Darʿā – Wikipedia

درعا / Darʿā
Darʿā
Darʿā (Syrien)
Darʿā (Syrien)
Koordinaten 32° 38′ N, 36° 6′ OKoordinaten: 32° 38′ N, 36° 6′ O
Basisdaten
Staat Syrien
Gouvernement Darʿā
Höhe 520 m
Einwohner 97.969 (2004)
Politik
Gouverneur Mohammad Khaled al-Hannus[1]

Darʿā (arabisch درعا, DMG Darʿā, auch Dera, Dera'a; im Alten Testament אֶדְרֶעִי ’Edre‘î, altgriechisch Ἀδράα Adraa; im Mittelalter arabisch أذرِعات Adhri'at, DMG Aḏriʿāt) ist die Hauptstadt des Gouvernements Darʿā im Südwesten von Syrien.

Darʿā liegt auf 530 Meter Höhe in der Hauran-Region, etwas über 100 Kilometer südlich von Damaskus an der Schnellstraße nach Amman, 5 Kilometer nördlich der jordanischen Grenze.

Darʿā
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Quelle: WMO

Die Stadt hat 97.969 Einwohner nach der Volkszählung 2004,[2] überwiegend Sunniten. 1942 gab es 10.000 Einwohner.

Bei Darʿā befindet sich ein palästinensisches Flüchtlingslager mit etwa 6000 Flüchtlingen.

Seit 1908 war die Stadt ein Bahnknotenpunkt der Hedschasbahn. Hier zweigte von der Hauptlinie DamaskusMedina die Zweigstrecke durch die Täler von Jarmuk und Jesreel zum Mittelmeerhafen Haifa ab (seit 1946 unterbrochen) und eine weitere Zweigstrecke in östlicher Richtung zum etwa 40 km entfernt gelegenen Bosra. Wirtschaftliche Basis der Stadt ist die Landwirtschaft. Die Stadt ist Marktstadt für die umliegende Region, in der hauptsächlich Weizen und Gerste angebaut wird.

In der Stadt befindet sich die Al-Omari-Moschee.[3]

Frühgeschichte (Edreï)

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Nach der biblischen Überlieferung war Edreï eine Stadt des amoritischen Königs Og, bevor es von den Israeliten bei der Landnahme erobert wurde (Num 21,33–35 EU; Dtn 1,4 EU, 3,1–11 EU; Jos 12,4 EU). Es wurde Teil des Siedlungsgebiets des Stammes Manasse (Jos 13,12.31 EU). Bis zur Eroberung von Aram-Damaskus 733 v. Chr. durch die Assyrer rivalisierten die Israeliten mit den Damaszenern um die Vorherrschaft in diesem Gebiet.[4] Die Stadt war ein wichtiges Handelszentrum, insbesondere für Getreide, und bekannt für seinen Wein und sein Öl.[4]

218 v. Chr. wurde Adraa, nunmehr Hauptstadt von Batanea, von den Seleukiden unter Antiochos III. erobert.[4]

In hellenistisch-römischer Zeit gehörte Adraa zur Dekapolis und wurde Teil des Nabatäerreiches. Zusammen mit diesem wurde es 106 n. Chr. Teil der römischen Provinz Arabia Petraea. Die Stadt prägte eigene Münzen mit Darstellungen der Gottheiten Tyche, Dusares, Athene und Herakles. Nahe der Stadt gibt es sowohl griechische als auch römische Altertümer zu sehen, darunter auch ein zerstörtes Theater.

In der Spätantike war die Stadt Sitz eines Bischofs, der an den Konzilen von Seleukia und Chalkedon teilnahm. Auf das Bistum geht das Titularbistum Adraa der römisch-katholischen Kirche zurück.

Mittelalter (Adhri'at)

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613 oder 614 wurde die Stadt im Rahmen der Auseinandersetzungen zwischen dem Byzantinischen Reich und den persischen Sassaniden von den Persern eingenommen und die Olivenhaine zerstört.[4]

Aus dieser Zeit wird außerdem von einer bedeutenden jüdischen Gemeinde in Adhri'at berichtet. Die Banu Nadir, die 628 von Mohammed endgültig von der arabischen Halbinsel vertrieben worden waren, schlossen sich der Gemeinde an.[4]

Schon während des Kalifats von Abū Bakr (632–634) allerdings unterwarfen die Einwohner der Stadt sich den Muslimen. Nur kurze Zeit später, im Jahr 636, wurde die Schlacht am Jarmuk, die entscheidende Schlacht zwischen Byzantinern und Muslimen, in der Nähe von Adhri'at geschlagen. Der Kampf endete mit einem eindeutigen Sieg der muslimischen Seite. Der dritte umayyadische Kalif Muʿāwiya II. (683–684) soll in Adhri'at geboren worden sein.[4]

906 fiel die Bevölkerung einem Massaker durch die aufständischen Qarmaten zum Opfer.[4]

In Schriften der Kreuzfahrer wird Adhri'at als „Stadt von Bernard d’Étampes“ erwähnt.[4] Ein anderer in dieser Zeit gebräuchlicher Name lautet Adratum.

Die al-Omari-Moschee wurde im Jahre 1253 während der Herrschaft der Ayyubiden unter Verwendung antiken Baumaterials errichtet.

In mamlukischer und osmanischer Zeit war Adhri'at als Hauptstadt von Bathaniyya Teil der Provinz Damaskus.[4]

Moderne (Darʿā)

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Als wichtige Station der muslimischen Pilgerfahrt und bedeutendes Handelszentrum war Darʿā ein Verkehrsknotenpunkt, der durch den Bau der Hedschasbahn 1908 noch an Bedeutung gewann.

Im Rahmen der Arabischen Revolte während des Ersten Weltkrieges griffen arabische Kämpfer des Scherifen von Mekka ab September 1918 die Verkehrswege um Darʿā an. Sie zerstörten mit Sprengsätzen die Gleise der für den Transport wichtigen Hedschasbahn, um die osmanischen Truppen zu binden. Angeführt von T. E. Lawrence und unterstützt von Kampfflugzeugen der britischen Luftwaffe gelang es den Beduinen die Stadt zu isolieren. Auf Grund dieser Belagerung und den Rückschlägen an der Ammanfront zogen sich die osmanischen Truppen aus Darʿā zurück, um sich zur Verteidigung von Damaskus neu zu sammeln. Die Aufständischen konnten immer wieder die sich zurückziehenden Truppen attackieren und den Rückzug stören. In einem Brief schilderte Lawrence später, dass er bei der heimlichen Erkundung von Darʿā verraten und vom türkischen Kommandanten verhaftet worden sei. In dessen Gewahrsam sei er gefoltert und sexuell missbraucht worden. Allerdings wird diese Darstellung von einigen Historikern bezweifelt.

Bürgerkrieg in Syrien

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Protest 2013

Darʿā war Ausgangspunkt der ersten Proteste gegen die Regierung Baschar al-Assads und damit auch Anstoßpunkt für den Bürgerkrieg in Syrien. Im Februar 2011 wurden 15 Kinder in Darʿā festgenommen und beschuldigt, regimekritische Parolen an das Schulgebäude gemalt zu haben.[5] Die Eltern der Kinder berichteten, dass ihre Kinder im Gefängnis geschlagen und gefoltert worden seien.[6][7]

Im Bereich der Al-Omari-Moschee kam es daraufhin im März 2011 zu Protesten und in dessen Folge zur Erstürmung der Moschee durch Sicherheitskräfte. Dabei gab es mehrere Tote und Verletzte.[8] Der Tod des 13-jährigen Jungen Hamza Ali al-Khatib, der mit seinem Vater am 29. April 2011 zu einer Demonstration im Dorf Jisa nahe Darʿā gegangen war, wurde zum Symbol für die Brutalität des Assad-Regimes. Die Festnahme und anschließende Ermordung des Teenagers löste im ganzen Land Empörung und Demonstrationen aus.[9]

Am 5. Februar 2016 gelang es der Regierung, mit Hilfe russischer Luftangriffe und den in Syrien agierenden Hisbollah-Milizen die von Rebellen besetzte, nördlich von Darʿā liegende Kleinstadt Athman zurückzuerobern.[10]

Nach einer Offensive, die am 19. Juni 2018 begonnen hatte und von Luftangriffen begleitet wurde, gaben die in der Stadt verbliebenen Rebellen Darʿā am 12. Juli auf und die syrische Armee marschierte ein.[11]

Einzelnachweise

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  1. Syria protest town 'has new governor'.@1@2Vorlage:Toter Link/arabia.msn.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. arabia.msn.com, 24. April 2011.
  2. General Census of Population and Housing 2004. Syria Central Bureau of Statistics (CBS). Daraa Governorate. (arabisch)
  3. Syrien: Sicherheitskräfte töten sechs Demonstranten. In: ORF. 23. März 2011, abgerufen am 23. März 2011.
  4. a b c d e f g h i Frants Buhl, Nikita Elisséeff: Adhriʿāt. In: The Encyclopaedia of Islam. New Edition, Bd. 1, Leiden 1960, S. 194.
  5. Lea Frehse: Daraa. In: Süddeutsche Zeitung, 19. September 2015, S. 10.
  6. Raniah Salloum: Vier Jahre Krieg in Syrien: Es begann mit einem Kinderstreich. Spiegel Online, 15. März 2015.
    Joe Sterling: Daraa: The spark that lit the Syrian flame. In: CNN, 1. März 2012; abgerufen am 15. März 2015.
  7. Mark MacKinnon: Zeichen an der Wand. Wie ein paar jugendliche Sprayer den Bürgerkrieg in Syrien auslösten. In: Das Magazin Nr. 13 vom 1. April 2017.
  8. Eskalation zwischen Demonstranten und Regime. (Memento vom 25. März 2011 im Internet Archive) In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. März 2011.
  9. Bub als Märtyrer des Aufstands. In: Tagesanzeiger, 31. Mai 2011
  10. Syrische Armee erobert wichtige Ortschaft bei Daraa. Zeit Online, 5. Februar 2016.
  11. Syrische Regierungstruppen marschieren in Rebellenviertel ein. In: Frankfurter Allgemeine, 12. Juli 2018