Cafetit – Wikipedia

Cafetit
Gelborange, tafelige Cafetit-Kristalle in einer Matrix aus Lizardit (Bildbreite 0,7 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1962 s.p.[1]

IMA-Symbol

Cft[2]

Chemische Formel
  • CaTi2O5·H2O[1]
  • (Ca,Mg)(Fe3+,Al)2Ti4O12·4H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/D.20
IV/D.20-015

4.FL.75
08.07.03.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[4]
Raumgruppe P21/n (Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2
Gitterparameter a = 4,9436(15) Å; b = 12,109(4) Å; c = 15,911(5) Å
β = 98,937(5)°[6]
Formeleinheiten Z = 8[6]
Häufige Kristallflächen {100}, {520}, {210}[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4 bis 5
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,28; berechnet: 3,19[5]
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Bruch; Tenazität spröde; in nadeliger Ausbildung elastisch[5]
Farbe farblos, gelb
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Diamantglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,950[7]
nβ = 2,080[7]
nγ = 2,110[7]
Doppelbrechung δ = 0,160[7]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 36.5° bis 39° (gemessen); 48° (berechnet)[7]

Cafetit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung CaTi2O5·H2O[1] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Calcium-Titan-Oxid.

Cafetit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist nadelige bis säulige Kristalle mit gestreiften Prismenflächen. Daneben findet er sich auch in Form faseriger, verworrener Mineral-Aggregate und Massen. Die durchsichtigen bis durchscheinenden Kristalle sind meist hellgelb bis farblos,[5] können aber auch eine orangebraune Farbe[8] annehmen.

Etymologie und Geschichte

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Erstmals entdeckt wurde Cafetit im Afrikanda-Massiv (russisch: Африканда) in der Oblast Murmansk auf der russischen Halbinsel Kola. Die Erstbeschreibung des Minerals erfolgte 1959 durch Alexander Alexandrowitsch Kucharenko, W. W. Kondratjewa und W. M. Kowjasina, die es nach seiner chemischen Zusammensetzung aus Ca, Fe und Ti benannten.

Typmaterial des Minerals wird im Mineralogischen Museum der Universität Sankt Petersburg unter der Katalog-Nr. 13420-21 sowie im Mineralogischen Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau unter den Katalog-Nr. 72024 aufbewahrt.[5]

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Cafetit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Oxide mit Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 (MO2 und verwandte Verbindungen)“, wo er zusammen mit Kassit, Kobeit-(Y) und Lucasit-(Ce) die unbenannte Gruppe IV/D.20 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Cafetit ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“, dort allerdings in die Abteilung der „Hydroxide (ohne V oder U)“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit von Hydroxidionen und/oder Kristallwasser sowie der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Hydroxide mit H2O ± (OH); Lagen kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4.FL.75 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Cafetit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“, dort jedoch in die Abteilung der „Mehrfachen Oxide mit Nb, Ta und Ti“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 08.07.03 innerhalb der Unterabteilung „Mehrfache Oxide mit Nb, Ta und Ti“ zu finden.

Kristallstruktur

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Cafetit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/n (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2 mit den Gitterparametern a = 4,9436(15) Å; b = 12,109(4) Å; c = 15,911(5) Å und β = 98,937(5)° sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6]

Bildung und Fundorte

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Hellgelbe Kassit-Sphärolithe mit gelborangen, tafeligen Cafetit-Kristallen in einer Matrix aus Lizardit aus dem Steinbruch Val di Serra, Pilcante, Ala, Provinz Trentino, Italien (Bildbreite 2 mm)

Cafetit bildet sich in miarolitischen Hohlräumen während der Spätphase der Abkühlung magmatischer Gesteine, vorwiegend in Pegmatiten und Pyroxeniten. Als Begleitminerale treten unter anderem Anatas, Baddeleyit, Ilmenit, Kassit, Klinochlor, Perowskit, Phlogopit, Titanit und Titanomagnetit auf.

Neben seiner Typlokalität im Afrikanda-Massiv, das südwestlich der Chibinen und südlich des Imandra-Sees liegt,[9] konnte das Mineral in Russland noch am Kukiswumtschorr in den Chibinen und im Bergwerk Kowdor im gleichnamigen Bergmassiv in der Oblast Murmansk nachgewiesen werden.

Weltweit fand man Cafetit bisher (Stand 2017) nur noch im Steinbruch Cava Val di Serra (Gemeinde Ala) in der italienischen Provinz Trentino. Ein weiterer Fundort bei Gordon Butte im Meagher County des US-Bundesstaates Montana ist zweifelhaft bzw. bisher nicht bestätigt worden.[10]

  • A. A. Kukharenko, V. V. Kondrat’Eva, V. M. Kovyazina: Cafetite, a new hydrous titanate of calcium and iron. In: Zapiski Vserossijskogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 88, Nr. 4, 1959, S. 444–453 (russisch, rruff.info [PDF; 830 kB; abgerufen am 22. November 2017]).
  • Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 45, 1960, S. 476–480 (rruff.info [PDF; 294 kB; abgerufen am 22. November 2017]).
Commons: Cafetite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 247.
  4. Webmineral – Cafetite (englisch)
  5. a b c d e Cafetite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 70 kB; abgerufen am 21. November 2017]).
  6. a b Sergey V. Krivovichev, Victor N. Yakovenchuk, Peter C. Burns, Yakov A. Pakhomovsky, Yury P. Menshikov: Cafetite, Ca[Ti2O5](H2O): Crystal structure and revision of chemical formula. In: American Mineralogist. Band 88, 2003, S. 424–429 (rruff.info [PDF; 2,0 MB; abgerufen am 22. November 2017]).
  7. a b c d e Mindat – Cafetite (englisch)
  8. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  9. Mineralienatlas: Typlokalität Afrikanda - Африканда
  10. Fundortliste für Cafetit beim Mineralienatlas und bei Mindat