Der Schalldämpfer – Wikipedia

Der Schalldämpfer war eine von Axel Corti gestaltete Hörfunksendung, die zwischen 4. Mai 1969 und 26. Dezember 1993 zunächst auf Ö3 und später auf Ö1 sonntäglich ausgestrahlt wurde.

Die Sendereihe wurde zunächst als eine „satirische Sendung mit Axel Corti“ angekündigt, entwickelte sich aber schon sehr bald zu einer Art „Radiofeuilleton“. Die sonore Stimme Cortis unterbrach in gewisser Hinsicht das größtenteils auf Musik ausgerichtete Programm von Ö3 und wirkte, wenn vielleicht auch nicht in gleicher Weise wie „Die Musicbox“ am Nachmittagstermin wie ein Fremdkörper. Corti meinte, die Sendung sei eine Art Kassiber, also eine geschmuggelte Nachricht eines Gefangenen.[1]

Themen waren, wie allgemein für die journalistische Form der Glosse und des Feuilletons üblich, vielfältig und zogen sich von der Alltagsbeobachtung über besondere Momente während der Dreharbeiten zu Cortis Filmen (etwa zu Radetzkymarsch Wochen vor seinem Tod 1993)[2] bis hin zur politischen Kultur in Österreich. Die Sendung lebte darüber hinaus von der unvergleichlichen Stimme Cortis und der eingängigen, sehr jazzig wirkenden, von Bert Breit komponierten Kennung (Instrumentierung: Synthesizer, Schlagzeug und Bass). Über die Kennung wurde die Stimme Ernst Grissemanns gelegt, die den Sendungstitel ankündigte.

Die Sendung und ihr Konzept wurden im Laufe der Zeit dem österreichischen Hörfunkpublikum derartig vertraut, dass in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren ein österreichischer Generalimporteur einer japanischen Automarke auf Ö3 eine Serie von Radiowerbungen schalten ließ, die mit den Worten „Der Stoßdämpfer“ begannen und die in weniger als einer halben Minute, ganz im Stil des „Schalldämpfers“ die Vorzüge des beworbenen Autos anpriesen. Die Spots endeten, ganz wie ihr Vorbild mit den Worten: „Das war der Stoßdämpfer.“

Zwei Tage vor Cortis Tod wurde die letzte Ausgabe des Schalldämpfers im Programm von Ö1 ausgestrahlt. Corti beschäftigte sich darin mit Rabbi Hillel. Kurze Zeit später wurde bekannt, dass fast alle vom ORF angefertigten Bandmitschnitte der Sendung gelöscht worden waren. Mit Hilfe von privaten Tonbändern konnten zumindest einige CDs mit Ausgaben des Schalldämpfers der Nachwelt erhalten werden.[3] Im Jahre 2018 übergab die Witwe Corti dem Multimedialen ORF Archiv die Mitschnitte aller Schalldämpfer-Sendungen. Diese wurden mittels Digitalisierung dem digitalen Langzeitarchiv des ORF zugeführt.

„… gerät die für Ö3 typische Punktum-Glossomanie in ein neues, gereifteres Stadium. Hier werden Themen ‚um die man nicht herumschwelgen kann‘ im Stil spontaner Improvisation auf intellektueller Klaviatur schwungvoll interpretiert und variiert. Sinnverdächtiger Nonsens, der trotz Schalldämpfers ins Ohr geht. Vitale Attrappe oberflächlichen Geredes, die überlegte Urteile vergeblich zu verbergen sucht“

Krista Federspiel[4]

Sendungen in der Österreichischen Mediathek:

  • Nikolaus Scholz: Axel Corti – Qualität meuchlings über den Sender bringen. Ö1, 1. August 2003, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. April 2016; abgerufen am 11. Oktober 2017.
  • Liebeserklärung ans Radio Artikel vom 17. September 2004 auf oe1.orf.at.
  • Der Schalldämpfer Liner Notes zu einer CD-Edition von Texten und Aufnahmen von Axel Cortis Ö3-Serie Der Schalldämpfer von Walter Gröbchen.

Einzelnachweise

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  1. Ö1-Sendung Chronisten Reporter Aufklärer (Memento des Originals vom 30. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.demokratiezentrum.org, Folge 2., Beitrag über Axel Corti. Sendung vom 3. März 2002 auf demokratiezentrum.org (Kassiber). Aufgerufen am 30. September 2017.
  2. Doris Metz: Kritiken. In: Süddeutsche Zeitung. Dezember 1994, abgerufen am 18. August 2009.
  3. Das war der Schalldämpfer – von Axel Corti@1@2Vorlage:Toter Link/shop.orf.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. Die Hörfunkkritik: Gute Neuigkeiten. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 3. Juni 1969, S. 9.