Darkov – Wikipedia

Darkov

Hilfe zu Wappen
Darkov (Tschechien)
Darkov (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Moravskoslezský kraj
Bezirk: Karviná
Gemeinde: Karviná
Geographische Lage: 49° 50′ N, 18° 32′ OKoordinaten: 49° 50′ 13″ N, 18° 32′ 5″ O
Einwohner: 301 (2011)
Postleitzahl: 735 03

Darkov (auch Lázně [Bad] Darkov; deutsch Darkau, polnisch Darków) ist ein Ortsteil und ein Kurort der Stadt Karviná im Okres Karviná in Tschechien. Darkov liegt im Ostrauer Becken, Kilometer südlich des Stadtzentrums von Fryštát, auf beiden Ufern der Olsa.

Im Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis (Zehntregister des Bistums Breslau) wurde gleich nach Frienstad in Ray (=in der Umgebung der Stadt Freistadt) item in Bertholdi villa debent esse XLV mansi erwähnt,[1][2] also ein großes (=gut entwickeltes, älteres) Dorf mit 45 Hufen, erwähnt. Der im Jahr 1447 erstmals erwähnte (relativ spät) besitzanzeigende Ortsname Darkow wurde vom anderen Personennamen Darek (Diminutivform von Bożydar, Bogodar usw.) abgeleitet, aber es wurde heute weithin von Forschern akzeptiert, dass er nur der neue Name von Bertholdi villa war.[3][4] Nach Walter Kuhn, einem eifrigen Forscher des Deutschtums im Teschener Schlesien wurde Darków noch im Urbar aus dem Jahr 1571 mit dem Namen Bertoldsdorff und Bertelsdorff bezeichnet[5] und es soll ein Teil der Freistädter deutschen Sprachinsel im Mittelalter gewesen sein, die acht Dörfern umfasste.[6]

Seit 1327 bestand das Herzogtum Teschen als Lehensherrschaft des Königreichs Böhmen, seit 1526 gehörte es zur Habsburgermonarchie. Im Jahre 1573 entstand die Freie Standesherrschaft von Freistadt, der das Dorf unterstand. Nach dem Tod des ersten Besitzers, Wenzel Zikan von Slupska, wurde die Herrschaft in Ray/Roj mit Darkau und Lonkau ausgegliedert, und wurde danach oft in verschiedenen Händen erworben. In der Beschreibung Teschener Schlesiens von Reginald Kneifl im Jahr 1804 (meistens Stand aus dem Jahr 1799) war Darkau, polnisch Darkow, ein Dorf in der Minder-Standesherrschaft Roy im Teschner Kreis. Es hatte 38 Häuser mit 200 schlesisch-polnischen Einwohnern.[7]

Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften bildete Darkau ab 1850 eine Gemeinde in Österreichisch-Schlesien, Bezirk Teschen und ab 1868 im Bezirk Freistadt. Derweil nahm die ethnographische Gruppe der schlesischen Lachen (Untergruppe der Schlesier) deutliche Gestalt an, wohnhaft auch in Darkau, traditionell Teschener Mundarten sprechend.

Kurhaus aus 1901

Im Jahr 1862 wurden iod- und bromhaltigen Wässer entdeckt. Drei Jahre später wurden erste Kurgasthäuser gebaut. Ab 1867/1870 wurde es offiziell ein Kurort und der Abbau von Steinkohle unter dem Dorf verboten. 1884 wurde die Herrschaft Roy von Heinrich Larisch von Moennich, der im neuen monumentalen Schloss Solza residierte, abgekauft.

Darkovský most, Brücke an der Olsa
Fahrradweg

1918, nach dem Zusammenbruch der k.u.k. Monarchie, wurde das Gebiet von Teschen strittig. Am 5. November laut dem Vergleich zwischen polnischen und tschechischen Nationalräten wurde Darków ein Teil Polens. Die tschechoslowakische Regierung erkannte den Vergleich nicht an. Nach dem Polnisch-Tschechoslowakischen Grenzkrieg, einer nicht verwirklichten Volksabstimmung, sowie der Entscheidung des Botschafterrats der Siegermächte am 28. Juli 1920 wurde der Ort unter dem Namen Darkov ein Teil der Tschechoslowakei und des Bezirks Karviná. In der Zwischenkriegszeit wurden neue Sanatorium und Eisenbrücke (Darkovský most) gebaut.

1938 wurde Darkov an Polen angeschlossen und kam im Jahre darauf nach der Besetzung Polens zum Deutschen Reich. Während der deutschen Besatzung wurden Karwin, Bad Darkau, Freistadt, Roy und Altstadt im Landkreis Teschen 1944 zur Stadt Karwin-Freistadt vereinigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Darkov zunächst wieder eigenständig, bis es 1948 erneut nach Karviná und Fryštát eingemeindet wurde.

1972 bis 1982 wurde die moderne Zeche Darkov am südlichen Rand von Darkov in Gang gebracht, was zu neuen Bergschäden und Entvölkerung führte.

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr 1869[8] 1880[9] 1890[9] 1900[9] 1910[9][10] 1921[8] 1930[8] 1950[8] 1961[8] 1970[8] 1980[8] 1991[8] 2001[8]
Einwohnern 465 614[p 1] 1049[p 2] 1461[p 3] 2305[p 4] 2583 2718 3083 3098 2607 2211 1196 406
  1. Darunter: 598 (97,4 %) polnischsprachig, 11 (1,8 %) deutschsprachig, 5 (0,8 %) tschechischsprachig;
  2. Darunter: 1008 (96,5 %) polnischsprachig, 30 (2,9 %) deutschsprachig, 6 (0,6 %) tschechischsprachig;
  3. Darunter: 1357 (94,8 %) polnischsprachig, 55 (3,9 %) deutschsprachig, 18 (1,3 %) tschechischsprachig;
  4. Darunter: 2181 (96,5 %) polnischsprachig, 73 (3,2 %) deutschsprachig, 7 (0,3 %) tschechischsprachig; 2041 (88,6 %) römisch-katholisch, 223 (9,7 %) evangelisch, 39 (1,7 %);
Commons: Darkov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Wilhelm Schulte: Codex Diplomaticus Silesiae T.14 Liber Fundationis Episcopatus Vratislaviensis. Breslau 1889, ISBN 83-926929-3-4, S. 110–112 (online).
  2. Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis. Abgerufen am 24. August 2014 (Latein).
  3. Grzegorz Chromik: Geschichte des deutsch-slawischen Sprachkontaktes im Teschener Schlesien. Universitätsbibliothek Regensburg, Regensburg 2018, ISBN 978-3-88246-398-9 (uni-regensburg.de).
  4. Język mieszkańców Śląska Cieszyńskiego od średniowiecza do połowy XIX wieku/Die Sprache der Einwohner vom Teschener Schlesien vom Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts/Jazyk obyvatel Těšínsého Slezska od středoveku do poloviny XIX. století, Seite 94, (2016)
  5. Robert Mrózek: Nazwy miejscowe dawnego Śląska Cieszyńskiego. Uniwersytet Śląski w Katowicach, 1984, ISSN 0208-6336, S. 57 (polnisch).
  6. Grzegorz Chromik: Mittelalterliche deutsche Sprachinseln in Oberschlesien, Kleinpolen und Rotreußen, Seite 64, Kraków, 2019
  7. Reginald Kneifl: Topographie des kaiserl. königl. Antheils von Schlesien, 2. Teil, 1. Band: Beschaffenheit und Verfassung, insbesondere des Herzogtums Teschen, Fürstentums Bielitz und der freien Minder-Standesherrschaften Friedeck, Freystadt, Deutschleuten, Roy, Reichenwaldau und Oderberg. Joseph Georg Traßler, Brünn 1804, S. 169 (Digitalisat)
  8. a b c d e f g h i Historický lexikon obcí České republiky - 1869-2015. Český statistický úřad, 18. Dezember 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. August 2021; abgerufen am 5. Februar 2016 (tschechisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.czso.cz
  9. a b c d Kazimierz Piątkowski: Stosunki narodowościowe w Księstwie Cieszyńskiem. Macierz Szkolna Księstwa Cieszyńskiego, Cieszyn 1918, S. 265, 283 (polnisch, opole.pl).
  10. Ludwig Patryn (ed): Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in Schlesien (Memento des Originals vom 18. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sbc.org.pl, Troppau 1912.