Chioggia – Wikipedia

Chioggia
Chioggia (Italien)
Chioggia (Italien)
Staat Italien
Region Venetien
Metropolitanstadt Venedig (VE)
Lokale Bezeichnung Cióxa
Koordinaten 45° 13′ N, 12° 17′ OKoordinaten: 45° 13′ 2″ N, 12° 16′ 44″ O
Höhe m s.l.m.
Fläche 185 km²
Einwohner 47.903 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 30015 (Chioggia), 30019 (Sottomarina), 30010 (S.Anna)
Vorwahl 041
ISTAT-Nummer 027008
Bezeichnung der Bewohner Chioggiotti oder Clodiensi
Schutzpatron Felice und Fortunato
Website Chioggia

Lage von Chioggia in der Metropolitanstadt Venedig
Luftbild der Altstadt, unten im Bild der Turm der Kathedrale Santa Maria Assunta
Die Riva Vena durchtrennt die Altstadt
San Domenico
Die Vigo-Brücke am Ende des Vena-Kanals
Der Strand von Sottomarina
Die Lagune von Venedig
Chioggia, Kürbis-Markt. Historisches Bild von Leo Wehrli (1937)

Chioggia [ˈkjɔddʒa] (venezian. Cióxa) ist eine Hafenstadt an der Adria in der italienischen Region Venetien. Sie gehört zur früher „Provinzhauptstadt“ genannten Metropolitanstadt Venedig. Chioggia hat 47.903 Einwohner (Stand 31. Dezember 2022) und eine Fläche von 185 km².

Die auf Holzpfählen errichtete Stadt liegt am Südende der Lagune von Venedig, etwa 25 Kilometer Seeweg von Venedig entfernt. Sie trägt wegen ihrer Ähnlichkeit mit der Metropolitanstadt den Beinamen „Klein-Venedig“. Chioggia ist über eine Steinbrücke mit dem Festland verbunden. Der Vena-Kanal teilt die Stadt und wird von neun Brücken gekreuzt.

Über den Ursprung von Chioggia berichtet die Legende, dass Antenor, Aquil und Clodio, flüchtig aus dem Trojanischen Krieg, sich an der oberen Adriaküste niederließen. Aquil soll Aquileia, Antenor Padua und Clodio Clodia gegründet haben. Schon Plinius beschrieb die Hafenstadt Edron, die später Fossa Clodia genannt wurde. Der Name Clodia änderte sich im Laufe der Zeit zu Cluza und Clugia, um sich schließlich zu Chioggia zu wandeln. Erste Nennungen der Stadt sind in byzantinischen Schriften aus dem fünften Jahrhundert zu finden.

Im Mittelalter hatte Chioggia Stadtrecht, und 1110 wurde es zum Bischofssitz erhoben. Während des sogenannten Chioggia-Krieges, dem entscheidenden Zusammenstoß zwischen Venedig und Genua, eroberten die Genuesen 1379 nach einer Invasion von der Seeseite aus die Stadt, wurden aber 1380 von Venedig zurückgeschlagen.

1797 besetzte Napoléon Bonaparte Venedig, und somit war auch Chioggia der französischen Verwaltung unterstellt. Im Vertrag von Campoformio 1798 wurde die Stadt Österreich übergeben. Bis 1814 wechselte die Verwaltung zwischen den beiden Besatzungsmächten (bzw. der napoleonischen „Republik Italien“). Von 1814 bis 1866 war Chioggia mit Venetien Teil des Kaisertums Österreich, anschließend kam es zu Italien.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die kunsthistorisch wichtigsten Kirchen sind die Kathedrale Santa Maria Assunta aus dem 11. Jahrhundert, San Domenico aus dem 13. und San Martino aus dem 14. Jahrhundert. Daneben besteht noch eines der Stadttore, die Porta di Santa Maria Assunta.

Von der Vigo-Brücke am Ende der Hauptstraße aus hat man einen Blick über die Lagune zu den Inseln Pellestrina und dem Lido di Venezia und bis nach Venedig selbst. Den Corso del Popolo, die Hauptachse der Stadt, nannte der italienische Schriftsteller Curzio Malaparte ein einziges großes Café im Freien. Abends ist die Straße für den Verkehr gesperrt, und donnerstags findet hier der sehr umfangreiche Markt statt, ebenso wie der werktägliche Fischmarkt.

Chioggias ökonomische Entwicklung lässt sich bis in die Spätantike zurückverfolgen (vgl. Wirtschaftsgeschichte der Republik Venedig). Hochseefischerei und Gemüseanbau (Radicchio rosso, auch „la rosa di Chioggia“ genannt, und Karotten) sind die wichtigsten Wirtschaftszweige der Stadt. Chioggia hat den größten Fischereihafen an der italienischen Adriaküste (gefolgt etwa neunzig Kilometer weiter südlich von Porto Garibaldi) und den größten Fischmarkt Italiens. Es werden Stahl, Backsteine und Textilien produziert.

Ein weiterer Wirtschaftszweig ist der Sommertourismus. Einen elf Kilometer langen Sandstrand bietet der Ortsteil Sottomarina di Chioggia auf der Insel Borgo San Giovanni. Mit seiner eleganten Strandpromenade, den Hotels, Bars, Diskotheken, Restaurants und Strandeinrichtungen ist der Badeort der traditionelle Hausstrand der Bewohner der ganzen Region um Padua. Zwischen Chioggia und Venedig verkehrt eine Fähre.

Chioggia ist (Stand 2010) als Standort für ein neuzubauendes Kernkraftwerk im Gespräch. Dieser ist 30 km Luftlinie von Venedig entfernt. Zahlreiche Seiten, darunter österreichische Regierungsstellen, kritisieren das Vorhaben, auch wegen der dortigen Erdbebengefahr.[2] Die Pläne dafür sind nach einem Referendum gegen Ministerpräsident Berlusconi nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima um voraussichtlich zehn Jahre zurückgestellt worden. (Stand September 2011)

Die Einwohner nennen sich Chioggiotti, in der älteren römischen Form auch Clodiensi. Mehrmals täglich pendelt eine Fähre zwischen Chioggia und der Lidoinsel Pellestrina, von wo aus man mit Autobussen bis zum Lido di Venezia fahren kann, um von dort aus mit dem Vaporetto nach Venedig überzusetzen. Im Streckennetz der Verkehrsbetriebe actv bildet die Verbindung Chioggia–Lido, die zwischen Pellestrina und Lido eine weitere Seestrecke enthält, die durchgehende Linie 11.

Stadt und Leute dienten dem venezianischen Schriftsteller Carlo Goldoni als Vorlage für sein Theaterstück Le baruffe chiozzote, zu deutsch Viel Lärm in Chiozza. Das im lokalen Dialekt verfasste Bühnenstück gibt das laute und tragisch-komische Treiben in der Lagunenstadt des 18. Jahrhunderts wieder. In der Inszenierung von Giorgio Strehler findet dieses Bühnenstück bis heute Anklang beim Kennerpublikum.

Städtepartnerschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Griechenland Lamia, Griechenland, seit 2007
  • FrankreichFrankreich Saint-Tropez, Frankreich, seit 2008

Söhne und Töchter der Stadt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Sergio Perini: Chioggia nel Seicento. Il Leggio, 1996 (eine mit fast 1000 Seiten umfangreiche Darstellung der Geschichte Chioggias im 17. Jahrhundert).
  • Martina Lunardi: Pescatori di Chioggia. tesi di laurea, Università Ca' Foscari, Venedig 2017 (online).
  • Pompeo Molmenti, Dino Mantovani: Le isole della laguna veneta, Bergamo 1904, S. 55–81 (Digitalisat).
  • Richard J. Goy: Chioggia and the Villages of the Venetian Lagoon. Studies in Urban History, Cambridge University Press, 1985.
Commons: Chioggia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Chioggia – Reiseführer

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. www.wirtschaftsblatt.at vom 17. März 2011 – Protest gegen Berlusconis Atom-Pläne (Memento vom 2. Januar 2016 im Internet Archive)