Carl Boese – Wikipedia

Carl Eduard Hermann Boese (* 26. August 1887 in Berlin; † 8. Juli 1958 ebenda[1]) war ein deutscher Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent.

Carl Boese, Sohn eines Glas- und Porzellanwarenhändlers, studierte nach dem Abitur an den Universitäten Berlin und Leipzig Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie. Danach arbeitete er als Verlagslektor und schließlich als Dramaturg am Stadttheater Leipzig. Während des Ersten Weltkrieges wurde er 1916 als Soldat so schwer verwundet, dass ein Arm dauerhaft gelähmt blieb. Danach arbeitete er zunächst als Journalist und Filmkritiker und kam als Dramaturg und Drehbuchautor der kleinen Berliner Firma Deuko (Deutsche Kolonial-Film GmbH) zum Film. Als Regisseur verschiedener Produktionsfirmen bediente er den wachsenden Markt mit einer Vielzahl schnell abgedrehter, thematisch vielseitiger und qualitativ meist unbedeutender Spielfilme.

Im September 1918 gründete er mit seinem Bruder Hermann Boese (1890–1966) und Ernst Sachs die Firmament Gesellschaft für Filmfabrikation mbH.[2] Gemeinsam mit Paul Wegener inszenierte Carl Boese 1920 seinen einzigen filmhistorisch bedeutenden Film: Der Golem, wie er in die Welt kam. Der nach einem Drehbuch von Wegener und Henrik Galeen realisierte Film gilt als Meisterwerk des deutschen expressionistischen Kinos. Als die Zusammenarbeit mit Galeen und Wegener beendet war, kehrte Boese zum Kolportagefilm zurück; mit dem Film Die schwarze Schmach (1921) inszenierte er sogar einen rassistischen, antifranzösischen Propagandafilm[3]. 1926 gründete er in Berlin die Carl Boese-Film GmbH[4], die bis 1933 dreizehn Filme hervorbrachte, in denen Boese meist auch selbst Regie führte. Seine einzige interessante Regiearbeit der späten 1920er Jahre war der verhalten sozialkritische Film Kinder der Straße (1929). Seine bevorzugten Darsteller waren Lissy Arna, Lucie Englisch, Gerhard Dammann, Julius Falkenstein, Otto Gebühr, Fritz Kampers und Paul Hörbiger.

Carl Boeses frühe Tonfilme waren populäre Militärkomödien, die wegen ihrer politischen Rechtslastigkeit häufig von der Kritik angegriffen wurden. 1931 inszenierte er einen Film über den Musikclown Grock alias Adrian Wettach. Nach dem Regierungsantritt der NSDAP drehte er weiterhin anspruchslose Komödien, oft mit Grethe Weiser, Jenny Jugo, Georg Alexander, Fritz Odemar, Rudolf Platte, Theo Lingen oder Heinz Rühmann. Diese Filme waren in jeder Hinsicht Massenware – selbst in den Augen der Filmprüfer, die keinem einzigen der gut vier Dutzend Filme, die Boese zwischen 1933 und 1945 drehte, ein Prädikat verliehen. Von 1935 bis 1937 war Boese der erste Intendant des Fernsehsenders Paul Nipkow.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnte Carl Boese seine Karriere mühelos fortsetzen und inszenierte in der Bundesrepublik 13 weitere Kinofilme, deren Titel heute überwiegend vergessen sind. Kurz vor seinem Tod Ende der 1950er Jahre wandte er sich neben dem Kinogeschäft auch dem Werbe- und Kulturfilm zu.

Boese war dreimal verheiratet, nämlich mit den Schauspielerinnen Grete Hollmann (1920), Margot Hollaender (1932) und Elena Luber (1938).

Regie, wenn nicht anders angegeben:

Einzelnachweise

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  1. Quelle: Geburtsurkunde Nr. 2052, Standesamt Berlin VI, Landesarchiv Berlin.
  2. Handelsregister Berlin HRB Nr. 15703
  3. siehe Rheinlandbastard und Alliierte Rheinlandbesetzung
  4. Handelsregister Berlin HRB Nr. 38733