Breitflügelige Bandeule – Wikipedia
Breitflügelige Bandeule | ||||||||||||
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Breitflügelige Bandeule (Noctua comes) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Noctua comes | ||||||||||||
Hübner, 1813 |
Die Breitflügelige Bandeule (Noctua comes), auch Lederbraune Bandeule oder Primeleule[Anmerkung 1] genannt[1], ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Eulenfalter (Noctuidae).
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 35 bis 50 Millimeter (meist 39 bis 45 Millimeter)[2]. Sie sind hinsichtlich der Zeichnung und Färbung sehr variabel. Die Grundfarbe variiert von hell ockerbraun, über braun mit grünlichen oder rötlichen Farbtönen bis zu rotbraun und dunkelbraun. Die Querlinien und Makel sind gewöhnlich gut sichtbar. Die Makel sind, wenn vorhanden, dunkler als die Grundfarbe und häufig hell oder weiß umrandet. Meist sind Wellenlinie und Saumlinie sehr markant. Die Querlinien sind bei heller Grundfarbe meist dunkler als die Grundfarbe oder schwarz, zum Teil dann auch heller gerandet, bei sehr dunklen Formen sind die Querlinien dagegen meist heller als die Grundfarbe. Das Saumfeld kann auch heller als die Grundfarbe sein, bei manchen Exemplaren ist ein Mittelschatten ausgebildet. Die Vorderflügel sind verhältnismäßig breit.
Der Hinterflügel ist gelb oder orangegelb mit einem schwarzen Band am Außenrand, das sich häufig auf den Vorderrand zieht und dort diffus ausläuft. Der schwarze, meist deutlich halbmondförmige Diskalfleck ist relativ klein, diffus oder schattenartig.
Das halbkugelige Ei ist gelblichweiß gefärbt und besitzt eine rötliche Binde. Die Oberfläche ist gerippt.
Die rötlich- oder grünlichgrauen Raupen sind gekennzeichnet durch große, schwarze oder dunkelbraune und gelblich gesäumte Dreiecksflecke auf dem Rücken des 11. und kleineren Dreiecksflecken auf den vorhergehenden Segmenten. Ein weiteres charakteristisches Merkmal sind die weißen Maxilliarpalpen als Fortsetzung der nur auf den ersten Segmenten deutlichen Nebenrückenlinien.[3]
Die Puppe ist rotbraun und besitzt zwei kurze Dornen auf dem Kremaster[4].
Ähnliche Arten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hausmutter (Noctua pronuba) Linnaeus, 1758 und Noctua interposita (Hübner, 1790) besitzen am Ende der Wellenlinie am Kostalrand einen schwarzen Fleck, der bei Noctua comes fehlt oder nur schwach, hell- bis dunkelbraun ausgebildet ist. Der Diskalfleck auf den Hinterflügeln von Noctua comes ist gewöhnlich kleiner, diffuser, schattenartiger als bei den obigen Arten.
Geographische Verbreitung und Lebensraum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Breitflügelige Bandeule ist von Nordafrika (Marokko bis Libyen) bis ins nördliche Europa (Schottland, westliches Norwegen, im Süden von Schweden und Finnland sowie Estland) verbreitet. Im Osten reicht das Verbreitungsgebiet bis nach Vorderasien (Türkei, Syrien, Israel[5], Irak, Iran), das Kaukasusgebiet und Südrussland. In Kanada wurde die Art etwa um 1980 in der Gegend von Vancouver eingeschleppt. In Nordamerika hat sie sich zwischenzeitlich bis Seattle ausgebreitet[3] sowie in den USA in Oregon[6]. Die Breitflügelige Bandeule zeigt keine Präferenzen für bestimmte Biotoptypen. Sie kommt in fast allen offenen Lebensräumen vor.
Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Breitflügelige Bandeule bildet eine Generation pro Jahr, deren Falter in Abhängigkeit von den klimatischen Bedingungen von Anfang Juni bis Mitte Oktober beobachtet werden können. Die nachtaktiven Falter werden vom Licht angezogen und erscheinen oft in großer Zahl an künstlichen Lichtquellen. Sie ruhen tagsüber versteckt in der niedrigen Vegetation und werden nur selten beobachtet. In wärmeren Gebieten halten die Falter eine Sommerruhe (etwa Ende Juli/Anfang August). Die Geschlechtsreife tritt aber erst im Hochsommer bei etwa 14 h Tageslänge ein[3]. Die Eiablage erfolgt an Blättern in regelmäßigen Gelegen oder an Stängeln und Halmen in unregelmäßigen Gelegen.
Die Raupen können vom Herbst bis Mitte Mai in Erscheinung treten. Das erste Raupenstadium ist tagaktiv, später sind die Larven ausschließlich nachtaktiv und suchen tagsüber in der Krautschicht Schutz. Sie sind typische Kletterraupen, die am Tag in der Krautschicht ruhen und erst in der Dunkelheit fressen und dabei auch in mehreren Metern Höhe in Sträuchern oder Bäumen zu finden sind. Sie zählen zu den am häufigsten zu beobachtenden Noctuidenraupen und können auch in Gärten regelmäßig angetroffen werden. Die Raupen der Breitflügeligen Bandeule leben ausgesprochen polyphag, allein für Baden-Württemberg wurden Pflanzenarten aus mindestens 21 Familien erfasst, die von den Raupen gefressen werden. Diese Liste ließe sich bei einer Raupensuche in Gärten und botanischen Gärten sicherlich noch erweitern:[3]
- Weinberg-Lauch (Allium vineale)
- Wilder Lauch (Allium scorodoprasum)
- Tulpe (Tulipa spec.)
- Bunte Schwertlilie (Iris variegata)
- Deutsche Schwertlilie (Iris germanica)
- Geschlängelte Schmiele (Deschampsia flexuosa)
- Wiesen-Rispengras (Poa pratensis)
- Zitter-Pappel (Populus tremula)
- Sal-Weide (Salix caprea)
- Stiel-Eiche (Quercus robur)
- Große Brennnessel (Urtica dioica)
- Wasser-Ampfer (Rumex aquaticus)
- Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa)
- Pfingstrose (Paeonica officinalis)
- Gewöhnliche Akelei (Aquilegia vulgaris)
- Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba)
- Buschwindröschen (Anemona nemerosa)
- Japananemone (Anemone hupehensis var. japonica)
- Frühlings-Scharbockskraut (Ficaria verna)
- Acker-Rettich (Raphanus raphanistrum)
- Mauer-Steinkraut (Alyssum murale)
- Berg-Steinkraut (Alyssum montanum)
- Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis)
- Kratzbeere (Rubus caesius)
- Brombeeren (Rubus fruticosus)
- Kriechendes Fingerkraut (Potentilla reptans)
- Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor)
- Sauerkirsche (Prunus cerasus)
- Besenginster (Sarothamnus scoparius)
- Königskerze (Verbascum)
- Lavendel (Lavandula angustifolia)
- Mispel (Mespilus)
- Immergrün (Vinca)
Die Raupe überwintert, die Verpuppung erfolgt im Frühjahr in einem Erdkokon. Puppen werden normalerweise von Ende April bis Ende Mai gefunden.
Gefährdung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Art ist in den meisten Gebieten häufig und gilt als nicht gefährdet.[1]
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Rote Listen bei Science4you ( des vom 18. Dezember 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Fibiger (1993: S. 77/8)
- ↑ a b c d Axel Steiner in Ebert (1998: S. 368–372)
- ↑ Forster & Wohlfahrt (1971: S. 35)
- ↑ V. D. Kravchenko, M. Fibiger, J. Mooser und G. C. Muller: The Noctuidae of Israel (Lepidoptera: Noctuidae). SHILAP Revista de Lepidopterología, 34(136): 353-370, Madrid, 2006
- ↑ Claudia R. Copley und Robert A. Cannings: Notes on the status of the Eurasian moths Noctua pronuba and Noctua comes (Lepidoptera: Noctuidae) on Vancouver Island, British Columbia. Journal of the Entomological Society of British Columbia, 102: 83–84, 2005 (PDF).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Axel Steiner und Günter Ebert: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs Band 7, Nachtfalter V (Eulen (Noctuidae) 3. Teil), Ulmer Verlag Stuttgart 1998. ISBN 3-8001-3500-0.
- Michael Fibiger: Noctuidae Europaeae, Volume 2 Noctuinae II. Entomological Press, Sorø, 1993, ISBN 87-89430-02-6.
- Walter Forster, Theodor A. Wohlfahrt: Die Schmetterlinge Mitteleuropas. Band 4: Eulen. (Noctuidae). Franckh’sche Verlagshandlung, Stuttgart 1971, ISBN 3-440-03752-5.
Anmerkung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Nicht zu verwechseln mit dem Trivialnamen Primel-Erdeule, der die Art Diarsia mendica bezeichnet.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- www.lepiforum.de
- Moths and Butterflies of Europe and North Africa (englisch)
- Markku Savela: Lepidoptera and some other life forms (englisch)
- Ian Kimber: Guide to the moths of Great Britain and North Ireland (englisch)
- Noctua comes bei Fauna Europaea (englisch)
- www.schmetterling-raupe.de
- Schmetterlinge und ihre Ökologie
- Sammlung Naturhistorisches Museum Stockholm (schwedisch)
- www.insektenbox.de