Bavaria-Buche – Wikipedia

Die Bavaria-Buche um 1993
Willy Matheisl – Vier Jahreszeiten, Composing

Die Bavaria-Buche war ein markantes Baumexemplar der Rotbuche (Fagus sylvatica) in Oberbayern. Die bereits im Jahre 2006 durch einen Sturm stark beschädigte Buche wurde durch ein Unwetter am 19. August 2013 gänzlich zerstört. Sie war einer der eindrucksvollsten und meistfotografierten Bäume Deutschlands.

Alter und Größe

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Alter der Bavaria-Buche wurde auf 500 bis 800 Jahre geschätzt. Dies ist bemerkenswert, da Rotbuchen in der Regel nur selten älter als 300 Jahre werden. Ihr Stammumfang betrug neun Meter und ihre Höhe 22 Meter. Die Krone hatte einen Durchmesser von mehr als 30 Metern und überdeckte eine Fläche von etwa 750 Quadratmetern.[1] Sie stand an der Stenzenhofer Straße 350 Meter nordwestlich des Ortsteils Pondorf der Gemeinde Altmannstein im oberbayerischen Landkreis Eichstätt im Naturpark Altmühltal.[2]

Geschichte des Baumes

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Baum wies bereits in den 1950er Jahren erhebliche Altersschwächen auf. Daher wurden beispielsweise Hohlräume mit Beton ausgefüllt. Im Juli 1995 brach ein erster großer Ast aus dem Baum und man begann, laut über das Sterben der Bavaria-Buche zu sprechen. Im Januar 1999 brach ein weiter Ast unter der Raureiflast. Im Landratsamt Eichstätt sprach man davon, den Baum „in Würde“ sterben zu lassen. Der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber schrieb nach dem Astbruch 1999 in einem Brief: „Wir sollten bedenken, dass der Baum als Organismus einem natürlichen Alterungsprozess unterworfen ist“.[1]

Das Areal um den Baum und seine Überreste wurde 1997 zum Schutz des Bodens und der Wurzeln eingezäunt.[3]

Der Baum litt unter mäßigem Pilzbefall und der Boden um den Baum war massiv überdüngt.[1] Dies hatte zur Folge, dass die Krone zu schwer für den schon geschwächten Baum wurde, was höchstwahrscheinlich die Ursache für den Windbruch 2006 war. Es war geplant, den Baum mittels Stahlseilen zusammenzuhalten und am Boden zu verankern, um ihn sturmfest zu machen. Doch wäre diese Maßnahme zu Lasten des Aussehens und der Silhouette gegangen.

Die bekannteste Buche Deutschlands[1] war in ihren letzten Jahren ein sterbender Baum, der nach und nach Äste verlor, bis ein Sturm im Jahre 2006 die Baumkrone in zwei Hälften spaltete. Bei einem Gewitter am Nachmittag des 19. August 2013 brach der letzte großen Seitenast der einst mächtigen Rotbuche ab, was für den in ganz Deutschland populären Baum das Ende bedeutete.[4][2] Nach Auskunft des Info-Zentrums Naturpark Altmühltal ist nicht vorgesehen, das Holz zu entfernen. Der Standort soll vielmehr ein Totholz-Biotop werden. Aus den Samen des Baumes wurden gut 1000 Stecklinge gezogen, die unter anderem vor dem Schloss Bellevue, der Bayerischen Staatskanzlei und in unmittelbarer Nähe von der sterbenden Bavaria-Buche gepflanzt wurden.[2]

Am Standort des ehemaligen Baumes befindet sich seit 2022 der „Garten der Bavariabuche“[5] mit zahlreichen Informationstafeln zum Baum, dessen Umfeld und Geschichte.

Große Bekanntheit erlangte die Bavaria-Buche durch einen Filmbeitrag des Bayerischen Fernsehens in den frühen 1980er Jahren, der in Kooperation mit dem Pondorfer Ortschronisten Franz Fersch entstanden ist.[2]

1987 zierte die Bavaria-Buche die zweite Ausgabe der achtteiligen Sammelteller-Serie Uralte Riesen, die der Künstler Ernst Wetteroth unter der fachlichen Beratung von Hans Joachim Fröhlich gestaltete. Von dem Fotografen Willy Matheisl wurde 1992 eine Fotoserie des Baumes über ein ganzes Jahr erstellt. Es entstanden somit zwölf Monatsbilder zur Dokumentation des Jahresverlaufs in der Natur. Auch gibt es aus der Serie ein sogenanntes Composing, welches in einem Bild die vier Jahreszeiten darstellt. Dieses Foto findet man im Bildarchiv des Verlags der Süddeutschen Zeitung.[6] Es hat durch seine weltweiten Veröffentlichungen nicht unerheblich zum Bekanntwerden der Bavaria-Buche beigetragen.

  • Hans Joachim Fröhlich: Bavariabuche bei Pondorf. In: Alte liebenswerte Bäume in Deutschland. Cornelia Ahlering, Buchholz 2000, ISBN 3-926600-05-5, S. 300 f.
  • Stefan Kühn, Bernd Ullrich, Uwe Kühn: Deutschlands Alte Bäume. Eine Bildreise zu den sagenhaften Baumgestalten zwischen Küste und Alpen. BLV, München/Wien/Zürich 2002, ISBN 3-405-16107-X.
  • Hans Joachim Fröhlich: Wege zu alten Bäumen. Band 2: Bayern. WDV Wirtschaftsdienst, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-926181-09-5.
  • Hans Joachim Fröhlich: Baumveteranen in Bayern. In: Hans Bleymüller, Egon Gundermann, Roland Beck (Hrsg.): Mitteilungen aus der Bayerischen Staatsforstverwaltung. Band 2: 250 Jahre Bayerische Staatsforstverwaltung – Rückblicke, Einblicke, Ausblicke, Nr. 51, 2002, ISSN 1616-511X, S. 655–663.
  • Helmut Dollhopf, Herbert Liedel: Bavaria-Buche, Abschied vom Jahrtausend-Baum. Elmar Hahn Verlag, Veitshöchheim 2001, ISBN 3-928645-23-4.
  • Helmut Dollhopf, Herbert Liedel: Die Bavaria-Buche: Der Traum vom Baum. Stürtz Verlag, Würzburg 1988, ISBN 3-8003-0297-7.
Commons: Bavaria-Buche – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d Torsten Hampel: Das Herbstzeitlos In: Der Tagesspiegel vom 22. November 2009
  2. a b c d Hans Kratzer: Die schönste Buche der Welt ist tot. Süddeutsche Zeitung, 3. September 2013, abgerufen am 16. Februar 2022.
  3. Keiner wagte sich an den Giganten. In: Nordbayern-Infonet. 1997, abgerufen am 11. April 2023.
  4. Ursula Kirschner: Die Bavaria-Buche ist tot. Donaukurier, 20. August 2013, archiviert vom Original am 24. August 2013; abgerufen am 17. März 2023.
  5. Garten der Bavariabuche. Abgerufen am 1. Oktober 2023.
  6. Willy Matheisl, Süddeutsche Zeitung Photo, DIZ München GmbH, Munich Germany: Bavaria Buche bei Pondorf, 1992. Abgerufen am 17. April 2021 (deutsch).

Koordinaten: 48° 56′ 54,3″ N, 11° 33′ 36,6″ O