Capriccio (Oper) – Wikipedia

Werkdaten
Titel: Capriccio
Form: „Konversationsstück für Musik“ in einem Akt
Originalsprache: Deutsch
Musik: Richard Strauss
Libretto: Stefan Zweig, Joseph Gregor, Clemens Krauss, Richard Strauss und Hans Swarowsky
Uraufführung: 28. Oktober 1942
Ort der Uraufführung: Nationaltheater München
Spieldauer: 150 Minuten
Ort und Zeit der Handlung: Schloss bei Paris um 1775
Personen
  • Die Gräfin Madeleine (Sopran)
  • Der Graf, ihr Bruder (Bariton)
  • Flamand, ein Musiker (Tenor)
  • Olivier, ein Dichter (Bariton)
  • La Roche, Theaterdirektor (Bass)
  • Clairon, Schauspielerin (Alt)
  • Monsieur Taupe, Souffleur (Tenor)
  • Eine italienische Sängerin (Sopran)
  • Ein italienischer Sänger (Tenor)
  • Haushofmeister (Bass)
  • Eine junge Tänzerin (Solotänzerin)
  • Acht Diener (4 Tenöre, 4 Bässe)
  • Drei Musiker

Capriccio, ein „Konversationsstück für Musik“ in einem Akt, ist die letzte Oper, die Richard Strauss komponierte.

Die Oper spielt im Gartensaal eines Rokokoschlosses in der Nähe von Paris, um 1775 – zu der Zeit, als Christoph Willibald Gluck an der Pariser Oper tätig war.

Der Dichter Olivier und der Komponist Flamand werben um die Gunst der jungen Gräfin Madeleine. Bei deren bevorstehender Geburtstagsfeier wollen sie neue Werke präsentieren, darunter ein kleines Huldigungsfestspiel, das vom Regisseur La Roche einstudiert werden soll. Lebhaft und eifersüchtig wird die Frage diskutiert, ob der Text oder die Musik wichtiger für das Gelingen einer Oper sei. Die Gräfin soll ein Urteil fällen, aber sie kann sich ebenso wenig zwischen den beiden Verehrern entscheiden, wie sie – in einem von beiden geschaffenen Werk – Wort und Musik voneinander trennen kann: „Soll ich dieses Gewebe zerreißen? Bin ich nicht selbst in ihm schon verschlungen? […] Wählst du den einen – verlierst du den andern! […] Willst du zwischen zwei Feuern verbrennen?“ – Die Frage bleibt offen.

Orchesterbesetzung

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Flöten (3. auch Piccolo), 2 Oboen, 1 Englischhorn, 3 Klarinetten, 1 Bassetthorn, 1 Bassklarinette, 3 Fagotte (3. auch Kontrafagott) – 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 PosaunenPauken, Schlagzeug (Becken, Große Trommel) – 2 Harfen – 1 CembaloStreicher: 16 Erste Violinen, 16 Zweite Violinen, 10 Bratschen, 10 Violoncelli, 6 Kontrabässe

Auf der Bühne: 1 Solo-Violine, 1 Solo-Violoncello, 1 Cembalo; hinter der Bühne: Streichsextett

Die Frage nach dem Vorrang von Wort oder Musik erinnert an das Divertimento teatrale Prima la musica e poi le parole („Zuerst die Musik und dann die Worte“) von Giambattista Casti (1724–1803), das von Antonio Salieri vertont wurde. Von Stefan Zweig stammt der Vorschlag, sich mit der Thematik von Castis Libretto zu beschäftigen; auf den Handlungsverlauf von Capriccio hatte das alte Stück jedoch keinen Einfluss.

Strauss bezeichnete, mit Blick auf das brachliegende deutsche Kulturleben nach dem Zweiten Weltkrieg, Capriccio nicht nur als seine, sondern die letzte Oper: „Die Ähnlichkeit unsres heutigen Zustands mit Athen nach dessen hundertjähriger kultureller Blüte bis zu Perikles, Phidias, Äschylos, Plato ist zu evident, daß wir uns nicht darüber Rechenschaft geben müssten, warum dieser Zusammenbruch erfolgen mußte, nachdem das R. Wagnersche Werk vollendet u. in Capriccio die letzte Oper geschrieben“.[1]

Die Diskussion der handelnden Personen über Wort und Ton ist daher auch als Rückschau auf die Musikgeschichte zu interpretieren und steckt voller Anspielungen und Zitaten, sowohl im Text als auch in der Musik. So finden sich beispielsweise Referenzen auf Mozarts C-Dur Streichquartett KV 465, C. W. Glucks Iphigénie en Aulide, Couperins Pièces de Clavecin, Jean-Philippe Rameaus Les indes galantes, Richard Wagners Die Walküre und einige von Strauss’ eigenen Opern.[2]

Das Libretto entstand zwischen 1934 und 1941 als Gemeinschaftsarbeit mehrerer Autoren: Die ursprüngliche Idee stammt von Stefan Zweig; auf seinen Wunsch fertigte Joseph Gregor mehrere Entwürfe an. Die weitere Ausführung übernahmen Clemens Krauss und Richard Strauss unter Mitwirkung von Hans Swarowsky. Die Uraufführung fand am 28. Oktober 1942 im Nationaltheater München statt; es dirigierte Clemens Krauss, Regie führte Rudolf Hartmann (1900–1988), das Bühnenbild schuf Rochus Gliese. Die Solisten waren Viorica Ursuleac (Gräfin), Walter Höfermayer (Graf), Horst Taubmann (Flamand), Hans Hotter (Olivier), Georg Hann (La Roche), Hildegard Ranczak (Clairon), Karl Seydel (Monsieur Taupe), Irma Beilke und Franz Klarwein (italienische Sänger), Georg Wieter (Haushofmeister).

Tonaufnahmen

Filmaufnahmen

  • Kurt Wilhelm: Fürs Wort brauche ich Hilfe. Die Geburt der Oper „Capriccio“ von Richard Strauss und Clemens Krauss. Dargestellt anhand der vollständigen Textentwürfe und Kompositionsskizzen. Nymphenburger, München 1988, ISBN 3-485-00568-1
  • Hartmut Schick: "Musik und Dichtung im Widerstreit. Die Sonett-Vertonung in Richard Strauss’ letzter Oper Capriccio", in: Muffat, Mozart, Maffay, Strauss. Musik und Musiker in Bayern, hrsg. v. Bernhard Hofmann, Innsbruck 2015, S. 35–59.
  • Tabea Umbreit: Intertextuelle Strategien in Richard Strauss’ "Capriccio", München 2019. https://doi.org/10.5282/ubm/epub.73245

Einzelnachweise

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  1. Marion Beyer, Jürgen May u. Walter Werbeck (Hrsg.): Richard Strauss, Späte Aufzeichnungen. Mainz 2016, S. 346.
  2. Tabea Umbreit: Intertextuelle Strategien in Richard Strauss’ "Capriccio". Dezember 2019, abgerufen am 26. Oktober 2024.