Climate Justice Now! – Wikipedia

Climate Justice Now!
(CJN!)
Gründung Dezember 2007
Zweck Durchsetzung von Gerechtigkeitsforderungen in der Klimapolitik
Mitglieder mehr als 400 Organisationen (2010)[1]
Website www.climatejusticenow.org
Plakat "Climate Justice Now!" bei einem Klimamarsch in Brüssel (2018).

Climate Justice Now! (kurz CJN!, dt. „Klimagerechtigkeit jetzt!“) ist ein transnationales Netzwerk von über 400 Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die sich für die Berücksichtigung von Umweltgerechtigkeit, sozialer Gerechtigkeit und Geschlechtergerechtigkeit in der internationalen Klimapolitik einsetzen. Es tritt im Rahmen von UN-Klimakonferenzen in Erscheinung und bildet, neben dem Climate Action Network, eine informelle Verbindung der zugelassenen Umweltorganisationen.[2]

CJN! wird zu den fundamentaleren Organisationen der Klimabewegung gezählt, für die nicht allein Klimaschutz wesentliches Thema ist, sondern deren zentrale Anliegen auch Klimagerechtigkeit und Systemkritik sind, die der Zusammenarbeit mit Politik und Wirtschaft sehr kritisch gegenüberstehen und eine eher konfrontative Strategie verfolgen.[3][4]

Die Koalition wurde im Dezember 2007 bei der UN-Klimakonferenz auf Bali gegründet als eine offene Plattform, die der radikalen Kritik sowohl der Klimapolitik als auch reformorientierter Umweltorganisationen dienen sollte. Anstoß gab Kritik am Climate Action Network (CAN), einem weiteren Netzwerk von über 400 Nichtregierungsorganisationen, das innerhalb des UN-Klimaprozesses zu der Zeit die dominierende Umweltorganisation war. CAN wurde vorgeworfen, in internen Debatten und bei der Teilnahme an UN-Treffen Vertreter der Dritten Welt kleinzuhalten. Darüber hinaus lehnten Gründer von CJN! die enge Verbindungen zwischen CAN einerseits sowie Unternehmen und Staaten mit besonders hohen Emissionen andererseits ab und betrachteten marktbasierte Reformansätze, wie etwa den Emissionshandel, mit Skepsis.[5]

Zu den bekannteren Mitgliedern gehören (Stand 2010) Friends of the Earth International[6], La Via Campesina[7], 350.org oder ATTAC.[1]

CJN! war unter anderem zu den Klimakonferenzen Kopenhagen, 2009, und Cancun, 2010, sowohl innerhalb der Konferenzen als auch in Form von Straßenprotesten aktiv. Im Vorfeld der Klimakonferenz von Kopenhagen wurde CJN! als sogenannter „focal point“ der Umwelt-NGOs anerkannt und erhielt ca. 40 % der Akkreditierungen, die für Umwelt-NGOs vorgesehen waren.[8] CJN! entwickelte zusammen mit Organisationen indigener Völker und solchen für Direkte Aktionen eine inside-outside-Strategie zur Konferenz unter dem Motto „system-change not climate-change“ („Systemwandel statt Klimawandel“). Am 16. Dezember 2009 verließen im Rahmen einer Reclaim Power-Aktion mehrere hundert für NGOs akkreditierte Teilnehmer die Konferenz, während sich gleichzeitig Demonstranten von außerhalb der Sicherheitszone näherten. Die dänische Polizei verhinderte ein Zusammentreffen der Demonstranten, 260 Demonstranten wurden verhaftet.[9] Nach Auffassung von Chatterton u. a. (2013) rückte die in den Protesten kulminierende Bewegung die Gerechtigkeitsfragen weiter in den Vordergrund und eröffnete die Möglichkeit, bestehende Auffassungen von Klimapolitik anzufechten.[10]

Bei der Konferenz in Cancun, 2010, wurde von CJN! entsandten Teilnehmern nach Protestaktionen der Beobachterstatus entzogen.[5] Nach 2010 kam es innerhalb des Netzwerks zu Dissensen über marktbasierte Ansätze der Klimapolitik, Hauptstreitpunkt war REDD+, ein Mechanismus, der die Kompensation von Treibhausgasemissionen durch Waldschutzprojekte ermöglichen soll.[5] Das Netzwerk ist weiter auf UN-Klimakonferenzen präsent, so bei der UN-Klimakonferenz 2019 in Madrid.[11] Dagegen stammen die letzten Beiträge auf der Homepage von 2012.[12]

Einzelnachweise

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  1. a b CJN! network member (as of November 2010). Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. August 2016; abgerufen am 26. August 2016.
  2. Admitted NGOs. UNFCCC, abgerufen am 20. Januar 2020 (NGOs, die zu dem Netzwerk gehören, haben die Constituency - Environmental CJN).
  3. Heiko Garrelts und Matthias Dietz: Konturen der internationalen Klimabewegung – Einführung in Konzeption und Inhalte des Handbuchs. In: Matthias Dietz und Heiko Garrelts (Hrsg.): Die internationale Klimabewegung – Ein Handbuch. Springer, 2011, ISBN 978-3-658-01970-9, doi:10.1007/978-3-658-01970-9.
  4. Melanie Müller und Heike Walk: Demokratisierung der Klimaverhandlungssysteme durch verbesserte Partizipationsmöglichkeiten. In: Matthias Dietz und Heiko Garrelts (Hrsg.): Die internationale Klimabewegung – Ein Handbuch. Springer, 2011, ISBN 978-3-658-01970-9, doi:10.1007/978-3-658-01970-9.
  5. a b c Shannon Gibson: Climate Justice Now! In: S. George Philander (Hrsg.): Encyclopedia of Global Warming and Climate Change. SAGE Publications, 31. März 2012, S. 289–290, doi:10.4135/9781452218564.
  6. Johannes Kruse: Organisationsprofil Friends of the Earth International. In: Matthias Dietz und Heiko Garrelts (Hrsg.): Die internationale Klimabewegung – Ein Handbuch. Springer, 2011, ISBN 978-3-658-01970-9, doi:10.1007/978-3-658-01970-9.
  7. Matthias Dietz: Organisationsprofil La Via Campesina. In: Matthias Dietz und Heiko Garrelts (Hrsg.): Die internationale Klimabewegung – Ein Handbuch. Springer, 2011, ISBN 978-3-658-01970-9, doi:10.1007/978-3-658-01970-9.
  8. Christoph Görg und Philip Bedall: Antagonistische Positionen. Die Climate-Justice-Koalition vor dem Hintergrund der Theorie gesellschaftlicher Naturverhältnisse. In: Matthias Dietz und Heiko Garrelts (Hrsg.): Die internationale Klimabewegung – Ein Handbuch. Springer, 2011, ISBN 978-3-658-01970-9, doi:10.1007/978-3-658-01970-9.
  9. Copenhagen day of mass protest passes without major incident. In: The Guardian. 17. Dezember 2009, abgerufen am 26. August 2016.
  10. Paul Chatterton, David Featherstone und Paul Routledge: Articulating Climate Justice in Copenhagen: Antagonism, the Commons, and Solidarity. In: Antipode. Juni 2012, doi:10.1111/j.1467-8330.2012.01025.x.
  11. Chile/Madrid Climate Change Conference. In: Earth Negotiations Bulletin (ENB). International Institute for Sustainable Development (IISD), 12. Dezember 2019, abgerufen am 22. Januar 2020.
  12. Homepage von Climate Justice Now!, abgerufen am 24. September 2023