Barrerit – Wikipedia

Barrerit
Barrerit vom Rocky Pass, Kuiu Island, Alaska, USA (Größe: 9 × 4 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1974-017[1]

IMA-Symbol

Bre[2]

Chemische Formel
  • Na2(Si7Al2)O18·6H2O[1]
  • Na2[Al2Si7O18]·6H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Gerüstsilikate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/J.23-040[4]

9.GE.15
77.01.04.05
Ähnliche Minerale Stilbit, Stellerit
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m[5]
Raumgruppe Amma (Nr. 63, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/63.3[3]
Gitterparameter a = 13,64 Å; b = 18,20 Å; c = 17,84 Å[3]
Formeleinheiten Z = 8[3]
Häufige Kristallflächen {010}, {001}, {100}, {011} und {111}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 4[4]
Dichte (g/cm3) 2,13 (gemessen); 2,11 (berechnet)[6]
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}
Farbe farblos, weiß, rötlichweiß, rosa
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,479[7]
nβ = 1,485[7]
nγ = 1,489[7]
Doppelbrechung δ = 0,010[7]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 78°[7]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten schwer löslich in Salzsäure

Barrerit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Na2[Al2Si7O18]·6H2O[3]. Barrerit ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Natrium-Alumosilikat, gehört aber strukturell zur Zeolithgruppe innerhalb der Gerüstsilikate.

Barrerit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und findet sich überwiegend in Form tafeliger Kristalle mit bis zu 5 cm Größe mit einem glasähnlichen Glanz auf den Oberflächen. In reiner Form ist Barrerit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiß sein und durch Fremdbeimengungen eine rötlichweiße rosa Farbe annehmen.

Etymologie und Geschichte

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Erstmals entdeckt wurde das Mineral auf den Andesit-Felsen nahe dem Wehrturm Torre del Coltellazzo bei San Efisio an der Südküste der italienischen Insel Sardinien. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch E. Passaglia und D. Pongiluppi, die das Mineral nach dem neuseeländischen Chemiker und Begründer der Zeolithchemie Richard Maling Barrer (1910–1996) benannten.

Passaglia und Pongiluppi sandten ihre Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 1974 zur Prüfung an die International Mineralogical Association (interne Eingangsnummer der IMA: 1974-017[1]), die den Barrerit als eigenständige Mineralart anerkannte. Eine Zusammenfassung der Erstbeschreibung wurde im Folgejahr im Fachmagazin Mineralogical Magazine veröffentlicht. In dieser wurde darauf hingewiesen, dass das Mineral bereits 1974 als sogenannter „Sodian stellerite (deutsch Natrium-Stellerit oder auch natriumhaltiger Stellerit) from Capo Pula, Sadegna“ beschrieben wurde, einem Calcium-Zeolith mit der Raumgruppe Fmmm (Raumgruppen-Nr. 69)Vorlage:Raumgruppe/69. Dies stand im Gegensatz zum neuen Mineral mit der Amma (Nr. 63, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/63.3, das zudem in der Zusammensetzung einen höheren Natrium- als Calciumgehalt aufwies. Der britische Mineraloge Max Hey und der italienische Geologe Glauco Gottardi schlugen daher vor, diese Phase als neue Mineralart zu betrachten.

Das Typmaterial des Minerals wird im Istituto di Mineralogia e Petrografia (mehrere Gramm) der Universität Modena in italien und im National Museum of Natural History unter der Katalog-Nummer 128521 aufbewahrt.[8][9]

Seit 2021 ist auch die „Bre“ lautende Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Barrerit von der IMA/CNMNC anerkannt.[2]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz war der Barrerit noch nicht aufgeführt.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich im Aufbau noch nach der alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VIII/J.23-040. In der Lapis-Systematik entspricht dies der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Gerüstsilikate“, wo Barrerit zusammen mit Brewsterit-Ba, Brewsterit-Sr, Epistilbit, Goosecreekit, Heulandit-Ba, Heulandit-Ca, Heulandit-K, Heulandit-Na, Heulandit-Sr, Klinoptilolit-Ca, Klinoptilolit-K, Klinoptilolit-Na, Stellerit, Stilbit-Ca und Stilbit-Na eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VIII/J.23 bildet.[4]

Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Barrerit in die bereits feiner unterteilte Abteilung „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit zeolithischem H2O; Familie der Zeolithe“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Struktur der Silikatgerüste, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Tafeln mit 4-4-1-1 Struktureinheiten“ zu finden ist, wo es zusammen mit Stellerit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 9.GE.15 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Barrerit die System- und Mineralnummer 77.01.04.05. Auch dies entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Gerüstsilikate: Zeolith-Gruppe“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Echte Zeolithe“ in der Gruppe „Heulandit und verwandte Arten“, in der auch Heulandit-Ca, Heulandit-Na, Heulandit-K, Heulandit-Sr, Heulandit-Ba, Klinoptilolit-K, Klinoptilolit-Na, Klinoptilolit-Ca, Stilbit-Ca, Stilbit-Na und Stellerit eingeordnet sind.

Kristallstruktur

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Barrerit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Amma (Raumgruppen-Nr. 63, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/63.3 mit den Gitterparametern a = 13,64 Å, b = 18,20 Å und c = 17,84 Å sowie acht Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Reiner Barrerit ist farblos[11]. Durch Gitterbaufehler oder Fremdbeimengungen zeigt er sich jedoch meist in weißer, rötlichweißer oder rosa Farbe.

Bildung und Fundorte

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Tafeliger Barrerit (links) und 7 cm langer „Zuckerquarz“-Stalaktit (rechts) vom Rocky Pass, Kuiu Island

Über die genauen Bildungsbedingungen von Barrerit ist bisher nichts bekannt. Er findet sich jedoch vorwiegend an den Wänden großer Brüche stark verwitterter Andesit- und Rhyolith-Lava oder in anderen basisch-magmatischen Gesteinen, wie dem Diabas (USA), wo er unter anderem in Paragenese mit Heulandit auftritt.

Barrerit gehört zu den seltenen Mineralbildunge, von dem weltweit bisher nur 20 Vorkommen dokumentiert sind (Stand 2024). Außer an seiner Typlokalität auf dem Andesit-Felsen bei San Efisio wurde Barrerit in Italien noch bei Furtei auf Sardinien und möglicherweise noch am Pufler Loch bei St. Ulrich in Gröden in Südtirol gefunden.

Weitere Fundorte sind die „Cantung Mine“ bei Tungsten (Nordwest-Territorien) und im „Woodworth Cove“ (Woodworth Höhle) an der Bay of Fundy in Kanada, Hirado in Japan, die norwegische Kommune Vefsn sowie Kuiu Island (Sitka Borough, Alaska), das Pershing County (Nevada) und Cedar Mountain bei Mitchell (Culpeper County, Virginia) in den Vereinigten Staaten.[12]

  • E. Passaglia, D. Pongiluppi: Sodian stellerite from Capo Pula, Sadegna. In: Lithos. Band 7, Nr. 2, 1974, S. 69–73, doi:10.1016/0024-4937(74)90019-X (englisch).
  • E. Passaglia, D. Pongiluppi: Barrerite, a new natural zeolite. In: Mineralogical Magazine. Band 40, 1975, S. 208 (englisch, rruff.info [PDF; 46 kB; abgerufen am 28. Mai 2024]).
  • Michael Fleischer, Adolf Pabst, Louis J. Cabri: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 61, 1976, S. 1053–1056 (englisch, rruff.info [PDF; 400 kB; abgerufen am 28. Mai 2024]).
  • Ermanno Galli, Alberto Alberti: The crystal structure of barrerite. In: Bulletin de la Société Française de Minéralogie et de Cristallographie. Band 98, 1975, S. 331–340 (englisch, rruff.info [PDF; 516 kB; abgerufen am 28. Mai 2024]).
  • Michele Sacerdoti, Isabetta Gomedi: Crystal structural refinement of Ca-exchanged barrerite. In: Bulletin de Minéralogie. Band 107, 1984, S. 799–804 (englisch, online verfügbar bei persee.fr [abgerufen am 28. Mai 2024]).
Commons: Barrerite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 708.
  4. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. David Barthelmy: Barrerite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 28. Mai 2024 (englisch).
  6. Barrerite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 82 kB; abgerufen am 28. Mai 2024]).
  7. a b c d e Barrerite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 28. Mai 2024 (englisch).
  8. Catalogue of Type Mineral Specimens – B. (PDF 373 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 28. Mai 2024.
  9. Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF; 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 28. Mai 2024 (englisch).
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  11. Bildbeispiel eines farblosen Barrerits. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 28. Mai 2024 (englisch).
  12. Fundortliste für Barrerit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 28. Mai 2024.