Berndorf (Twistetal) – Wikipedia

Berndorf
Gemeinde Twistetal
Koordinaten: 51° 19′ N, 8° 54′ OKoordinaten: 51° 18′ 35″ N, 8° 54′ 18″ O
Höhe: 285 (263–426) m ü. NHN
Fläche: 12,85 km²[1]
Einwohner: 1658[2]
Bevölkerungsdichte: 129 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 34477
Vorwahl: 05631

Berndorf ist der nach Einwohnerzahl größte von insgesamt sieben Ortsteilen der Gemeinde Twistetal im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.

Geographische Lage

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Das Dorf liegt etwa 3 km nordöstlich von Korbach im Tal der Twiste. Durch den Ort verläuft die Bundesstraße 252. Die Landesstraße 3297 trifft im Ort auf die Bundesstraße.

Der Ort wurde als „Beranthorpe“ bekanntermaßen erstmals um 860 als Besitzung des Klosters Corvey genannt. Auch 1070 mussten noch Abgaben an Corvey geleistet werden. Der Ort erscheint 1194 als Vorwerk des Klosters Flechtdorf. Nach 1200 kam Berndorf in das Herrschaftsgebiet der Grafen von Schwalenberg, den späteren Waldecker Grafen. Um 1350 gab es in Berndorf bereits mehrere Mühlen. 1537 wurden die Obere, Mittlere, Niedere und die Walkemühle genannt. Der sogenannte „Mönchshof“ lieferte 1537 Fruchtabgaben an das Kloster Netze. Ab 1833 erfolgte die Ablösung von Diensten, den Zehnten, Abgaben und Lehnsrechten. 1850 erhielt der Ort die kommunale Selbstverwaltung.

Am 26. und 27. Juni 2010 feierte Berndorf das 1150-jährige Bestehen.

Im Oktober 2019 kam Berndorf erstmal bundesweit in den Medien vor, da sich im Ort die Firma Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren befand. Nach drei Todesfällen in Südhessen durch mit Listerien belastete Pizza-Salami und Brühwurstaufschnitt, die laut Gutachten des Robert Koch-Instituts mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,6 Prozent in Zusammenhang mit Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren stehen, wurde die Produktion Anfang Oktober 2019 durch die Überwachungsbehörde eingestellt. Die Waren wurden weltweit zurückgerufen.[3] Das Unternehmen musste die vorläufige Insolvenz anmelden.[4]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

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Zum 31. Dezember 1971 fusionierte die bis dahin selbständige Gemeinde Berndorf im Zuge der Gebietsreform in Hessen mit fünf weiteren Gemeinden freiwillig zur neuen Großgemeinde Twistetal.[5][6] Der Verwaltungssitz befindet sich in Twiste. Heute ist in einem ehemaligen Gutshaus die Gemeindeverwaltung der Gemeinde Twistetal untergebracht. Für alle im Zuge der Gebietsreform nach Twistetal eingegliederten Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, in denen Berndorf lag:[1][8]

Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Berndorf 1686 Einwohner. Darunter waren 90 (5,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 318 Einwohner unter 18 Jahren, 666 zwischen 18 und 49, 396 zwischen 50 und 64 und 306 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 645 Haushalten. Davon waren 144 Singlehaushalte, 204 Paare ohne Kinder und 234 Paare mit Kindern, sowie 54 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 117 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 432 Haushaltungen leben keine Senioren.[9]

Einwohnerentwicklung

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 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1541: 43 Häuser
• 1620: 72 Häuser
• 1650: 34 Häuser
• 1738: 73 Häuser
• 1770: 72 Häuser
Berndorf: Einwohnerzahlen von 1770 bis 2015
Jahr  Einwohner
1770
  
468
1800
  
?
1834
  
653
1840
  
687
1846
  
676
1852
  
762
1858
  
658
1864
  
634
1871
  
635
1875
  
582
1885
  
661
1895
  
694
1905
  
721
1910
  
733
1925
  
745
1939
  
726
1946
  
1.076
1950
  
1.054
1956
  
972
1961
  
998
1967
  
1.143
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2004
  
1.800
2008
  
1.708
2011
  
1.686
2015
  
1.658
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Twistetal; Zensus 2011[9]

Historische Religionszugehörigkeit

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• 1885: 692 evangelische (= 99,71 %), keine katholischen, 2 anderes christliche-konfessionelle (= 0,29 %) Einwohner[1]
• 1961: 949 evangelische (= 95,09 %), 40 katholische (= 4,01 %) Einwohner[1]
Romanische Berndorfer Kirche

Auf einer Anhöhe am Nordrand des Dorfes befindet sich die Kirche, eine romanische Basilika mit quadratischem Westturm und geschnitztem Altaraufsatz. Die Kirche wurde Anfang des 12. Jahrhunderts erbaut und ist architektonisch stark von Flechtdorf beeinflusst. Die von Josias Wolrat Brützel im Jahr 1709 geschaffene Barockkanzel befindet sich seit den 1960er Jahren in der Wellener Kirche.

Persönlichkeiten

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Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Trennung zwischen Justiz (Kreisgericht Korbach) und Verwaltung.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Berndorf, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Ortsteil Berndorf In: Webauftritt der Gemeinde Twistetal. Abgerufen im Juni 2016.
  3. Nach Keimfunden in Wurst: Ekel-Bilder zeigen die dramatischen Hygienezustände im Fleischbetrieb Wilke. (Memento des Originals vom 15. Oktober 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.focus.de In: Fokus online 2019.
  4. Wurst-Skandal in HessenNeue Details zu Ekel-Wurst von Wilke: "Gewürze und Salz dazu, damit es niemand merkt" In: Fokus online Oktober 2019.
  5. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 9. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 409 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. Hauptsatzung. (PDF; 279 kB) § 7. In: Webauftritt. Gemeinde Twistetal, abgerufen im Mai 2021.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 50 und 106, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.