Cevi – Wikipedia

Der Cevi Schweiz (französisch Unions Chrétiennes Suisses) ist mit rund 11'750 Mitgliedern hinter Pfadi und Jubla die drittgrösste Jugendorganisation der Schweiz.[1] Er umfasst sieben Regionalverbände in der Romandie und der Deutschschweiz sowie fünf teilweise national oder international tätige Arbeitsgebiete.[2] Als Mitglied der weltumspannenden Verbände YWCA und YMCA orientiert sich der Cevi an christlichen Grundwerten und folgenden drei Leitsätzen:

Wir trauen Gott Grosses zu.

Wir trauen Menschen Grosses zu.

Wir trauen uns Grosses zu.[3]

Der Cevi Schweiz koordiniert die Arbeit seiner Mitgliedsorganisationen (Regionalverbände und Arbeitsgebiete), repräsentiert den Gesamtverband gegen aussen und organisiert im Rahmen von Jugend+Sport Weiterbildungs- und Sicherheitskurse. Er ist Mitglied im Dachverband SAJV, der die Interessen der Schweizer Jugendverbände politisch und gesellschaftlich vertritt.[4] Der Name Cevi ist ein eingetragenes Markenzeichen des Cevi Schweiz.

Cevilager auf einer Wiese bei Dussnang

Regionalverbände

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Die sieben Regionalverbände des Cevi sind:[2]

  • Aargau-Solothurn-Luzern-Zug
  • Basel
  • Bern
  • Ostschweiz
  • Unions Chrétiennes Romandes
  • Winterthur-Schaffhausen
  • Zürich

Die Regionalverbände umfassen jeweils mehrere Ortsgruppen und führen Ausbildungskurse für deren grösstenteils jugendlichen Leiterinnen und Leiter durch. Jede Ortsgruppe bietet mindestens eine Jungschar, einen Ten Sing, eine Sportgruppe oder einen Ehemaligenverein an.

Die Jungschar ist das Kerngebiet des Cevi. In lokalen Jungschar-Abteilungen erleben Kinder und Jugendliche ein vielfältiges und erlebnisorientiertes Freizeitangebot, das meist in der freien Natur stattfindet. Die Jungschar-Angebote folgen dem Prinzip «Lernen mit Kopf, Herz und Hand» des Zürcher Pädagogen Johann Pestalozzi. Traditionell gehören Singen, Spielen, Erzählen, Andacht und Tatkunde (Erlernen von Outdoor-Fähigkeiten) zu den zentralen Elementen eines Cevi-Programms, wobei inzwischen viele Abteilungen zugunsten der interkulturellen Öffnung auf die Andacht verzichten.[5]

Die Jungschar-Mitglieder heissen Cevianerinnen und Cevianer und lassen sich anhand der farbigen Foulards, die sie am blauen Cevihemd tragen, ihrer jeweiligen Abteilung zuordnen. Gegenseitig rufen sie sich bei ihren Cevinamen, die sie meistens in einem Taufritual von ihren Leitern erhalten haben. Die Jungschar-Gruppen für Mädchen und Buben im Kindergartenalter werden Fröschli genannt und treffen sich ein bis zwei Mal pro Monat.

Viele Abteilungen bieten jährlich mehrere Lager an – im Frühling und Sommer oft im Zelt. Die Mehrheit der Lager wird vom bundesamtlichen Sportförderungsprogramm Jugend+Sport unterstützt.

In den Ten Sing-Gruppen verwirklichen Jugendliche eine Bühnenshow. Diese beinhaltet meist Gesang und Tanz, kann aber auch mit anderen Showeinlagen gemischt sein. Die Ten Sing-Gruppen erarbeiten diese Show selbstständig als gemeinsames Werk und werden dabei durch erfahrenere Ten Singer geleitet.

Neben den Regionalverbänden gehören dem Cevi fünf Arbeitsgebiete an. Einige sind nur in der Deutschschweiz tätig, andere schweizweit oder international.

  • Cevi Alpin (Ski-, Snowboard-, Kletter- und Hochtouren)
  • Cevimil (Unterstützung von Schweizer Armeeangehörigen)
  • CVJM-Zentrum Hasliberg (Betrieb eines Feriendorfs mit Hotel)
  • Horyzon (internationale Entwicklungsarbeit für Jugendliche)
  • Perspektive Leben (Angebote für ältere, gläubige Menschen)
  • Um 1768 entstanden die ersten Vorläufer-Gruppen in der Schweiz, bevor am 6. Juni 1844 der erste Cevi (bzw. YMCA = Young Men’s Christian Association) durch George Williams in London gegründet wurde.
  • 1852 gründete Henry Dunant die erste Cevi-Gruppe der Schweiz.
  • 1855 wurde der CVJM-Weltbund in Paris gegründet und die Pariser Basis verabschiedet.[6] Letztere gilt bis heute als Grundsatz für die Cevi-Bewegung und wurde 1973 am YMCA-World Council weiterhin als Grundlage für die Verbandstätigkeit bestätigt.
  • 1864 wurde der deutschschweizerische CVJM-Bund der Jünglingsvereine gegründet, eine Vorläufergruppe des heutigen Cevi Schweiz.
  • 1902 schlossen sich die CVJF-Gruppen der Westschweiz zum comité romand zusammen.
  • Ab 1911 baute der Cevi in Genf, Bern, Basel, Zürich und St. Gallen, in der Waadt und in Neuenburg Pfadfindergruppen auf.
  • 1911 wurde im Glockenhaus des CVJM Zürich das erste Cevi-Arbeitslosenprogramm der Schweiz mit Kursen in Buchhaltung und Rechnen angeboten. Ausserdem wollte sich das comité romand dem YWCA-Weltbund anschliessen und wurde auch aufgenommen, erhielt aber noch kein Stimmrecht, weil es nur einen Teil der Schweiz und nur eine Landessprache vertrat.
  • 1913 wurden der Cevi-Militärservice und der Schweizerische Pfadfinderbund gegründet. Während des Ersten Weltkrieges entstand die Soldatenarbeit.
  • 1918 wurde der erste CVJM-Jugendsekretär für die Deutschschweiz berufen.
  • 1919 wurde das erste Lager auf dem heutigen Grundstück des camp de Vaumarcus durchgeführt. Später wurden Häuser und Gebäude hinzugefügt; heute ist es ein grosses Jugendzentrum.
  • 1926 schlossen sich die verantwortlichen Frauen von deutschschweizerischen CVJF-Gruppen dem comité romand an, das zweite Gesuch um eine Aktivmitgliedschaft im YWCA-Weltbund wurde bewilligt.
  • 1932 erfolgte die Gründung des CVJF-Nationalverbandes.
  • 1934 bildete der CVJF-Nationalvorstand die Nationale Kommission der Jungscharen.
  • 1941 befand sich die Schweiz im Zweiten Weltkrieg. Der Theologe Karl Barth sprach als Gast des Sommerlagers in Vaumarcus über die Gefahr durch den Nationalsozialismus.[7]
  • 1959 wurde das Ferienhaus Alpenblick in Wengen gekauft.
  • 1964 begann der Bau des CVJM-Zentrums Hasliberg, bei dem viele junge Leute mithalfen. Eine Arbeits- und Lebensgemeinschaft bildete über Jahre den Grossteil des Teams.
  • 1967 wurde Susanne Hofer als 1. Sekretärin der Mädchenjungschar für die Region Basel angestellt. Gemeinsam mit Frauen aus der Region Zürich fand im selben Jahr der erste Schulungskurs für Jungscharleiterinnen statt. In den folgenden Jahren wuchs die Mädchenjungschararbeit sichtbar.
    CVJF-Mitglied mit Kompass
  • 1970 wurde die Kommission Bruderschaftshilfe/Tiers Mondes durch die beiden Nationalverbände CVJF und CVJM gegründet. Sie war der Vorläufer des heutigen Arbeitsgebietes Horyzon.
  • Ab 1970 entstand die heutige erlebnisorientierte Jungschararbeit und eine systematische Ausbildung. Prägend war dabei die Arbeit des Seuzacher Realschullehrers Rolf Wehrli.
  • 1973 kam es zum Zusammenschluss der deutschschweizerischen CVJF- und CVJM-Verbände und Regionen zum CVJM/CVJF-Bund.
  • Ab 1981 hatten alle fünf Deutschschweizer Regionen (AG-SO-LU-ZG, Basel, Bern, Ostschweiz und Zürich) eigene Jungscharsekretäre. Es stiessen immer wieder neue Abteilungen zum Cevi dazu.
  • 1985 wurde in der Ostschweiz durch den Norweger Tom Olav Guren der erste Ten Sing der Schweiz als Jugendprojekt gegründet.
  • 1989 wurde ein weiteres Arbeitsgebiet gegründet: der Cevi Alpin.
  • 1998 schlossen sich die drei Dachverbände (Cevi-Bund, CVJM-Nationalverband, CVJF-Nationalverband) sowie die selbständigen Arbeitsgebiete UCF Vaud und die FRUC zum heutigen Cevi Schweiz zusammen. Ausserdem fand auf der Stöckalp das Euromeet statt, ein Jugendtreffen der europäischen YWCA und YMCA mit rund 1000 Teilnehmern. Noch im selben Jahr rief der Cevi St. Gallen die Villa YoYo ins Leben, nach deren Vorbild später auch in anderen Schweizer Städten kostenlose Kinderbetreuungen aufgebaut wurden.[8]
  • 2009 wurde unter dem Namen Conveniat und mit über 3000 Teilnehmern und rund 100 Helfern das erste nationale Cevi-Lager im jurassischen Saignelégier durchgeführt.
  • 2010 fand der erste Cevi-Tag als verbandsweit koordiniertes Schnupper-Event statt.
  • 2011 fand in Zürich das YWCA World Council statt. 200 Freiwillige halfen mit, für rund 1000 Frauen aus der ganzen Welt Gastgeber zu sein.
  • 2014 wurde auf dem Gurten in Bern das 150-jährige Bestehen des deutschschweizerischen CVJM-Bundes mit 250 geladenen Gästen begangen.

Bis Anfang der neunziger Jahre bestanden ein Logo des CVJM und eines des CVJF nebeneinander.

CVJM-Logo, wie es in Deutschland weiterhin verwendet wird – dort mit der Bedeutung ‹Christlicher Verein Junger Menschen›.

Die drei roten Balken des Dreiecks symbolisieren die Ganzheitlichkeit gemäss der Pädagogik Pestalozzis («Kopf, Herz und Hand»), welche durch den Balken «CVJM» verbunden werden.

Ein blaues Dreieck umgeben von einem gelben Kreis. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde in der linken Hälfte des Logos noch «cvjf» hineingeschrieben.

Da sich die zwei Verbände 1973 zusammengeschlossen hatten, war die Schaffung eines gemeinsamen Logos naheliegend. Um geschlechterneutral zu sein, wurde dieser Verband Cevi genannt. Das neue Logo, ein rotes Dreieck mit blauem Kreis in der Mitte, kombinierte die zwei alten Logos miteinander. Um die vorwärtstreibende Kraft zu symbolisieren, wurde kursiv CEVI auf den darüberliegenden Balken geschrieben.

Logo des Cevi Schweiz

1998 wurde dann die stilisierte Form einer dreidimensionalen Darstellung gewählt: Ein leicht schrägliegendes ausgefülltes rotes Dreieck, welches von einem Segment eines blauen Ringes umschlungen wird. Die Projektion ist dabei so gewählt, dass das Band wie ein C angesehen werden kann, welches den christlichen Glauben symbolisieren soll.

  • Gottfried Geissberger: Werden, Wachsen und Wesen der Christlichen Vereine Junger Männer. Dreieck-Publikation, Zürich 1968.
  • Walter Lang (Hrsg.): Jungschar-Büchlein. Materialstelle CVJM/CVJF, Zürich 1982.
  • Margrit Schütz, Eugen Ott, Daniel Wehrli (Hrsg.): CEVI LINIEN. CVJM/CVJF in der deutschsprachigen Schweiz. Zurückblicken – Nachdenken – Vorwärtsgehen. CVJM, St. Gallen 1989, ISBN 3-85629-019-2.

Einzelnachweise

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  1. Felix Furrer: Jahresbericht 2023 Cevi Schweiz. 2024, abgerufen am 16. August 2024.
  2. a b Cevi Schweiz: Mitglieder-Organisationen. Abgerufen am 11. April 2024.
  3. Portrait, Cevi Schweiz. In: www.cevi.ch. Abgerufen am 18. August 2022.
  4. SAJV: Mitgliedsorganisationen. Abgerufen am 11. April 2024.
  5. Cevi Region Winterthur-Schaffhausen: Entstehung der Cevi Region WS. Abgerufen am 9. April 2024.
  6. World Alliance of YMCAs: Paris Basis. In: Paris Basis. World Alliance of YMCAs, 1855, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. März 2013; abgerufen am 3. April 2017 (englisch).
  7. Paul-Émile Dentan: Impossible de se taire – Des protestants suisses face au nazisme. Éditions Labor et Fides, Genève 2000, ISBN 2-8309-0988-7, Kapitel 1: Karl Barth, le premier qui a compis, S. 16 ff.
  8. Villa YoYo Schweiz (YoYo-CH): Statuten des Vereins Villa YoYo Schweiz. 20. März 2021, abgerufen am 10. April 2024.