Bremische Hafeneisenbahn – Wikipedia
Die Bremische Hafeneisenbahn ist Eigentümer der Eisenbahninfrastruktur in den stadtbremischen Häfen von Bremen und Bremerhaven und gehört der Stadt Bremen, vertreten durch den Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen. Planung, Unterhaltung und Neubau werden durch die städtische Managementgesellschaft bremenports GmbH & Co. KG wahrgenommen.
Ursprung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Sicherung des bremischen Handelsstandortes benötigte die Hansestadt Mitte des 19. Jahrhunderts eine Anbindung des Hafens an das stetig wachsende Eisenbahnnetz. Der „Hannoversche Bahnhof“, der sich ungefähr an der Stelle des heutigen Bremer Hauptbahnhofs befand, war rund zwei Kilometer von den Schiffsanlegern an der Schlachte entfernt. Die Idee eines Kanals zum Hauptbahnhof wurde aus Kostengründen verworfen. Trotz der anhaltenden Kritik von Anwohnern und Lagerhausbesitzern, die Lärm bzw. Umsatzeinbußen fürchteten, entschloss sich der Senat zum Bau einer eigenen Eisenbahnstrecke zum Hafengebiet. Am 1. Februar 1860 wurde der Weserbahnhof feierlich eröffnet.
Der nächste Schub beim Ausbau der bremischen Hafeneisenbahn erfolgte 1888 mit der Eröffnung des flussabwärts gelegenen Freihafengebiets. Dessen Planung zeichnete sich durch eine deutlich bessere Verknüpfung von Schiffs- und Eisenbahntransport aus. In den Folgejahren wuchs ein lang gestrecktes Gleisnetz mit großzügigen Rangierbahnhöfen heran, das die bremische Hafeneisenbahn mit eigenen Lokomotiven selbst betrieb. 1930 ging die Betriebsführung allerdings an die Deutsche Reichsbahn über, wodurch Bremen lediglich Eigentümer der Infrastruktur blieb sowie bis heute für deren Erhalt und Ausbau verantwortlich ist.[1]
Eisenbahninfrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gleisanlagen befinden sich
- in den stadtbremischen Häfen rechts der Weser in den
- Handelshäfen
- Industriehäfen
- Hemelinger Häfen
- in den stadtbremischen Häfen links der Weser im Neustädter Hafen
- im stadtbremischen Überseehafengebiet Bremerhaven
- im Güterverkehrszentrum Bremen
- in Hemelingen (Industriestammgleise)
Die Gleislänge beträgt 229 Kilometer[2], wovon 86 Kilometer auf die Hafeneisenbahn Bremerhaven entfallen.[3] Im Bereich des Europahafens, Straße Auf der Muggenburg, existiert seit 2006 eine gemeinsame Trasse der Hafenbahn mit der Straßenbahn in Form eines Vierschienengleises.
Verkehrszahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2015 wurden die Gleisanlagen der Bremischen Hafeneisenbahn von insgesamt 38.230 Zügen befahren, davon fuhren 77 % in Bremerhaven.[4] Im Jahr 2012 waren es noch 45.000 Züge gewesen, davon 64 % in Bremerhaven.[5] Das bedeutet einen deutlichen Rückgang von 44 % in nur drei Jahren für die Stadt Bremen bei gleichbleibenden Werten für Bremerhaven.
In Bremerhaven lag 2015 die Spitzenauslastung bei 641 Zügen pro Woche, der Durchschnitt bei 569 Zügen pro Woche.[4] Dienstags bis freitags sind die Gleise der Hafenbahn stärker als an anderen Tagen ausgelastet, der aufkommenstärkste Tag ist Donnerstag (Stand 2013)[6].
Die Gleisanlagen in Bremerhaven werden fast ausschließlich von Zügen genutzt, die Container (55 %) und Automobile (42 %) transportieren (Stand: 2015)[4]. Dabei konnte die Eisenbahn im Seehafenhinterlandverkehr mit Containern ihren Anteil an allen Verkehrsträgern in den acht Jahren von 2004 bis 2012 von 35,9 % auf 46,4 % steigern. Im Jahr 2012 wurden 2,1 Millionen Standardcontainer (TEU) mit Ziel oder Quelle im Überseehafengebiet Bremerhaven transportiert.[3]
Auf die verschiedenen Standorte in der Stadt Bremen entfielen 2015:[4]
- Bahnhof Bremen Grolland 61 %
- Bahnhof Bremen Inlandshafen 31 %
- Industriestammgleis Hemelingen 8 %
Stilllegungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits im Juli 1989 wurde der Weserbahnhof geschlossen, 2005 die dortigen Gleisanlagen im Zuge des Umbaus des Europahafens zur Marina weitgehend zurückgebaut. Auch der ehemals sehr betriebsame Bahnhof „Zollausschluss“ ist 1996 stillgelegt worden, die Gleise wurden kurz darauf abgebaut. Als 1998 der Überseehafen zugeschüttet wurde, erfolgte ein weitestgehender Abriss der dortigen Gleisanlagen der Hafenbahn.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stefan Färber: Port railway masterplan for Bremerhaven. In: Hansa, Heft 10/2013, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2013, ISSN 0017-7504, S. 102–105 (in englischer Sprache)
- Andreas Mausolf: Im Wandel – Hafenbahn Stadt Bremen. In: Lok-Magazin, Ausgabe 4/2015, S. 108ff.
- Timo Jann: 160 Jahre Hafenbahn Bremerhaven · Bremenports plant weitere Stärkung der schienengebundenen Hinterlandanbindung der Bremischen Häfen. In: Täglicher Hafenbericht vom 31. Januar 2020, S. 4
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mit dem Weserbahnhof sicherte Bremen den Handel, Weser Kurier, 1. Februar 2010
- ↑ Eine leistungsstarke Verbindung. bremenports, 2012, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 21. Juni 2012; abgerufen am 16. März 2013. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b Andreas Ahlswede, Jan Janssen, Iven Krämer: Wachstum als Herausforderung. Bremens Häfen sind auf leistungsfähige Hinterlandanbindung angewiesen – Zeit für Entscheidungen ist gekommen. In: Güterbahnen, Heft 1/2013, S. 8–14, Alba Fachverlag, Düsseldorf, ISSN 1610-5273
- ↑ a b c d Bremische Hafeneisenbahn - Verkehrszahlen 2015 auf Homepage bremenports.de ( vom 25. November 2016 im Internet Archive)
- ↑ Bremische Hafeneisenbahn − Verkehrszahlen 2012. bremenports, 13. Februar 2013, ehemals im ; abgerufen am 16. März 2013. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Frank Binder: Bremer Hafenbahn: Mehr Güter · Allerdings vier Prozent weniger Container – Pro Woche bis zu 670 Züge in Bremerhaven. In: Täglicher Hafenbericht vom 25. April 2014, S. 3