Charles Merz – Wikipedia

Charles Merz (* 23. Februar 1893 in Sandusky, Ohio; † 1. September 1977 in New York City) war ein US-amerikanischer Journalist und von 1938 bis 1961 editorial director (etwa: Chefredakteur) der New York Times.

Charles Merz war der Sohn von Sakie Prout und Charles Hope Merz (1861–1947), eines Arztes und Verlegers einer Freimaurerzeitschrift, welcher Bücher über Freimaurerei schrieb. Er besuchte die Sandusky High School, wo er eine Schülerzeitung herausgab. In den Ferien arbeitete er bei den Lokalzeitungen The Register und The Star Journal. Er studierte Englische Geschichte und Wirtschaftswissenschaft an der Yale University, wo er 1915 graduierte. Anschließend wurde er Redakteur bei Harper’s Weekly und bereits im ersten Jahr managing editor des Nachrichtenmagazins, dessen letzte Ausgabe jedoch am 13. Mai 1916 erschien.[1] Von 1916 bis 1918 war er Korrespondent der von Herbert Croly und Walter Lippmann gegründeten The New Republic in Washington, D.C.

Nach dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den 1. Weltkrieg wurde Merz in die American Expeditionary Forces als Oberleutnant zur war department Military Intelligence Division in Frankreich eingezogen. Er war Assistent der US-amerikanischen Kommission für die Pariser Friedenskonferenz 1919. Von 1919 bis 1921 gehörte er zur Verlagsleitung von The New Republic.

Mit Walter Lippmann, mit dem er beim Nachrichtendienst in Frankreich[2] war, veröffentlichte er am 4. August 1920 die Studie A Test of the News zur Objektivität und Neutralität der Presseberichterstattung am Beispiel der New York Times-Berichterstattung über die Russische Revolution. Von 1921 bis 1923 war Merz als Korrespondent für New York World in Europa und Asien beschäftigt. Von 1924 bis 1931 war er Redakteur der New York World. Einen Tag vor Erscheinen der letzten Ausgabe der World wechselte er 1931 in den Redaktionsstab der The New York Times.[3][4]

Im November 1938 berief Arthur Hays Sulzberger, der Herausgeber der New York Times, Merz zum editorial director (etwa: Chefredakteur) der Tageszeitung.[1][3] In seinen Leitartikeln war er unter anderem ein leidenschaftlicher Verfechter der Einführung der Wehrpflicht zu Beginn des Zweiten Weltkriegs.[1] In den frühen 1950er-Jahren waren die NYT-Meinungsseiten ausgesprochen kritisch gegenüber Joseph McCarthy, doch stammten diese Editorials meist von Merz’ Mitarbeiter John Oakes.[5] 1961 ging Merz in Ruhestand und verbrachte fortan einen wesentlichen Teil seiner Zeit auf Cape Cod.

Seit Juni 1924 war Merz mit Evelyn Scott aus Bennington (Vermont) verheiratet. Er erhielt Doktorwürden von der Yale University, Columbia University und der Colgate University, außerdem war er Kurator der Solomon R. Guggenheim Foundation sowie der Russell Sage Foundation.[6][7]

Veröffentlichungen

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  • 1924: Centerville, U.S.A. Books for Libraries Press, ISBN 978-0-8369-3922-4 (Porträt einer amerikanischen Kleinstadt und ihrer Bewohner, das vor allem auf Merzs Hintergrund in Sandusky basiert.).
  • 1928: The Great American Band Wagon
  • 1931: The Dry Decade über die Zeit der Prohibition.
  • 1933: The United States in World Affairs in 1932
  • 1941: Days of Decision

Einzelnachweise

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  1. a b c John T. McQuiston: Charles Merz, a Former Times Editor, Is Dead at 84. In: The New York Times. 1. September 1977, S. 40 (englisch, documentcloud.org).
  2. leaflet writer for the propaganda unit of the Army Expeditionary Force in France, Army’s fledgling psychological warfare unit in France
  3. a b Laurel Leff: Buried by the Times. 2005, ISBN 978-0-521-60782-7, S. 31 (englisch): “[Charles] Merz followed [Walter] Lippmann to Pulitzer's New York World, where Lippmann headed the editorial page und Merz was one of the page's staff writers. [...] Seven years later, in November 1938, Sulzberger named Merz editorial director.”
  4. Gay Talese: The Kingdom and the Power: Behind the Scenes at The New York Times: The Institution That Influences the World. 1969, ISBN 978-0-8129-7768-4, S. 185 (englisch): “... and in 1931, a day before the World folded, Merz was hired by The Times...”
  5. Gay Talese: The Kingdom and the Power: Behind the Scenes at The New York Times: The Institution That Influences the World. 1969, ISBN 978-0-8129-7768-4, S. 241 (englisch): “Oakes, though a member of the Editorial Board, was years away from replacing Charles Merz as the editor of the editorial page; still Oakes had written most of the anti-McCarthyism editorials”
  6. Charles Merz im Munzinger-Archiv, abgerufen am 5. Februar 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)
  7. The New York Times, 1. September 1977, [1]