Charles Decroix – Wikipedia
Charles Decroix (* um 1876; † nach Mai 1936[1]) war ein französischer Regisseur, Filmproduzent und Drehbuchautor mit Spitzenkarriere beim deutschen Film der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, einer der vergessenen Pioniere aus der Frühzeit des europäischen Kinos.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die frühen Erfolge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Mitte der 1870er Jahre geborene Sohn eines elsässischen Schuhmachers stieß im Jahr 1899 zur bis dahin noch kaum entwickelten Kinematographie. In der Folgezeit schrieb Decroix anfänglich Drehbücher und drehte zahlreiche Aufnahmen für kleinere und größere Firmen im In- und Ausland, darunter Film d’Art italien, Gaumont und Lux.
1909 verpflichtete ihn die Pathé, für die Decroix unter anderem eine Balzac-Adaption von Les paysans und eine Kurzfilmgroteske mit Max Linder Une conquête inszenierte. Mit Linder hatte er bereits im Vorjahr das kurze Lustspiel Hühneraugenoperateur aus Liebe gedreht.
Im Frühjahr 1910 kam er nach Berlin und drehte die kommenden vier Jahre für deutsche Produktionsfirmen. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs war Decroix einer der führenden Filmschaffenden in der Frühzeit der deutschen Kinematographie, der dem deutschen Kino erste künstlerische Inspirationen vermittelte und überdies technisches Know-how mitbrachte. Sowohl seine Dramen als auch eine Reihe von Komödien stießen bei der Kritik auf Wohlwollen.[2] 1913 gründete er seine eigene Produktionsfirma, die Films Charles Decroix. Zu dieser Zeit galt Decroix als Entdecker nachmals gefeierter Stummfilmstars wie Bernd Aldor und Fern Andra. Zu den von ihm angelernten Regisseuren zählten unter anderem Carl Wilhelm.
Internierung in der Schweiz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der französische Staatsbürger Decroix verließ bei Ausbruch des Weltkriegs und der damit verbundenen Kriegserklärung des Deutschen Reichs an Frankreich im August 1914 fluchtartig Berlin. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich inmitten der Dreharbeiten zu dem Andra-Melodram „Mondfischerin“, das unvollendet blieb. Er setzte sich in die Schweiz ab, wo er bis Kriegsende 1918 in dem Dorf Frutigen interniert wurde. Nur in der Zeit zwischen Jahresbeginn und Sommer 1917 gelang es ihm, Regie-Aufträge für mehrere Filme in und um Zürich zu erlangen.
Nachkriegsaktivitäten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Kriegsende kehrte Charles Decroix nach Frankreich zurück. Im Elsass versuchte er 1919 seine Filmlaufbahn fortzusetzen, sein Deutschland-Aufenthalt vor dem Krieg brachten ihm jedoch heftige Anfeindungen ein und vereitelte die Realisierung geplanter Projekte. Daraufhin kehrte Charles Decroix für zwei Filmprojekte, die er mit Heinrich Bolten-Baeckers umsetzte, nach Berlin zurück. Nach diesen beiden Lustspielen mit dem Ehepaar Leo Peukert und Sabine Impekoven in den Hauptrollen verschwand Decroix aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Das letzte Lebenszeichen Decroixs stammt vom Mai 1936.
Filmografie als Regisseur (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] bis 1910 in Frankreich, 1910-1914 und 1921/22 in Deutschland, 1917 in der Schweiz:
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Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael Wedel: Decroix, Charles. In: Richard Abel (Hrsg.): Encyclopedia Of Early Cinema. Routledge, London 2005.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Tageszeitung Paris-Soir nennt den damals 60-jährigen Decroix einen arbeitslosen Fabrikarbeiter
- ↑ Ein neues Decroix-Genre, Anzeige der Monopolfilm-Vertriebs-Ges. mbH, In: Lichtbild-Bühne, Nr. 21, 24. Mai 1913; Reprint in: Hans-Michael Bock: Der komische Kintopp, Frühe deutsche Komödien, FilmMaterialien 10, CineGraph und Stiftung Deutsche Kinemathek, Hamburg, Berlin 1997, Online-Version bei CineGraph.de; Zugehörige Veröffentlichung: Der komische Kintopp: frühe deutsche Komödien = Drôle de ciné: premiers comiques allemands, Bildtonträger, Sprecher: Ulrich Tukur, ARTE, Straßburg 1997
Personendaten | |
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NAME | Decroix, Charles |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Filmregisseur, Filmproduzent und Drehbuchautor |
GEBURTSDATUM | um 1876 |
STERBEDATUM | nach Mai 1936 |