Bozner Tagblatt – Wikipedia
Das nationalsozialistische Bozner Tagblatt war während der deutschen Besatzung Südtirols (siehe Operationszone Alpenvorland) die dort einzige zugelassene Zeitung. Es erschien ausschließlich in deutscher Sprache. Das Blatt erschien vom 13. September 1943 bis zum 14. Mai 1945 und erreichte eine maximale Auflagenhöhe von 30.000 Exemplaren.[1][2]
Ursprünglicher Herausgeber 1943 war die Arbeitsgemeinschaft der Optanten unter der Schriftleitung von Gunther Langes, Bozen.[3][4] Die Ausgaben der erste Woche erschienen unter dem Namen Landeszeitung. Politisches Tagblatt, ab dem 20. September 1943 wurde die Bezeichnung Bozner Tagblatt verwendet.[2] Langes wurde als „Hauptschriftleiter“ im September 1944 durch Alfred Strobel (bzw. Strobl), den bisherigen Leiter der Innsbrucker Wagner’schen Universitätsbuchhandlung bzw. des NS-Gauverlags und Mitglied des Hauptvorstandes des VDA, ersetzt.[5][6]
Laut seinem Impressum 1944 wurde das Bozner Tagblatt herausgegeben und gedruckt von der Bozner Verlag und Druckerei G.m.b.H. Als Verlagsleiter fungierte SA-Standartenführer Kurt Schönwitz (Direktor), als Chefredakteur Alfred Strobel („Hauptschriftleiter“), als „Chef vom Dienst“ Herrmann Fink, als Leiter der Anzeigenabteilung Hans Mohnes.[7]
Kulturelle Beiträge, häufig mit völkischem Einschlag, lieferten in unregelmäßiger Folge u. a. die Historiker Rudolf Granichstaedten-Czerva und Franz Huter, die Heimatkundler Bruno Pokorny, Karl Theodor Hoeniger, Richard Staffler und Georg Innerebner, der Ahnenforscher Franz Sylvester Weber, die Schriftsteller Hans Matscher, Hubert Mumelter, Oswald Sailer, Heinrich von Schullern zu Schrattenhofen, Karl Springenschmid und Josef Wenter sowie die Volkskundler Hans Fink und Karl Felix Wolff. Auch der Kriegsberichterstatter Erich Kernmayr und der NS-Pressefunktionär Kurt Maßmann schrieben für das Blatt. Illustrationen wurden u. a. von Lieselotte Plangger-Popp zur Verfügung gestellt.
Wenige Tage nach Erscheinen der letzten Ausgabe des Tagblatts (14. Mai 1945) wurde die am 19. Mai 1945 wieder zugelassene Dolomiten die einzige deutschsprachige Zeitung in Südtirol.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Erwin Brunner: Die deutschsprachige Presse in Südtirol von 1918 bis 1945. Phil. Diss., Universität Wien 1979, S. 358, Anm. 1.
- ↑ a b Dorothea Kugler: Die Südtiroler Periodika bis 1945. Standortnachweis und statistische Auswertungen. Hausarbeit, Landesbibliothek Dr. Friedrich Teßmann, Bozen 1988, S. 25.
- ↑ Landeszeitung, Ausgabe vom 13. September 1943, S. 2.
- ↑ Hannes Obermair: „Großdeutschland ruft!“ Südtiroler NS-Optionspropaganda und völkische Sozialisation – „La Grande Germania chiamaǃ“ La propaganda nazionalsocialista sulle Opzioni in Alto Adige e la socializzazione ‚völkisch‘. 2., erw. Auflage. Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte, Schloss Tirol 2021, ISBN 978-88-95523-36-1, S. 48.
- ↑ Bozner Tagblatt, Ausgabe vom 1. September 1944, S. 2.
- ↑ Michael Wedekind: Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien 1943 bis 1945. Die Operationszonen „Alpenvorland“ und „Adriatisches Küstenland“ (Militärgeschichtliche Studien 38), hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt. R. Oldenbourg Verlag: München 2003, ISBN 3-486-56650-4, S. 40, Anm. 108.
- ↑ Bozner Tagblatt, Ausgabe vom 16. September 1944, S. 2 (PDF).