Camillo Marcolini – Wikipedia
Camillo Graf Marcolini-Ferretti (* 2. April 1739 in Fano; † 10. Juli 1814 in Prag) war ein sächsischer Minister und Generaldirektor der Künste.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1752 kam Camillo Marcolini als Silberpage an den sächsischen Hof nach Dresden, weil der Kurprinz Friedrich Christian in Rom seinen Vater persönlich kennengelernt hatte. Den italienischen Grafentitel legte er sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit selber zu. Es gelang ihm, das Vertrauen und die Freundschaft des jungen Kurprinzen und späteren Kurfürsten Friedrich August III. zu erwerben. Bereits 1767 wurde er zum Kammerherrn ernannt und zwei Jahre später zum Oberhofmeister. 1772 erfolgte seine Beförderung zum Wirklichen Geheimen Rat. 1778 erhielt Marcolini den Titel eines Oberkammerherrn, den er 1799 mit dem des Oberstallmeisters tauschte. 1800 unterstellte ihn der Kurfürst 1800 Aufsicht und Direktion über alle kurfürstlichen Gestüte. 1809 wurde er königlich-sächsischer Kabinettsminister. In dieser Funktion begleitete er den König bei dessen Flucht nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813. Marcolini verstarb 1814 in der Verbannung in Prag.
Verdienste
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben seiner steilen politischen Karriere wurde er 1780 Generaldirektor der Künste und Kunstakademien. Von 1774 bis 1814 war er Direktor der Meißner Porzellanmanufaktur. Auf seine Veranlassung hin wurde von 1775 bis 1814 die Meißner Schwertermarke zusätzlich mit einem Stern, der sogenannten „Marcolini-Marke“, gekennzeichnet. Die Marcolini-Zeit gilt als eine der Hochblüte der Meißner Porzellanmanufaktur.
Marcolini hatte neben seinen Besitzungen, darunter Schloss Oberlichtenau, auch Landschafts- und Gartenbau-Flächen gepachtet. Das wohl bekannteste Gebiet ist der Fasanengarten bei Moritzburg. Auch umliegende Teiche, z. B. der Bärnsdorfer Großteich, wurden von ihm bewirtschaftet. In Moritzburg in Sichtweite des Barockschlosses Moritzburg befand sich der Landsitz von Marcolini, das Marcolinihaus.[1]
In Dresden kaufte Marcolini von 1785 bis 1787 Grundstücke an der Bautzner Straße auf dem „Neuen Anbau“. Dort wollte er ein landwirtschaftliches Mustergut nach englischem Vorbild mit dem Vorwerk als dessen wirtschaftliches Zentrum errichten. Auf den Flächen wurden neben Obst, Feldfrüchten und Hopfen versuchsweise auch Zitrusfrüchte und Maulbeeren angebaut. Ab 1800 ließ er für seine Frau ein Jagdhaus bauen. Dabei handelte es sich um das Dresdner Waldschlösschen, zu dem auch ein Englischer Park gehörte. Ferner war er bemüht, 1789 den Tiergarten in Annaburg zu pachten und regte 1792 die Einrichtung einer Pferdezucht in diesem Tiergarten an.
Marcolini heiratete am 4. Mai 1778 die Baronesse Maria Anna O’Kelly († 12. Januar 1819)[2][3], eine Tochter des Feldzeugmeisters Wilhelm O’Kelly und Nachfahrin Jakobs II. von England. Das Paar hatte mehrere Kinder, darunter:
- Augusta (* 1782) ⚭ Joseph von Nimptsch (* 1763; † 3. Januar 1838), Feldmarschall-Lieutenant[4]
- Peter Paul (* 21. Februar 1785; † 25. März 1863), österreichischer Kammerherr ⚭ 1807 Maria Anna Antonia Cavriani (* 11. Mai 1792)[5]
- Joseph Anton Baptist Calixt (* 14. Oktober 1787; † 17. März 1788) begraben im Kloster Marienstern
- Franz de Sales (* 20. Januar 1789), setzte das Geschlecht in Fano fort
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrich August Freiherrn Ô-Bÿrn: Camillo Graf Marcolini, Königlich Sächsischer Cabinetsminister, Oberstallmeister und Kämmerer: eine biographische Skizze. Schilling, Dresden 1877 (Digitalisat ).
- Heinrich Theodor Flathe: Marcolini, Camillo Graf. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 306.
- Rainer [G.] Richter: Die Kunst in Sachsen unter Einfluß des Ministers Camillo Graf Marcolini. In: Keramos. Zeitschrift der Gesellschaft der Keramikfreunde e. V., 1989, Heft 126, S. 7–26.
- Karla Schneider: Marcolini oder wie man Günstling wird, Carl Hanser Verlag, München/Wien 2007, ISBN 978-3-446-20905-3.
- Hermann Jedding: Meißener Porzellan des 19. und 20. Jahrhunderts 1800-1933. Keysersche Verlagsbuchhandlung, München 1981, ISBN 3-87405-133-1.
- Peter-Christian Wegner: Bemerkenswerte Motive auf Meißner Porzellan der Marcolini-Zeit, Ludwig, Kiel 2016.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lennart Kranz: Camillo Marcolini. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
- Palais Bruehl Marcolini
- Adelspalais wird zum Stadtkrankenhaus
- Literatur von und über Camillo Marcolini in der Sächsischen Bibliografie
- Camillus Marcolini auf thepeerage.com, abgerufen am 10. November 2023.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ http://www.marcolinihaus.de/
- ↑ Moniteur des dates, Band 4, S. 75.
- ↑ Leipziger Zeitung, 1819, Todesanzeige.
- ↑ Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser,S. 569.
- ↑ Franz Karl Wißgrill: Schauplatz des landsässigen nieder-oesterreichischen Adels, Band 2, S. 29.
Personendaten | |
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NAME | Marcolini, Camillo |
ALTERNATIVNAMEN | Marcolini-Ferretti, Camillo Graf |
KURZBESCHREIBUNG | kursächsischer Politiker |
GEBURTSDATUM | 2. April 1739 |
GEBURTSORT | Fano |
STERBEDATUM | 10. Juli 1814 |
STERBEORT | Prag |