Benperidol – Wikipedia

Strukturformel
Strukturformel von Benperidol
Allgemeines
Freiname Benperidol
Andere Namen

4-Fluor-4-[4-(2-oxo-1-benzimidazolinyl)piperidino]butyrophenon (IUPAC)

Summenformel C22H24FN3O2
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 218-172-2
ECHA-InfoCard 100.016.521
PubChem 16363
ChemSpider 15521
DrugBank DB12867
Wikidata Q424412
Arzneistoffangaben
ATC-Code

N05AD07

Wirkstoffklasse

Antipsychotikum, Butyrophenone

Eigenschaften
Molare Masse 381,44 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

170–171,8 °C[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Achtung

H- und P-Sätze H: 302+332​‐​362
P: 263​‐​260​‐​261​‐​301+312​‐​304+340​‐​501[2]
Toxikologische Daten

432 mg·kg−1 (LD50Mausoral)[1]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Benperidol ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Butyrophenone, der in der Psychiatrie als Neuroleptikum zur Behandlung von Schizophrenien eingesetzt wird.

Seit Mitte 2005 die Zulassung für das noch etwas wirkstärkere Trifluperidol (ehemaliges Handelspräparat Triperidol) erloschen ist, stellt Benperidol unter allen in Europa verfügbaren Neuroleptika die Substanz mit der höchsten neuroleptischen Potenz dar.

Benperidol wird eingesetzt bei:[3]

und außerdem zur Symptomsuppression und Rezidivprophylaxe bei chronischen endogenen und exogenen Psychosen.

Wirkungsmechanismus

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Benperidol weist wie die anderen hochpotenten Butyrophenone vor allem eine starke Affinität zum D2-Rezeptor auf. Seine blockierende Wirkung auf die dopaminerge Übertragung in den Basalganglien ist so stark, dass bei einer Verabreichung von Benperidol der Patient fast immer unter den typischen Begleiteffekten – wie dem extrapyramidalen Syndrom, z. B. Akathisien, Dyskinesien, Parkinsonoide usw. – zu leiden hat. Daher macht eine Benperidol-Applikation oft auch die Gabe von Anticholinergika wie z. B. Biperiden nötig, deren mögliche halluzinogene Effekte die ursprünglich beabsichtigte Wirkung abschwächen können.

Eine gefährliche Komplikation ist das potenziell tödliche maligne neuroleptische Syndrom, das unter Benperidol aufgrund seiner hohen neuroleptischen Potenz häufiger auftritt als bei anderen Neuroleptika.

Als unerwünschte Wirkungen können auftreten:[3]

Wechselwirkungen

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Folgende Wechselwirkungen sind beschrieben:[3]

Kontraindikationen

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Gegenanzeigen sind: Komatöse Zustände, Parkinson-Syndrom, malignes neuroleptisches Syndrom (s. o.), Schwangerschaft / Stillzeit.[3]

Therapeutischer Stellenwert

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Benperidol gilt wegen seiner in aller Regel sehr ausgeprägten unerwünschten Wirkungen nur noch als Reservemittel der Schizophreniebehandlung, dessen Gebrauch stetig zurückgeht, besonders seitdem starke atypische Neuroleptika wie beispielsweise Olanzapin verfügbar sind.

Handelspräparate

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Benperidol ist in Deutschland unter dem Namen Glianimon sowie als Generikum erhältlich.

Einzelnachweise

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  1. a b Eintrag zu Benperidol in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar)
  2. a b lgcstandards: Benperidol (Memento vom 31. Oktober 2016 im Internet Archive)
  3. a b c d E. Brunner, M. Dassinger, I. Grohmann, B. Jung, A. Kuhlmann, M. Löwe, A. Pfleger, A. Schwinn, C. Selz, S. Sieprath, K. Sy: ROTE LISTE 2010. Hrsg.: Rote Liste® Service GmbH. 55. Auflage. Rote Liste® Service GmbH, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-939192-40-4, S. 1545.