Demesmaekerit – Wikipedia

Demesmaekerit
Flaschengrüner Demesmaekerit-Einkristall auf Malachit aus der Musonoi Mine, DRC (Typlokalität) (Größe des Kristalls ca. 0,5 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1965-019[1]

IMA-Symbol

Dmm[2]

Chemische Formel Pb2Cu2(UO2)2(SeO3)6(OH)6·2H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/G.02d
IV/K.11-040

4.JJ.20
34.07.06.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol triklin-pinakoidal P-1[4]
Raumgruppe P-1[5]
Gitterparameter a = 11,955(5)[3] Å; b = 10,039(4)[3] Å; c = 5,639(2)[3] Å
α = 89,78(4)[3]β = 100,36(4)[3]; γ = 91,34(4)[3] Bitte Quelle als Einzelnachweis ergänzen!
Formeleinheiten Z = 1[3] Bitte Quelle als Einzelnachweis ergänzen!
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 – 4[4]
Dichte (g/cm3) 5,28(4) (gemessen); 5,45 (berechnet)[4]
Spaltbarkeit keine beobachtet[4]
Farbe flaschengrün, bräunlich wenn partiell dehydratisiert
Strichfarbe blass gelb
Transparenz durchscheinend
Glanz Bitte ergänzen!
Radioaktivität sehr stark
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,835
nβ = n/a
nγ = 1,910[5]
Doppelbrechung δ = 0,075
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 35° (gemessen); 32° (berechnet)
Pleochroismus X' = gelbgrün; Y' = braun

Demesmaekerit ist ein sehr selten vorkommendes Uran-Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ (einschließlich V[5,6]-Vanadate, Arsenite, Antimonite, Bismutite, Sulfite, Selenite, Tellurite und Iodate). Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb2Cu2(UO2)2(SeO3)6(OH)6·2H2O, ist also ein wasserhaltiges basisches Blei-Kupfer-Uranyl-Selenit.

Demesmaekerit entwickelt flaschengrüne gespitzte Kristalle, die sich mit zunehmender Dehydratisierung teilweise bräunlich verfärben. Es ist weltweit bisher von nur drei Fundorten bekannt.

Etymologie und Geschichte

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Flaschengrüne Demesmaekerit-Kristallgruppe mit partieller bräunlicher Dehydratisierung auf Malachit aus der Musonoi Mine, DRC (Typlokalität) (Größe der Kristallgruppe ca. 1 mm)

Demesmaekerit wurde erstmals 1965 in einer Mineralprobe aus der Musonoi Mine in der heutigen Demokratischen Republik Kongo entdeckt und von den Entdeckern Cesbron, Bachet und Oosterbosch nach belgischen Geologen Gaston Demesmaeker (5. März 1911 – 13. Februar 1997), benannt, der Direktor der Union Minière du Haut Katanga (UMHK) war.[6]
Typmineralien befinden sich in an der Université Pierre et Marie Curie, dem Muséum national d’histoire naturelle und der École des Mines in Paris, Frankreich sowie am Natural History Museum in London.

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Demesmaekerit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung „Arsenite, Selenite, Tellurite und Jodate“, wo er gemeinsam mit Guilleminit und Moctezumit in der „Guilleminit-Moctezumit-Gruppe. Mit UO2“ mit der Systemnummer IV/G.02d steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer IV/K.11-040. Dies entspricht der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Sulfite, Selenite und Tellurite“, wo Demesmaekerit zusammen mit Derriksit, Guilleminit, Haynesit, Larisait, Marthozit und Piretit die „Uranylselenite mit Baugruppen [UO2]2+-[SeO3]2−“ mit der Systemnummer IV/K.11 bildet.[7]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Demesmaekerit in die Klasse der „Oxide (Hydroxide, V[5,6]-Vanadate, Arsenite, Antimonite, Bismutite, Sulfite, Selenite, Tellurite, Iodate)“ und dort in die Abteilung „Arsenite, Antimonite, Bismutite, Sulfite, Selenite, Tellurite; Iodate“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Selenite mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ zu finden, wo es als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 4.JJ.20 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Demesmaekerit die System- und Mineralnummer 34.07.06.01. Das entspricht der Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort der Abteilung „Selenite, Tellurite und Sulfite“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Selenite - Tellurite - Sulfite“ als einziges Mitglied in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 34.07.06.

Kristallstruktur

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Demesmaekerit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P-1 mit den Gitterparametern a = 11,955(5) Å; b = 10,039(4) Å; c = 5,639(2) Å, α = 89,78(4)°, β = 100,36(4)° und γ = 91,34(4)°und 1 Formeleinheit pro Elementarzelle. Die Struktur wurde von 1983 aufgeklärt.[3]

Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 21,92 % radioaktiv. Unter Berücksichtigung der Mengenanteile der radioaktiven Elemente in der idealisierten Summenformel sowie der Folgezerfälle der natürlichen Zerfallsreihen wird für das Mineral eine spezifische Aktivität von etwa 39,2 kBq/g[4] angegeben (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0312 kBq/g). Der zitierte Wert kann je nach Mineralgehalt und Zusammensetzung der Stufen deutlich abweichen, auch sind selektive An- oder Abreicherungen der radioaktiven Zerfallsprodukte möglich und ändern die Aktivität.

Bildung und Fundorte

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Flaschengrüner Demesmaekerit-Einkristall in Paragenese mit Guilleminit auf Malachit aus der Musonoi Mine, DRC (Größe des Kristalls ca. 0,25 mm)

Demesmaekerit bildet sich als sekundäres Uranmineral in der Oxidationszone selenreicher hydrothermaler Uranerze. Es findet sich vor allem an seiner Typlokalität, der Musonoi Mine, vergesellschaftet mit Malachit, Cuprosklodowskit, Kasolit, Chalkomenit, und selenreichem Digenit sowie den weiteren Uranylselenit-Mineralen Guilleminit und Derriksit. Es ist bisher nur von drei Fundorten weltweit bekannt. Neben der Typlokalität ist es nur aus Zálesí bei der Stadt Javorník in der Tschechischen Republik und der Eureka Mine bei dem Dorf La Torre de Cabdella in der Provinz Lleida in Katalonien, Spanien, bekannt.

Vorsichtsmaßnahmen

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Auf Grund der starken Radioaktivität des Minerals sollten Mineralproben vom Demesmaekerit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte wegen der hohen Toxizität und Radioaktivität von Uranylverbindungen eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Mundschutz und Handschuhe getragen werden.

  • Demesmaekerite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 67,6 kB)
Commons: Demesmaekerit – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f g h i D. Ginderow, F. Cesbron: Structure de la demesmaekerite, Pb2Cu2(UO2)2(SeO3)6(OH)6·2H2O. In: Acta Crystallographica. 1983, Band C39, S. 824–827.(– Abstract (englisch))
  4. a b c d e Demesmaekerite bei Webmineral.com
  5. a b Mindat - Demesmaekerite
  6. F. Cesbron, B. Bachet, R. Oosterbosch: La demesmaekerite, sélénite hydraté d’uranium, cuivre et plomb. In: Bulletin de la Société Française de Minéralogie et de Cristallographie. 1965, Band 88, S. 422–425. (PDF, 333 kB (französisch)).
  7. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).