Cem Karaca – Wikipedia
Cem Karaca (* 5. April 1945 im Istanbuler Stadtteil Bakırköy; † 8. Februar 2004 in Istanbul) war ein türkischer Rockmusiker und ein Vertreter der Anadolu-Rock-Bewegung. Seit den 1980er Jahren gehörte er auch zu den Vertretern der Protest Müzik.
Leben und Karriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Cem Karaca war der einzige Sohn von İrma Felegyan (Künstlername: Toto Karaca)[1], einer Theater- und Filmschauspielerin armenischer Abstammung, und des Aserbaidschaners Mehmet İbrahim Karaca.[2] Nachdem er zunächst in Coverbands gespielt hatte, gründete er 1967 seine erste türkischsprachige Band Apaşlar. 1972 wurde er Mitglied der Gruppe Moğollar. Nachdem sich Moğollar aufgelöst hatte, gründete er Dervişan.
Im Spätsommer 1978 wurde ihm in der Türkei vorgeworfen, mit seinen Liedern die Bevölkerung gegen die Regierung aufzuwiegeln. Schon vor dem Militärputsch 1980 von General Kenan Evren – und zwar im 1979 – wurde ein Haftbefehl gegen ihn erlassen mit der Begründung, Lieder des in der damaligen Türkei verbotenen „Kommunisten Nâzım Hikmet“ veröffentlicht zu haben, bekam dafür 350 Jahre Gefängnis angedroht und er wurde erst im Jahr 1983 inoffiziell ausgebürgert. Seit 1979 lebte Karaca deshalb im Exil in der Bundesrepublik Deutschland, und zwar in Köln. Er sang auch in deutscher Sprache, zuerst ab Herbst 1980 ein Gedicht von Nâzım Hikmet – Kiz Cocugu (türkische Schreibweise: Kız Çocuğu, Titel in Sie haben Angst vor unseren Liedern: Kleines Totes Mädchen): Karaca interpretierte die deutschsprachigen Strophen am Konzertflügel solo im Wechsel mit seinem Freund, Booker, Manager, Arrangeur, Produzenten und Bandleader/Pianisten/Bassisten/Schlagzeuger/Gitarristen und Keyboarder Ralf Mähnhöfer, der, im Duett am Konzertflügel oder Trio mit den Gitarristen Fehiman Uğurdemir oder Paul Shigihara oder von der Band Anatology mit Ira Coleman E-Bass, Ismail Tarlan oder Meftun Yesilbas am Schlagzeug begleitet, die türkische Version des Liedes sang. Bei der britischen Konzerttournee im Jahr 1982 tauschte Paul Shigihara wegen seiner Proben und Konzerte mit der WDR Bigband den Platz an der Gitarre mit Alexander Sputh.
Erst 1987 wurde Cem Karaca vom damaligen türkischen Ministerpräsidenten Turgut Özal Amnestie gewährt und er konnte nach 8 Jahren im deutschen Exil als freier Mann in seine türkische Heimat zurückkehren.
In Bezug auf seine Arbeit im deutschen Exil ist sein 1984 erschienenes deutschsprachiges Album Die Kanaken, mit Fehiman Uğurdemir, git., Begin Günes, keyb., Ismail Tarlan, Schlagzeug und dem Elektrobassisten xxx.xxx bemerkenswert, in dem er mit Liedern wie Mein Deutscher Freund oder Es kamen Menschen an vor allem die Situation der türkischen Gastarbeiter und Immigranten in Deutschland thematisierte. Ebenso zu nennen ist die Filmmusik, die er ein Jahr zuvor zusammen mit Ralf Mähnhöfer, der in den Münchener Musikaufnahmestudios der BAVARIA SONOR auch alle Musikinstrumente einspielte, für die im deutschen Fernsehen ausgestrahlte WDR-Fernsehserie Unsere Nachbarn, die Baltas schrieb. Ferdi Tayfur schrieb hierzu die Titelmelodie.
Ein wichtiges Zeitdokument über seine Zeit und Wirken in Europa, besonders im deutschsprachigen Raum ist das von dem türkischen Musikjournalisten Münir Tireli in türkischer Sprache verfasste Buch „CEM KARACA ve DIE KANAKEN“ (übersetzt: CEM KARACA und DIE KANAKEN), in welchem mit viel Bildmaterial auch seiner derzeit in Köln lebenden Musiker und ihrer musikalischen Geschichte eindrucksvoll dokumentiert wird.
2004 erlag Cem Karaca 58-jährig einem Herzinfarkt.[3]
Im Jahr 2006 kam das Album Mutlaka Yavrum heraus. Es wurde zu Ehren von Cem Karaca produziert. Darauf finden sich Lieder von Cem Karaca, die von anderen Musikern wie Haluk Levent, Teoman Yakupoğlu, Edip Akbayram und der Band maNga interpretiert wurden.
Im Jahr 2007 wurde im Stadtteil Bakırköy in Istanbul ein öffentliches Kulturzentrum (Theatersaal mit 460 Plätzen) eröffnet, das zu seinen Ehren den Namen Cem Karaca Kültür Merkezi trägt und wo in einer Vitrine einige dem Musiker gehörende Gegenstände ausgestellt sind.[4]
Am 26. Januar 2024 startete in den türkischen Kinos der Film Cem Karaca'nın Gözyaşları, welcher das Leben des Musikers erzählt. Der Musiker wird von İsmail Hacıoğlu verkörpert, Regisseur ist Yüksel Aksu.[5] Filmstart in Europa war der 8. Februar 2024.
Diskografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1973: Kardaşlar / Apaşlar
- 1974: Apaşlar, Kardaşlar, Moğollar ve Ferdy Klein'a Teşekkürleriyle (mit Moğollar, Kardaşlar & Apaşlar)
- 1977: Yoksulluk Kader Olamaz (mit Dervişan)
- 1978: Safinaz (mit Edirdahan)
- 1980: Hasret
- 1982: Bekle Beni
- 1984: Die Kanaken
- 1987: Merhaba Gençler ve Her Zaman Genç Kalanlar
- 1988: Töre
- 1990: Yiyin Efendiler (mit Uğur Dikmen & Cahit Berkay)
- 1992: Nerde Kalmıştık? (mit Uğur Dikmen & Cahit Berkay)
- 1999: Bindik Bir Alamete...
Kompilationen
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Soundtracks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2000: Kahpe Bizans (mit Ayşegül Aldinç & Mehmet Ali Erbil)
Singles
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Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin Stokes: Music in Performance: Cem Karaca, Live. In: Virginia Danielson, Dwight Reynolds, Scott Marcus (Hrsg.): The Garland Encyclopedia of World Music. Band 6: The Middle East. Garland, London 2002, S. 243–245.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Toto Karaca (1912-1992). biyografi.net (abgerufen am 11. Januar 2013, türkisch)
- ↑ Cem Karaca: Sanat Yapar ( vom 30. September 2007 im Internet Archive). Aksyon. 16. Februar 2004. Abgerufen am 11. Januar 2013 (in türkischer Sprache)
- ↑ David Barchard: Cem Karaca. A dissident Turkish singer, he spent much of the 1980s in exile. The Guardian, 8. März 2004
- ↑ [1] Stadtverwaltung Istanbul (in türkischer Sprache)
- ↑ Hologram gösterisi çok konuşuldu! Cem Karaca'nın Gözyaşları filmi sanatseverlerle buluştu. www.ntv.com.tr, 13. Januar 2024
Personendaten | |
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NAME | Karaca, Cem |
KURZBESCHREIBUNG | türkischer Rockmusiker und Vertreter der Anadolu-Rock-Bewegung |
GEBURTSDATUM | 5. April 1945 |
GEBURTSORT | Istanbuler Stadtteil Bakırköy |
STERBEDATUM | 8. Februar 2004 |
STERBEORT | Istanbuler Stadtteil Bakırköy |