Campylobacter jejuni – Wikipedia
Campylobacter jejuni | ||||||||||||
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Campylobacter jejuni | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Campylobacter jejuni | ||||||||||||
(Jones et al. 1931) Véron & Chatelain 1973 |
Campylobacter jejuni ist ein mikroaerophiles, gramnegatives Bakterium der Gattung Campylobacter, welches beim Menschen als Erreger vor allem von Durchfallerkrankungen (Campylobacter-Enteritis) in Erscheinung treten kann.[1] Das Genom dieser Art wurde im Jahr 2005 vollständig sequenziert.[2]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Morphologisch sind Campylobacter jejuni schlanke, spiralig gekrümmte Stäbchen, die 0,2–0,5 µm dick und 0,5 bis 5 µm lang sind.[3] An beiden Polen befindet sich eine einzelne Geißel.
Die Erreger werden von Tieren über Lebensmittel und Trinkwasser auf den Menschen übertragen. Auch eine direkte Schmierinfektion kommt vor, vor allem bei Kindern.[1] Häufig erfolgt die Infektion im Sommer und Herbst.[4]
Die Inkubationszeit nach einer Infektion liegt bei 2 bis 5 Tagen.[4] Die optimale Wachstumstemperatur für die Kultivierung liegt bei 42–45 °C.[3] Bei Lagerung bei 25 °C sterben die Keime ab, dafür überleben sie paradoxerweise Kühlschranktemperaturen wochenlang. Zum Abtöten dieser Keime in Lebensmitteln reichen in der Regel 55 °C aus. Daher sind das gründliche Durchgaren von Fleisch, insbesondere Geflügelfleisch, und das Abkochen von Rohmilch wichtige Maßnahmen der Prävention.[4]
Medizinische Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mögliche Infektionsquellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als mögliche Infektionsquellen sind bisher bekannt geworden:[1][4]
- rohe Kuhmilch (unbehandelt)
- verunreinigtes, nicht gechlortes Trinkwasser (vor allem in südlichen Ländern)
- kontaminierte tierische Lebensmittel (vor allem Fleisch, z. B. nicht durchgegartes Geflügelfleisch, aber auch Schweinefleisch, sowie rohe Venusmuscheln und andere Schalentiere)
- Kontakt mit Tieren (vor allem Katzen, Hunde, Vögel, Rinder und Geflügel)
- Schmierinfektion von Mensch zu Mensch
Hierbei ist zu beachten, dass für eine Infektion bereits etwa 500 Keime ausreichen.[4]
Pathogenität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Über die Mechanismen der Pathogenität dieser Erreger ist nichts Genaueres bekannt. Campylobacter jejuni bildet jedoch ein hitzestabiles Enterotoxin, das dem von Escherichia coli ähnlich ist.[3]
Verlauf der Infektion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach einer Inkubationszeit von zwei bis 5 Tagen (in Einzelfällen 1–10 Tage) können sich folgende Symptome bemerkbar machen:
- heftige, kolikartige Bauchschmerzen
- häufige, wässrige Diarrhöen (Durchfälle) z. T. mit Schleim und Blutauflagerungen
- hohes Fieber
- gelegentlich Erbrechen
Oft kommt es vor Ausbruch der Durchfallsymptomatik zur Ausprägung eines ein- bis zweitägigen Vorstadiums, das durch hohes Fieber, starkes Krankheitsgefühl, Muskel- und Kopfschmerzen gekennzeichnet ist. Die Ausscheidung des Erregers erfolgt über den Stuhl, die Dauer der Ausscheidung nach der Erkrankung beträgt üblicherweise drei bis vier Wochen. Während dieses Zeitraumes ist eine Ansteckung möglich.[4]
Mögliche Infektionskrankheiten und Krankheitsfolgen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Campylobacter jejuni durchwandert die Darmepithelien und verbreitet sich subepithelial.
- Enterokolitis mit wässrigen Durchfällen
- Campylobacter-Enteritis
- Fieber
- Arthritis
- Cholezystitis
- Salpingitis
- Sepsis
- Meningitis
- Peritonitis
- Erythema nodosum
Das Guillain-Barré-Syndrom tritt gehäuft nach Infektionen mit Campylobacter jejuni auf. Als Ursache hierfür wird molekulare Mimikry diskutiert.[5]
Therapie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine antibiotische Therapie erfolgt nur in Einzelfällen mit Erythromycin, in der Regel erfolgt eine Spontanheilung unter symptomatischer Therapie, d. h. Flüssigkeits- und Elektrolytersatz.[3] In Deutschland, der Schweiz und Österreich besteht Meldepflicht, dabei greift in Deutschland das Infektionsschutzgesetz (IfSG). Nach § 7 IfSG ist der Nachweis von darmpathogenen Campylobacter-Spezies bei einer Infektion meldepflichtig, nach § 6 IfSG sind bereits der Krankheitsverdacht und Erkrankung meldepflichtig, wenn die betroffene Person eine Tätigkeit in bestimmten Lebensmittelbetrieben (§ 42 IfSG) ausübt.
Diagnose
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum Nachweis dient eine Kultur, die aus Stuhl isoliert wurde. Campylobacter jejuni kann auf Blutagarplatten unter einer mikroaerophilen Atmosphäre mit 10 % CO2 und 5 % O2 kultiviert werden. Dabei werden dem Nährmedium ausgewählte Antibiotika beigemischt, um das Wachstum der Begleitflora (z. B. Enterobacteriaceae) im Stuhl zu unterdrücken. Die optimale Wachstumstemperatur für C. jejuni liegt bei 42 °C, während die verwandte Art Campylobacter fetus besser bei 25 °C wächst.[3]
Der Nachweis von C. jejuni und der verwandten Art Campylobacter coli kann auch schneller direkt im Stuhl mit Hilfe des ELISA-Verfahrens (Nachweis der Antigene) oder mit Hilfe des PCR-Verfahrens (Nachweis der Nukleinsäuren) durchgeführt werden.[4]
Meldepflicht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis von darmpathogenen Campylobacter sp. namentlich meldepflichtig nach § 7 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG), soweit der Nachweis auf eine akute Infektion hinweist. Die Meldepflicht betrifft in erster Linie die Leitungen von Laboren (§ 8 IfSG).
In der Schweiz ist der positive und negative laboranalytische Befund von Campylobacter spp. für Laboratorien meldepflichtig und zwar nach dem Epidemiengesetz (EpG) in Verbindung mit der Epidemienverordnung und Anhang 3 der Verordnung des EDI über die Meldung von Beobachtungen übertragbarer Krankheiten des Menschen.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Michael T. Madigan, John M. Martinko, Jack Parker: Brock Mikrobiologie. Deutsche Übersetzung herausgegeben von Werner Goebel, 1. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag GmbH, Heidelberg/Berlin 2000, ISBN 978-3-8274-0566-1.
- ↑ Campylobacter jejuni RM1221 auf der Website der Genoms Online Database (GOLD). Abgerufen am 24. Februar 2013.
- ↑ a b c d e Herbert Hof, Rüdiger Dörries: Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. 3. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-13-125313-2.
- ↑ a b c d e f g Campylobacter-Infektionen - RKI-Ratgeber für Ärzte. Robert Koch-Institut (RKI), abgerufen am 24. Februar 2013.
- ↑ Jeremy H. Rees, Sara E. Soudain, Norman A. Gregson, Richard A.C. Hughes: Campylobacter jejuni Infection and Guillain–Barré Syndrome. In: New England Journal of Medicine. Band 333, Nr. 21, 23. November 1995, ISSN 0028-4793, S. 1374–1379, doi:10.1056/nejm199511233332102, PMID 7477117.