Cisatracurium – Wikipedia

Strukturformel
Gegenion nicht abgebildet
Allgemeines
Freiname Cisatracuriumbesilat
Andere Namen

2,2′-[Pentan-1,5-diylbis(oxycarbonylethylen)]bis-[(1R,2R)-1-(3,4-dimethoxybenzyl)-6,7-dimethoxy-2-methyl-1,2,3,4-tetrahydroisochinolinium]-dibenzensulfonat (IUPAC)

Summenformel
  • C53H72N2O122+ Cisatracurium
  • C65H82N2O18S2 Cisatracuriumbesilat
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer (Listennummer) 620-579-9
ECHA-InfoCard 100.149.509
PubChem 62886
ChemSpider 56614
DrugBank DB00565
Wikidata Q267669
Arzneistoffangaben
ATC-Code

M03AC11

Wirkstoffklasse

Muskelrelaxanzien

Eigenschaften
Molare Masse
  • 929,15 g·mol−1 Cisatracurium
  • 1243,51 g·mol−1 Cisatracuriumbesilat
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301
P: ?
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Cisatracurium, auch Cis-Atracurium, ist ein in Deutschland 1996 eingeführter Arzneistoff aus der Gruppe der nicht-depolarisierenden Muskelrelaxantien. Es entspricht dem cis-cis-Isomer des Racemats Atracurium und ist in diesem zu ca. 15 % enthalten.[2] Es wirkt wie andere nicht-depolarisierende Muskelrelaxantien über eine kompetitive Hemmung von Acetylcholin am nikotinischen Acetylcholinrezeptor.

Anwendungsgebiete (Indikationen)

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Cisatracurium wird eingesetzt, um eine Muskelrelaxierung (Muskelerschlaffung) für Operationen oder andere medizinische Prozeduren, wie z. B. maschinelle Beatmung zu erzielen. Für die Rapid Sequence Induction ist es wegen seiner mittleren Anschlagszeit nicht geeignet (s. u.).

Pharmakodynamik

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Die mittlere ED95 (d. h. die Dosis, die eine 95-prozentige Unterdrückung der Antwort des Musculus adductor pollicis bei Stimulation des Nervus ulnaris bewirkt), liegt bei 0,05 mg/kg Körpergewicht (zum Vergleich: Die ED95 des Racemats Atracurium liegt bei 0,17 mg/kg unter ansonsten vergleichbaren Bedingungen). Bei der doppelten bis vierfachen ED95, d. h. 0,1–0,2 mg/kg Körpergewicht liegt die Zeit bis zur maximalen Wirkung (Anschlagszeit) mit drei bis fünf Minuten im mittleren Bereich. Die Wirkdauer liegt dann mit 30 bis 80 Minuten ebenfalls im mittleren Bereich.[2]

Es führt im Gegensatz zu Atracurium zu einer wesentlich geringeren Histaminfreisetzung.[3] Sein Abbau erfolgt zu 80–90 % durch Hofmann-Elimination und nur zum geringen Teil durch unspezifische Esterasen im Plasma. Dadurch kann es auch gut bei Patienten mit Leber- oder Nierenstörungen angewendet werden, bei denen andere Muskelrelaxantien wegen der verminderten Ausscheidung deutlich längere Wirkungen haben können.

Die erreichten Spiegel des potentiell toxischen Laudanosin sind niedriger als bei Atracurium.[4] Als Arzneistoff wird Cisatracurium vorwiegend als Benzolsulfonsäure-Salz (Besilat) eingesetzt.

Antagonisierung

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Eine spezifische Antagonisierung ist nicht möglich. Bei Bedarf kann mit Cholinesterasehemmern wie Neostigmin durch eine Inhibition des Acetylcholinabbaus dessen Konzentration im synaptischen Spalt und somit an der motorischen Endplatte indirekt erhöht werden. Dadurch wird das Muskelrelaxans wieder vom Rezeptor verdrängt, was einen normalen physiologischen Ablauf der Muskelerregung ermöglicht.

Chemische Eigenschaften

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Das Benzylisochinolinderivat Cisatracurium gehört chemisch zu den Estern, Tetrahydropyridin-Derivaten und Phenolethern. Es ist ein cis-cis-Isomer des Racemats Atracurium.

Struktur von Isochinolin, von denen sich die Benzylisochinolinderivate ableiten.

Der Handelsname Nimbex wurde von Burroughs Wellcome (jetzt GlaxoSmithKline) entworfen. Er steht für „exzellenter neuromuskulärer Blocker“ (englisch excellent Neuromuscular blocker).

  • M Liu, JP Dilger: Site selectivity of competitive antagonists for the mouse adult muscle nicotinic acetylcholine receptor. In: Molecular Pharmacology. Band 75, Nr. 1, Januar 2009, S. 166–173, PMID 18842832, PMC 2606922 (freier Volltext) – (englisch).
  • D Demazumder, JP Dilger: The kinetics of competitive antagonism of nicotinic acetylcholine receptors at physiological temperature. In: The Journal of Physiology. Band 586, Nr. 4, Februar 2008, S. 951–963, PMID 18063662, PMC 2375649 (freier Volltext) – (englisch).
  • JP Dilger, AM Vidal, M Liu et al.: Roles of amino acids and subunits in determining the inhibition of nicotinic acetylcholine receptors by competitive antagonists. In: Anesthesiology. Band 106, Nr. 6, Juni 2007, S. 1186–1195, PMID 17525594, PMC 2367005 (freier Volltext) – (englisch).
  • AF Kopman, LM Zank, J Ng, GG Neuman: Antagonism of cisatracurium and rocuronium block at a tactile train-of-four count of 2: should quantitative assessment of neuromuscular function be mandatory? In: Anesthesia and Analgesia. Band 98, Nr. 1, Januar 2004, S. 102–106, PMID 14693596 (englisch).

Einzelnachweise

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  1. Vorlage:CL Inventory/nicht harmonisiertFür diesen Stoff liegt noch keine harmonisierte Einstufung vor. Wiedergegeben ist eine von einer Selbsteinstufung durch Inverkehrbringer abgeleitete Kennzeichnung von (1R,1’R,2R,2’R)-2,2’-(3,11-Dioxo-4,10-dioxatridecamethylene)bis(1,2,3,4-tetrahydro-6,7-dimethoxy-2-methyl-1-veratrylisoquinolinium) dibenzenesulfonate im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 28. Dezember 2019.
  2. a b Hinweise. drugs.com
  3. Reinhard Larsen: Anästhesie und Intensivmedizin in Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie. 5. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg / New York u. a. 1999, ISBN 3-540-65024-5, S. 37 (1. Auflage 1986).
  4. V Fodale, LB Santamaria: Laudanosine, an atracurium and cisatracurium metabolite. In: Eur J Anaesthesiol. Band 19, Nr. 7, Juli 2002, S. 466–473, PMID 12113608 (englisch).