ Matthias Müller: Die einflussreichsten Ökonomen in der Schweiz. In: Neue Zürcher Zeitung vom 6. September 2014, abgerufen am 3. Oktober 2018.
- ↑ Jürg Müller: Die vollständigen Ranglisten. In: Neue Zürcher Zeitung vom 2. September 2016, abgerufen am 3. Oktober 2018.
- ↑ Jürg Müller: Auf diese Ökonomen hört die Schweiz. In: Neue Zürcher Zeitung vom 1. September 2017, abgerufen am 3. Oktober 2018.
- ↑ Jürg Müller: Die vollständigen Ranglisten des «Ökonomen-Einfluss-Rankings» 2018. In: Neue Zürcher Zeitung vom 31. August 2018, abgerufen am 3. Oktober 2018.
- ↑ Stefan Häberli: Die vollständige Rangliste des «Ökonomen-Einfluss-Rankings» 2019. In: Neue Zürcher Zeitung vom 21. September 2019, abgerufen am 16. März 2020.
- ↑ Diese Ökonomen prägen die Debatte über Corona und anderes – das NZZ-Ranking 2020. In: NZZ.ch, 24. September 2020.
- ↑ Diese Ökonomen finden in Corona-Zeiten Gehör – das NZZ-Ranking 2021. In: NZZ.ch, 16. Juni 2021.
- ↑ Ueli Kneubühler: Machtnetz von Aymo Brunetti: Der Denkakrobat. In: Bilanz 8/2013 vom 22. April 2013.
Personendaten | |
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NAME | Brunetti, Aymo |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Ökonom |
GEBURTSDATUM | 20. Februar 1963 |
GEBURTSORT | Basel |