British Motor Corporation – Wikipedia

British Motor Corporation Limited
Rechtsform Limited Company
Gründung 1952
Auflösung 1968
Auflösungsgrund Fusion mit der Leyland Motor Corporation (LMC) zur British Leyland Motor Corporation (BLMC)
Sitz Longbridge bei Birmingham, Vereinigtes Königreich
Branche Automobilhersteller

Die British Motor Corporation Limited (kurz BMC) war ein britischer Automobilhersteller, der 1952 aus dem Zusammenschluss der Austin Motor Company und der Nuffield Organisation entstand, 1966 durch weitere Zusammenschlüsse zur British Motor Holdings Limited wurde und 1968 mit der Leyland Motor Corporation (LMC) zur British Leyland Motor Corporation (BLMC) fusionierte.[1] Der Unternehmenssitz lag in Longbridge bei Birmingham, wo sich auch das Hauptwerk von Austin befand.

Zum Unternehmen gehörten Marken wie Austin, Morris, MG und Austin-Healey sowie im deutschsprachigen Raum fast unbekannte Namen wie beispielsweise Vanden Plas, Riley, Princess und Wolseley. Ab 1966 zählte auch Jaguar dazu.

Das Unternehmen produzierte überwiegend Pkw in verschiedenen Größen- und Leistungsklassen. Des Weiteren stellte es auch Kastenwagen, Transporter, Lkw und Traktoren her. Zum wohl bekanntesten Pkw-Modell der BMC in Deutschland gehörte der 1959 eingeführte Mini.

Aktie der British Motor Corporation Limited

1952 taten sich die Austin Motor Company und die Nuffield Organisation zusammen, um gemeinsam der zunehmenden Konkurrenz aus den Vereinigten Staaten (insbesondere durch Ford) entgegenzutreten.[2] Durch den Zusammenschluss, der auch von der britischen Regierung unterstützt wurde, entstand ein Unternehmen, das in Großbritannien einen Marktanteil von mehr als 50 % hatte und zum größten Automobilhersteller in Europa wurde.[3] Im Gegensatz zu den anderen großen Herstellern, die nur wenige unterschiedliche Modelle produzierten, baute BMC in den 1950er Jahren mehr als zehn verschiedene Modelle. BMC gelang es in den ersten Jahren nach dem Zusammenschluss nicht, aus seiner Größe und der Modellvielfalt einen Vorteil zu ziehen. So fiel das Unternehmen gegen Ende der 1950er Jahre im europaweiten Vergleich hinter Volkswagen auf Platz zwei zurück.

Produktion des Mini in Longbridge (1963)

Einen Aufschwung brachte die Einführung des Mini im Jahr 1959 und des Morris 1100 im Jahr 1962. Beide Modelle waren in einigen Punkten besser als die der Konkurrenz und zeichneten sich insbesondere durch eine gute Raumausnutzung und eine gute Straßenlage aus. Pininfarina hatte beim Karosseriedesign des Morris 1100 mitgewirkt und damit auch zu dessen Erfolg beigetragen. Die Marken MG und Austin-Healey waren ebenfalls angesehen, wenn auch die Verkaufszahlen dieser beiden Marken gering waren.

BMC befand sich damit eigentlich in einer guten Ausgangslage für die kommenden Jahre. Bis 1967 sank der Marktanteil der BMC am britischen Automobilmarkt allerdings auf 30 % ab. Zudem war der Jahresumsatz etwa 11 % geringer als 1960. BMC rutschte damit in die Verlustzone.[3]

Der Austin 3-litre von 1967 war ein Misserfolg.

Ein Grund war die Konkurrenz durch Ford. Ford investierte eine erhebliche Menge Geld in neue Modelle und versuchte damit Druck auf BMC auszuüben. Aus diesen Anstrengungen entstand unter anderem das Erfolgsmodell Cortina. Als Antwort darauf stellte BMC den Austin 1800 vor. Das Modell konnte sich jedoch nicht durchsetzen und blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Noch schlechter lief es mit dem ab 1967 gebauten Austin 3-litre. Design- und Konstruktionsmängel ließen ihn zum absoluten Misserfolg werden.[3]

Neben der schlechten Entwicklungsarbeit war Missmanagement ausschlaggebend für die Krise bei der BMC. Zum einen war die Produktion unrentabel; das Unternehmen baute und verkaufte zwar viele Fahrzeuge, der Gewinn pro Fahrzeug war jedoch gering. Zum anderen tat sich die BMC schwer damit, alte Modelle auslaufen zu lassen. So baute das Unternehmen beispielsweise den Morris Minor oder den Austin A40 noch fünf weitere Jahre nach Einführung des Austin 1100 weiter.[3] Darüber hinaus wurde das im Kern gleiche Modell von mehreren Marken mit dem jeweils markentypischen Aussehen angeboten (Badge-Engineering). Damit ergänzten sich die einzelnen Marken und deren Modelle nicht, sondern traten häufig in Konkurrenz zueinander.[4]

Auch der Umstand, dass das Vereinigte Königreich nicht Teil der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft war, belastete das Unternehmen. Aber der wohl schwerwiegendeste Grund für den Niedergang der BMC war die sinkende Qualität und Zuverlässigkeit der Fahrzeuge. Das Unternehmen konzentrierte sich nicht auf die Bedürfnisse der Käufer. Man war der Ansicht, dass nur teure Autos hohe Qualitätsansprüche erfüllen sollten. Günstige Autos dagegen sollten eine geringe Qualität aufweisen. Zugleich übernahm man bei Mängeln keine Verantwortung, sondern die Schuld dafür wurde im Unternehmen hin- und hergeschoben.[3]

1966 schlossen sich die BMC, der Zulieferer und Karosseriebauer Pressed Steel Company und Jaguar Cars (mit Daimler) zur British Motor Holdings Limited zusammen.[5] Jaguar kam in erster Linie zu BMC, da der Hersteller Kapital benötigte, um neue Modelle zu finanzieren.

Mit diesem Schritt waren alle bedeutenden britischen Hersteller entweder bei BMC oder bei der Leyland Motor Corporation (LMC). Die britische Regierung regte einen Zusammenschluss von BMC und Leyland an, da sie überzeugt davon war, dass Größe wichtig ist für das dauerhafte Bestehen der britischen Automobilindustrie. Donald Stokes, Geschäftsführer von Leyland lehnte jedoch ab, da sein Unternehmen deutlich kleiner war und er nicht die Nebenrolle spielen wollte. Zwei Jahre später änderte sich diese Ansicht, da BMC mittlerweile an Bedeutung verloren hatte und Leyland weiter gewachsen war. 1968 kam es schließlich zum Zusammenschluss zur British Leyland Motor Corporation (BLMC) mit Stokes an der Spitze.[6]

Austin
Austin-Healey
MG
Morris
Princess
Riley
Vanden Plas
Wolseley

Nutz- und Sonderfahrzeug-Modelle

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Kastenwagen/Pick-up/Kombi
Transporter
Taxis
Lkw
Traktoren
Commons: British Motor Corporation – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

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  1. Artikel British Leyland Motor Corporation, Ltd. bei britannica.com.
  2. Timothy Whisler: The British Motor Industry, 1945-94. Oxford University Press, 1999, ISBN 0-19-829074-8, Seite 3.
  3. a b c d e Mike Carver, Nick Seale, Anne Youngson: British Leyland Motor Corporation 1968-2005. Kapitel: Prologue. Formation of the British Leyland Motor Corporation. The History Press, 2015, ISBN 978-0-7509-6349-7.
  4. Lance Cole: British Leyland—From Triumph to Tragedy. Pen and Sword Transport, 2020, ISBN 978-1-5267-4823-2, Chapter 3.
  5. Timothy Whisler: The British Motor Industry, 1945-94. Oxford University Press, 1999, ISBN 0-19-829074-8, Seite 4.
  6. James Taylor: British Leyland: The Cars, 1968-1986. Kapitel: The British Leyland Motor Corporation, 1968. The Crowood Press, 2018, ISBN 978-1-78500-392-9.