Benedetto Tola – Wikipedia

Rekonstruierte Sgraffiti im Großen Schlosshof des Dresdener Residenzschlosses nach dem Entwurf von Benedetto Tola um 1550/55
Rekonstruiertes Sgraffito im Großen Schlosshof des Dresdener Residenzschlosses nach dem Entwurf von Benedetto Tola um 1550/55: Titus Manlius Torquatus wird wegen militärischem Fehlverhalten enthauptet
Von Benedetto Tola gemaltes Porträt von Kurfürst August von Sachsen (um 1560)

Benedetto Tola (auch: Benedikt Tola, Benedikt Thola, * vor 1525 in Brescia, Italien; † 1. Februar 1572 in Dresden) war ein italienischstämmiger Maler und Musiker der Renaissance, der zusammen mit seinen zwei Brüdern am sächsischen Hof in Dresden wirkte.

Benedetto Tola hat seine Lehrjahre als Maler vermutlich zusammen mit seinem Bruder Gabriele in der Werkstatt ihres Vaters Paolo Tola (geb. 1490) in Brescia verbracht. Nach stilistischen Kriterien lässt sich schließen, dass Benedetto danach in der Werkstatt des Alessandro Moretto weiter ausgebildet wurde, von dem er den Stil seiner gelängten Figuren übernahm. Am 13. November 1548 schloss Benedetto einen Dienstvertrag bei dem Maler Girolamo Romanino, den er am 15. Mai 1549 auflöste. Der Grund war vermutlich die Aufnahme des Dienstes bei dem sächsischen Kurfürsten Moritz, der damals Trient, Mantua, Ferrara, Mailand und Venedig bereiste und die Erweiterung seines Residenzschlosses in Dresden plante.

Noch im gleichen Jahr wurde Benedetto Tola zusammen mit seinen Brüdern Gabriel und Quirin (Trompeter) durch den Fürstbischof von Trient, Cristoforo Madruzzo, von Brescia nach Dresden an den kursächsischen Hof entsandt, wo sie als Musiker, aber Benedetto und Gabriele auch als Maler arbeiten sollten. Benedetto gründete in Dresden eine Malerwerkstatt, die auch ausbildete, so den Maler Heinrich Peters. Benedetto Tola kann als offizieller Hofmaler der sächsischen Kurfürsten Moritz und seines Nachfolgers August bezeichnet werden. Vor allem in den 1550er Jahren arbeiteten Benedetto und Gabriele intensiv an der bildlichen Ausstattung des Dresdener Schlosses und lieferten auch Entwürfe für Ausstattungsstücke wie den Schlosskapellenaltar, die Schlosskapellenorgel und das Kenotaph für Kurfürst Moritz in Freiberg.

Immer wieder kehrten die Brüder Tola für kurze Zeit nach Brescia zurück, so z. B. Bendetto im Jahr 1550, um einen Bevollmächtigten für seine Finanzangelegenheiten zu benennen.

Die Tola-Brüder wirkten als erste Instrumentalisten der kurfürstlichen Hofkapelle.[1][2]

Erhalten geblieben ist ein Briefwechsel mit dem Kurfürsten nach achtjähriger Dienstzeit am Dresdner Hof, in denen Versorgungsansprüche und Auftragsarbeiten behandelt werden.

Benedetto Tola war mit Helene vermählt, einer Tochter des Jacobus Bruni de Purgorio und dessen Frau Katharina (geborene Durata, † 1580). Die Tochter Agnesia (1551–ca. 1621) heiratete den Kapellmeister Antonio Scandello (1517–1580).[3] Ein Sohn war der Trompeter Orazio Tola, der bis 1601 nachweisbar ist.

Benedetto Tola starb am 1. Februar 1572 in Dresden und fand in einem Schwibbogengrab auf dem Frauenkirchhof[4] seine Ruhestätte.

  • um 1550–1555: Sgraffito-Dekorationen des ab 1548 erweiterten Residenzschlosses (heute rekonstruiert)
  • um 1554: Ausmalung des Riesensaals im Dresdener Schloss. Dort sechs der zwölf riesenhaften Kriegerfiguren und das Wandgemälde der „drei Männer im Feuerofen“ (1627 von Valentin Wagner vor ihrer Zerstörung in Zeichnungen kopiert)[5]
  • 1554: Entwurf für den in den Niederlanden gefertigten Alabasteraltar für die Schlosskapelle des Dresdener Residenzschlosses (1662 nach Torgau transferiert, 1945 beschädigt, heute wieder in der Torgauer Schlosskapelle)[6]
  • um 1555: Farbige Fresken in der Loggia des Hausmannsturms des Dresdener Residenzschlosses (zur Zeit im Prozess der Rekonstruktion). Zuschreibung.
  • 1555: Entwurf für das Moritzmonument in Dresden (Zuschreibung, vielleicht in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Gabriele)[7]
  • um 1555: vermuteter Passionszyklus für die Schlosskapelle des Dresdener Residenzschlosses (nicht erhalten). Erhalten sind vier Nachstiche von Heinrich Peters 1558 nach den Vorlagen Benedetto Tolas und eine eigenhändige Zeichnung, eine signierte Zeichnung in Dessau ist ein Kriegsverlust.
  • 1556: Entwurf für das Mittelrelief der Eichentür des Schlosskapellenportals mit der Szene von Christus und der Ehebrecherin. Ausführung durch den Hoftischler und Bildschnitzer Georg Fleischer der Ältere (Zuschreibung, das Original heute in der Museumsausstellung im Schloss)[8]
  • 1559: (zusammen mit seinem Bruder Gabriele) Entwurf für das Kenotaph von Kurfürst Moritz, nach dem zunächst ein Holzmodell gefertigt und dessen Ausführung 1563 aufgestellt wurde.[9]
  • 1563: Entwurf für die Orgel der Dresdener Schlosskapelle in strengen klassischen Formen, der vom Orgelbauer abgelehnt wurde (SächsHStA Loc. 35 822).[10]
  • Angelica Dülberg: Der Große Schlosshof. Stil, Ikonografie und Ikonologie seines plastischen und malerischen Schmucks. In: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hrsg.): Das Residenzschloss zu Dresden. Bd. 2: Die Schlossanlage der Renaissance und ihre frühbarocken Um- und Ausgestaltungen. Petersberg 2019, S. 205–260.
  • Thola (Tola), Gabriel de; Thola (Tola), Benedikt de. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 33: Theodotos–Urlaub. E. A. Seemann, Leipzig 1939, S. 45 (biblos.pk.edu.pl).
  • Szilvia Bodnár: A North-Italian Artist in Dresden. Benedikt Tola´s Drawing for a Passion Cycle. In: Bulletin du Musée Hongrois des Beaux-Arts. Band 114–115, 2011, S. 62–73.
  • Ulrike Heckner: Im Dienst von Fürsten und Reformation. Fassadenmalerei an den Schlössern in Dresden und Neuburg an der Donau im 16. Jahrhundert. München 1995.
  • Werner Schade: Dresdener Zeichnungen 1550–1650. Inventionen sächsischer Künstler in europäischen Sammlungen. Dresden 1969 (hier Katalog S. 89–93).
  • Werner Schade: Maler am Hofe Moritz’ von Sachsen. In: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft. 1968, S. 29–44, S. 38–42.
  • Die Inſtrumentiſten und Maler Brüder de Tola und der Kapellmeister Antonius Scandellus. In: Karl von Weber (Hrsg.): Archiv für die sächsische Geschichte. Band 4. Bernhard Tauchnitz, Leipzig 1866, S. 167 ff. (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Commons: Benedetto Tola – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Eintrag 1550 im Stadtwiki Dresden
  2. Karl Gebhard: Beiträge zur Geschichte der Cultur der Wissenschaften, Künste und Gewerbe in Sachsen vom 6ten bis zu Ende des 17ten Jahrhunderts. Walther Hofbuchhandlung, Dresden 1823, S. 134 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  3. Reinhard Kade: Antonius Scandellus 1517–1580 – Ein Beitrag zur Geschichte der Dresdner Hofkantorei. In: Max Seiffert (Hrsg.): Sammelbände der internationalen Musikgesellschaft. 15. Jahrgang, Heft 4, Juli–September 1914. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1914, S. 535–565, hier S. 541, JSTOR:929307 (Textarchiv – Internet Archive – Stammbaum).
  4. Johann Gottfried Michaelis: Dreßdnische Inscriptiones und Epitaphia,. Welche Auf denen Monumentis derer in GOtt ruhenden / so allhier in und außer der Kirche zu unser Lieben Frauen begraben liegen, und eine fröhliche Auferstehung erwarten, zu finden / Denen Verstorbenen zu immerwährenden Andencken / denen Lebendigen aber zum Spiegel und willigen Nachfolge, mit allen Fleiß zusammen gesucht / und zum öffentlichen Druck / Nebst einer Historischen Vorrede von gedachter Kirche dargestellet worden. Selbstverlag des Autors, Dresden 1714, S. 168 (Digitalisat der SLUB Dresden; Online in der Google-Buchsuche).
  5. Dülberg 2019, S. 246–247.
  6. Bericht über die Restaurierung und Rückkehr des Altares nach Torgau, online als PDF (abgerufen am 13. September 2020).
  7. Dülberg 2019, S. 244.
  8. Dülberg 2019, S. 237–239.
  9. Damian Dombrowski: Die Grablege der sächsischen Kurfürsten zu Freiberg. Ideelle Dimensionen eines internationalen Monuments. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte. Band 64, 2001, S. 234–272. Hier wird auf S. 236 für den ersten Entwurf das Jahr 1555 angegeben. Der entsprechende Brief mit Nennung der "welschen Maler" als Entwerfer stammt aber aus dem Jahr 1559.
  10. Schade 1969, Kat.-Nr. 105 mit Abb.