Berge (Werben) – Wikipedia
Berge Hansestadt Werben (Elbe) | ||
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Koordinaten: | 52° 49′ N, 12° 0′ O | |
Höhe: | 26 m ü. NHN | |
Fläche: | 13,11 km² | |
Einwohner: | 114 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 9 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Februar 1974 | |
Eingemeindet nach: | Behrendorf | |
Postleitzahl: | 39615 | |
Vorwahl: | 039393 | |
Lage von Berge in Sachsen-Anhalt | ||
Evangelische Dorfkirche St. Nikolaus in Berge |
Berge ist ein Ortsteil der Hansestadt Werben (Elbe) im Landkreis Stendal im Norden des Landes Sachsen-Anhalt.[2]
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Berge, ein Rundplatzdorf[3] mit Kirche, liegt 5 Kilometer südöstlich von Werben und 5 Kilometer südwestlich von Havelberg an der „Alten Elbe Berge“ am Naturschutzgebiet „Alte Elbe zwischen Kannenberg und Berge“ am Rand vom Biosphärenreservat Mittelelbe in der Altmark. Der Elberadweg führt durch den Ort in Richtung Norden nach Werben.[4]
Nachbarorte sind Hohenhof und Giesenslage im Südwesten, Behrendorf und Neu Berge im Westen, Räbel im Nordosten im Osten, Sandauerholz im Süden und Kannenberg im Südwesten.[4]
Ortsteilgliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum Ortsteil Berge gehören neben dem Dorf Berge die Wohnplätze[2]
- Hohehof, eine Siedlung östlich von Germerslage
- Neu Berge, nördlich von Berge
Auf dem Flurstück Arensberg (Flur 5) der Gemarkung Berge liegt der etwa 27 Meter hohe Arensberg, in dessen Nähe früher der Wohnplatz Arensberg lag. Der Weiler Oevelgünne,[5] früher ein Freigut, heute ein Hof in der Deichstraße 25, liegt einen Kilometer südwestlich des Dorfes Berge.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mittelalter bis Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahre 1151 schenkte Markgraf Albrecht der Bär dem Bistum Havelberg die Kirche in Berge namens St. Nikolaus, wörtlich: in monte sancti Nicolai ecclesiam.[6][7] Weitere Nennungen sind 1343 in dem dorpe to berghe[8], 1687 Berge,[3] 1804 Dorf und Gut Ober- und Nieder-Berge mit einem Krug und einer Windmühle,[9] die am nördlichen Ortsausgang lag.
Landwirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: eine Besitzung über 100 Hektar hatte 185 Hektar, 41 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 306 Hektar, ein Kirchenbesitzung 19 Hektar, eine Besitzung mit 328 Hektar wurde von der SMAD verwaltet und bewirtschaftet, davon gingen 275 Hektar an den Bodenfonds. Enteignet wurden drei Betriebe mit zusammen 564,4 Hektar. Im Jahre 1948 hatten 63 Vollsiedler jeder über 5 Hektar, 34 Kleinsiedler jeder unter 5 Hektar der Bodenreform erworben. Im Jahre 1953 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Einheit und Aufbau“.[3]
Eingemeindungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf gehörte bis 1807 zum Arneburgischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Danach lag es bis 1813 im Kanton Werben auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Osterburg, dem späteren Landkreis Osterburg.[3]
Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Kannenberg mit der Landgemeinde Berge vereinigt.[10] Zum Ortsteil Kannenberg der Gemeinde Berge gehörten die Wohnplätze Hohehof (heute Hohenhof) und Trotzenburg (Neu Beverlake). Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Berge in den Kreis Osterburg umgegliedert.[11] 1965 wurde der Ortsteil Kannenberg von Berge nach Sandauerholz umgemeindet,[3] Hohenhof wurde Berge zugeordnet, Trotzenburg (Neu Beverlake) verblieb beim Ortsteil Kannenberg.
Am 1. Februar 1974 wurde die Gemeinde Berge in die Gemeinde Behrendorf eingemeindet.[11] Mit der Eingemeindung von Behrendorf nach Werben am 1. Januar 2010 kam Berge als Ortsteil zur Hansestadt Werben (Elbe).[12]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr[3] | 1734 | 1772 | 1790 | 1798 | 1801 | 1818 | 1840 | 1864 | 1871 | 1885 | 1892 | 1895 | 1900 | 1905 |
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Dorf Berge | 148 | 164 | 181 | 174 | 223 | 357 | 234 | 204 | 195[13] | 188 | 227[13] | 186 | ||
Nieder-Berge | 59 | 30 | ||||||||||||
Ober-Berge | 119 | 190 | ||||||||||||
Am Deich | 6 | 8 | 5 |
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Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1971:[3]
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die evangelische Kirchengemeinde Berge gehörte früher zum Kirchspiel Werben in der Pfarrei Berge bei Werben an der Elbe.[17]
Sie wird heute betreut vom Pfarrbereich Königsmark im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[18]
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Berge stammen aus dem Jahre 1632.[19]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die evangelische Dorfkirche St. Nikolaus ist ein vierteiliger Backsteinbau[20] aus dem 12. Jahrhundert. Eine dendrochronologische Untersuchung des Eichen-Dachwerkes des Kirchenschiffes lieferte das Fälljahr 1221.[21]
- Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof. Dort stehen zwei Steinkreuze aus Mittelalter und Neuzeit.[22]
- Der Distanzstein an der Kreuzung nach Behrendorf steht unter Denkmalschutz.
- In Berge steht auf dem Friedhof ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, ein aus Feldsteinen gemauerter Sockel mit aufgesetztem Findling, gekrönt von einem Adler.[23]
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bäckerei Obara ist seit 1924 in Familienbesitz. Sie führt ein Cafe mit Gartenbetrieb, das bei den Radler auf dem Elberadweg beliebt ist und von örtlichen Vereinen genutzt wird. Mit einem Verkaufsauto versorgt die Bäckerei die umliegenden Dörfer morgens mit Brot und Brötchen. Zur Bäckerei gehörte eine Windmühle, die 1943 vom Sturm zerstört und deren Mühlberg später abgetragen wurde.[24][25]
Sage aus Berge – „Die beiden Steinkreuze auf dem Kirchhofe zu Berge“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pastor Erich Hübener aus Berge übermittelte die Sage an Alfred Pohlmann, der sie 1901 veröffentlichte.
Ein Ritter hatte einst den Schulzenhof in Berge als Lehen vergeben. Nun hätte er gern den Hof wieder in eigenem Besitz gehabt. Allerdings erbte sich der Hof in männlicher Linie fort. Der Schulze hatte zwei Söhne. Der Ritter säte zwischen ihnen Zwietracht und brachte sie dazu, sich zu duellieren unter dem Versprechen, er gäbe ihnen zwei Pistolen und nur eine davon sei geladen. Es waren aber beide geladen und die Brüder brachten sich so gegenseitig um. Wenige Monate fand man den Schulzen in seinem Zimmer erschossen. Der Ritter zog das Lehen ein. „Wo die Jünglinge bei dem Zweikampf gestanden, hat man zwei Steinkreuze errichtet. Dieselben durften nicht in dieselbe Richtung haben, wie die Grabmähler der ehrlich Begrabenen, sie stehen darum schief von Nordosten nach Südwesten bis auf diesen Tag. In stürmischer Nacht geht jeder scheu vorüber an dieser Stelle. Man weiß wohl, welchen Grund das Knacken und Stöhnen hat, welches von jener Stelle hertönt.“[26]
In einer älteren Überlieferung der Sage durch Heinrich Christoph Steinhart im Jahre 1802 ist der Name des Ritters mit Christoph von Kannenberg angegeben.[27]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Berge im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
- Berge auf werben-elbe.de.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 178–183, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 169 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 364, 9. Berge (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Karina Hoppe: Erneut mehr Zuzüge als Wegzüge. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 1. Februar 2024, DNB 1047269554, S. 18.
- ↑ a b Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 120 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
- ↑ a b c d e f g Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 178–183, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1594, Oevelgünne (1), doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 37, Nr. 190 (Online).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 2. Berlin 1842, S. 440 (Digitalisat).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 458 (Digitalisat).
- ↑ Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 292 ([Digitalisat Online]).
- ↑ Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 213.
- ↑ a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 342, 345 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
- ↑ Genehmigung des Gebietsänderungsvertrages zur Bildung einer neuen Gemeinde Hansestadt Werben aus den Gemeinden Hansestadt Werben und Behrendorf ab 1. Januar 2010. In: Landkreis Stendal (Hrsg.): Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 17, 12. August 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 201–204 (Online [PDF; 7,0 MB; abgerufen am 10. April 2020]).
- ↑ a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 169 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- ↑ a b Doreen Schulze: Erstmals Zuwachs in Arneburg-Goldbeck. In: Volksstimme Stendal. 15. Januar 2016.
- ↑ a b Karina Hoppe: Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck verlor 2018 insgesamt 93 Einwohner. In: Volksstimme Stendal. 14. Februar 2019.
- ↑ a b Karina Hoppe: In die Einwohnerstatistik geschaut. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 22. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 21.
- ↑ Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 124 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Pfarrbereich Königsmark. In: ekmd.de. Abgerufen am 11. Februar 2024.
- ↑ Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 19 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 44.
- ↑ Ulf Frommhagen, Steffen-Tilo Schöfbeck: Städte - Dörfer - Friedhöfe. Archäologie in der Altmark. Band 2. Vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit. Baumringdatierung - Verfahren der »Datierung von Bauhölzern« in der Altmark. Hrsg.: Hartmut Bock (= Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band 8). dr. ziehten verlag, Oschersleben 2002, ISBN 978-3-935358-36-1, S. 485.
- ↑ Barbara Fritsch: Städte - Dörfer - Friedhöfe. Archäologie in der Altmark. Band 2. Vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit. Burgwälle, Steinkreuze und Großsteingräber. Hrsg.: Hartmut Bock (= Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band 8). dr. ziehten verlag, Oschersleben 2002, ISBN 978-3-935358-36-1, S. 506.
- ↑ Berge, Stadt Werben, Landkreis Stendal. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. April 2020, abgerufen am 1. Oktober 2022.
- ↑ Anette Obara: Die Bäckerin aus Berge. In: Werner Brückner (Hrsg.): Das Wissen der Region. 1, Arneburg-Goldbeck-Werben und Umland. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Hohenberg-Krusemark 2005, DNB 978966937, S. 190–191.
- ↑ Kleine Bäckerei macht nicht reich, aber glücklich. In: Allgemeine Bäckerzeitung. 26. Juni 2014 (auf abzonline.de [abgerufen am 14. März 2020]).
- ↑ Alfred Pohlmann: Sagen aus der Wiege Preußens und des Deutschen Reiches, der Altmark. Franzen & Große, Stendal 1901, S. 111–112, 11. Die beiden Steinkreuze auf dem Kirchhofe zu Berge (Digitalisat ).
- ↑ Heinrich Christoph Steinhart: Ueber die Altmark. Ein Beitrag zur Kunde der Mark Brandenburg. Band 2. Franzen und Grosse, Stendal 1802, S. 70–71 ([Digitalisat Online]).