Bohlingen – Wikipedia
Bohlingen Stadt Singen (Hohentwiel) | |
---|---|
Koordinaten: | 47° 43′ N, 8° 54′ O |
Höhe: | 412 m ü. NHN |
Einwohner: | 1957 (31. Dez. 2023) |
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 |
Postleitzahl: | 78224 |
Vorwahl: | 07731 |
Das Dorf Bohlingen ist ein Stadtteil mit 1957 Einwohnern (Stand: 31. Dez. 2023[1]) von Singen (Hohentwiel) im Landkreis Konstanz in Baden-Württemberg.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bohlingen liegt im südlichen Hegau, in dem Bohlinger Gletscherzungenbecken zwischen dem Schiener Berg (715,6 m ü. NHN) im Süden und dem Galgenberg (500,9 m) im Norden. In dem mit eiszeitlichen Sedimenten verfüllten Becken fließt die Radolfzeller Aach (Aach), ohne an der Ausbildung des Beckens oder des Tales wesentlich beteiligt gewesen zu sein. Der Schiener Berg erhebt sich etwa 315 m über das Tal der Aach, die in Bohlingen (ca. 400 bis 435 m) die 400-m-Höhenlinie unterschreitet; auf einem Sporn vom steilen Nordhang des Schiener Bergs befindet sich bei Schienen die Ruine Schrotzburg (ca. 691 m). Der Galgenberg erhebt sich etwa 100 m über das Tal der Aach.
Im Nordosten hat die Gemarkung Anteil an der Verlandungsebene des Zeller Sees, die sich mit etwa 398 m Höhe rund drei Meter über dem Mittelwasserstand vom nahen Untersee (395,11 m) des Bodensees erhebt.
Bohlingen wird zur Untersee-Halbinsel Höri gezählt.[2]
Nachbargemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Folgende Gemeinden und Singener Ortsteile grenzen an Bohlingen: Überlingen am Ried, Moos, Öhningen, Rielasingen-Worblingen, die alle im Landkreis Konstanz liegen, und Hemishofen in der Schweiz.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf Gemarkung Bohlingen konnten im Bereich des Neubaugebiets „Hinter Hof III“ zahlreiche Siedlungsbefunde der Bronzezeit dokumentiert werden. Zudem ist ein römischer Gutshof[3] und eine frühe alamannische Siedlung[4] nachgewiesen.
Bohlingen wurde erstmals im Frühmittelalter urkundlich erwähnt (773 als Wobolginga). Siedlungsspuren aus dieser Zeit konnten im heutigen Neubaugebiet „Hinter Hof III“ nachgewiesen werden. Besitzungen (Kelnhof) hatte unter anderem das Kloster St. Gallen. Später gehörte es dem Bischof von Konstanz, der es durch Ministerialen verwalten ließ.[5] Später bestand eine eigene Herrschaft Bohlingen, die ab 1416 als österreichisches Lehen in den Händen der Herren von Homburg war. 1456 gelangte die Herrschaft an das Kloster Salem, 1469 an die Grafen von Sulz und 1497 an den Konstanzer Bischof. Die Hochgerichtsbarkeit lag ab dem 15. Jahrhundert bei der Landgrafschaft Nellenburg. Bohlingen war ab 1686 Sitz eines Amtes. 1803 kam Bohlingen an Baden und war zunächst Sitz eines Bezirksamtes, das 1810 aufgelöst wurde. Dann gehörte der Ort zum Bezirksamt Radolfzell. Bei dessen Auflösung 1872 kam Bohlingen zum Bezirksamt Konstanz. Am 1. Januar 1975 wurde Bohlingen in die Stadt Singen eingemeindet.[6]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die folgende Tabelle zeigt die Einwohnerentwicklung von Bohlingen seit 2002 bis heute:
Jahr | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohnerzahl (am 31. Dez.)[1] | 1869 | 1842 | 1843 | 1811 | 1819 | 1818 | 1789 | 1812 | 1790 | 1800 | 1778 | 1815 | 1818 |
Änderung zum Vorjahr | k. A. | −27 | 1 | −32 | 8 | −1 | −29 | 23 | −22 | 10 | −22 | 37 | 3 |
Änderung in % | k. A. | −1,44 | 0,05 | −1,74 | 0,44 | −0,05 | −1,60 | 1,29 | −1,21 | 0,56 | −1,22 | 2,08 | 0,17 |
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ortsvorsteher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ortsvorsteher von Bohlingen ist Stefan Dunaiski (Stand 2009).
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Bohlingen zeigt in Silber ein rotes Kreuz, belegt mit einem silbernen Herzschild, darin ein blauer Wellenschrägbalken.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bauwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf Bohlinger Gemarkung finden sich sieben Schlösser und Burgen zumindest in Resten:
- Das denkmalgeschützte Schloss Bohlingen ist ein barocker Profanbau in der „Schloßstraße“ gegenüber dem Rathaus und der Pfarrkirche St. Pankratius.
- Die Burg Bohlingen befindet sich auf einem Plateau in Spornlage im Norden Bohlingens „Am runden Turm“ bei der jetzigen Pfarrkirche. Der Hocheinstieg des Runden Turmes klassifiziert die Bewohner des Wohnturms als eine adlige Familie.
- Die Burg Kastenbühl (587,4 m) befindet sich südsüdwestlich von Bohlingen auf einem Nordsporn des Schiener Berges (715,6 m).
- Die 1455 erwähnte Frankenburg, eine Turmburg, befindet sich südöstlich von Bohlingen.
Des Weiteren können auf Singens Stadtteil Bohlingen der Burgstall, das Jagdschloss und der Wittenspurg genannt werden. Durch Zufall stieß der Historiker Michael Losse bei seinen Forschungen am Schiener Berg auf Ringwälle, die klare Indizien auf eine weitere bisher namenlose Burgstelle geben.[7]
Am 1. Mai 2010 wurde auf dem Bohlinger Galgenberg die 7,60 m hohe Aussichtsplattform Blattform eingeweiht. Sie ermöglicht eine 360°-Aussicht zum Schiener Berg, in den Hegau und über den Untersee; bei guter Sicht bis zu den Allgäuer Alpen.[8]
Söhne und Töchter des Ortes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Simon Weber (1866–1929), römisch-katholischer Theologe, Hochschullehrer und Domkapitular in Freiburg.
- Karl Gnädinger (1905–1995), Weihbischof im Erzbistum Freiburg und Ehrenbürger Bohlingen.
- Helmut Riedlinger (1923–2007), katholischer Theologe und langjähriger Professor für Dogmatik an der theologischen Fakultät der Universität Freiburg.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Claudia Theune-Vogt: Bohlingen und die frühmittelalterliche Besiedlung im westlichen Hegau, Marburg 1991.
- Herbert Berner (Hg.): Beiträge zur Geschichte von Bohlingen, Singen 1973.
- Heinrich Weißmann: Geschichte des Dorfes und der ehemaligen Herrschaft Bohlingen im Hegau, Freiburg im Breisgau 1951.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Einwohner Singen Statistiken
- ↑ Rolf Hirt: In Bohlingen fängt die Höri an In: Südkurier. 7. September 2006. Abgerufen am 16. September 2013.
- ↑ Jürgen Hald: Von der Steinzeit bis zu den Alamannen – archäologische Funde in Radolfzell und den Ortsteilen. In: Stadt Radolfzell am Bodensee, Abteilung Stadtgeschichte (Hildegard Bibby, Katharina Maier) (Hrsg.): Radolfzell am Bodensee – Die Chronik. Stadler, Konstanz 2017, ISBN 978-3-7977-0723-9. S. 12–26.
- ↑ Andreas Gutekunst et al.: Eine frühe alamannische Siedlung bei Singen-Bohlingen. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2016, 2017, S. 227–232.
- ↑ Harald Derschka: Die Ministerialen des Hochstiftes Konstanz (Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte: Vorträge und Forschungen; Sonderband 45). Thorbecke, Stuttgart 1999, ISBN 3-7995-6755-0, S. 29–32.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 519 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Sabine Tesche: Bohlingen hat nun eine Fuchsburg. In: Südkurier. vom 7. Januar 2003.
- ↑ Rolf Hirt: Eine ganz neue Perspektive. In: Südkurier. 3. Mai 2010. Abgerufen am 18. Juni 2011.