Deutschland-Stiftung – Wikipedia
Die Deutschland-Stiftung e. V. war ein den Unionsparteien nahestehender deutscher Verein mit nationalkonservativer Ausrichtung, der von 1966 bis 2007 in Breitbrunn am Chiemsee existierte. Spiritus rector war Kurt Ziesel, später Ehrenvorsitzender. Die Stiftung vergab von 1967 bis 2001 den Konrad-Adenauer-Preis und war Herausgeber des Deutschland-Magazins.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Verein wurde im Jahr 1966 im oberbayerischen Landkreis Rosenheim mit Sitz in Breitbrunn am Chiemsee gegründet. Die Eintragung in das Vereinsregister erfolgte im Mai 1967.
Kurt Ziesel war maßgeblich an der Gründung des Vereins beteiligt. Er war langjährig Geschäftsführer des Vereins.
Altbundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) war bis zu seinem Tod Ehrenpräsident der Stiftung. Dem Ehrenpräsidium gehörten der Bayrische Ministerpräsident Alfons Goppel (CSU), der niedersächsische Ministerpräsident a. D. Heinrich Hellwege (CDU) und Bundesminister a. D. Hans-Joachim von Merkatz (CDU) an.
Über das Vermögen des Vereins wurde durch Beschluss des Amtsgerichts Rosenheim vom 11. August 2003 das Insolvenzverfahren eröffnet. Dieses wurde durch Beschluss vom 7. August 2007 mangels Masse eingestellt. Der Verein wurde dann infolge Wegfalls sämtlicher Mitglieder am 16. Oktober 2007 gelöscht.
Satzung und Profil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ziel des Vereins war laut der Satzung die „konservative Erneuerung des geistigen, kulturellen und politischen Lebens“. Immer mehr prägten rechtskonservative Christdemokraten das Profil der Deutschland-Stiftung. Die Stiftung verstand sich insbesondere während der Sozial-Liberalen Koalition als außerparlamentarische „Speerspitze der [rechten] Opposition“. Dabei verfügte sie über einflussreiche parlamentarische Referenzen wie Franz Josef Strauß (CSU), der sie als „die erste erfolgreiche Bürgerinitiative, die sich nicht gegen, sondern für den Staat engagiere“ bezeichnete.
Vorsitzende
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Deutschland-Magazin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die publikative Zielsetzung war vordergründig vom Demokratiewillen im wirtschaftlich aufstrebenden und um internationale Anerkennung bemühten Nachkriegsdeutschland geprägt, während ihre politischen Ziele sich u. a. durch einen ausgeprägten Antikommunismus auszeichneten.
Die Stiftung gab zwischen 1969 und 2002 die Zeitschrift Deutschland-Magazin heraus. In der monatlich erscheinenden Publikation wurden ganz überwiegend politische Themen aus dezidiert konservativer und rechter Sicht behandelt.[1] Das Magazin hatte für viele CSU- und CDU-Mitglieder die gleiche Bedeutung wie für SPD-Anhänger damals pointiert unionskritische Artikel im Spiegel oder der Zeit und war für die Leser eine Informations- und Argumentationsquelle für den Meinungskampf, zum Beispiel in der Auseinandersetzung um die Entspannungspolitik der Regierung Brandt/Scheel, die entschieden abgelehnt wurde. Während z. B. der Spiegel immer wieder über Affären von Franz Josef Strauß berichtete, enthielt die Nummer des Deutschland-Magazins vor der Wahl 1980 eine Widerlegung zu jeder einzelnen dieser Affären, die alle als haltlose Verleumdungen von Rudolf Augsteins Spiegel dargestellt wurden.
Chefredakteure der Vereinszeitschrift waren u. a. Elimar Schubbe, Hans-Jürgen Mahlitz, Ivan Denes und zuletzt Nadira Hurnaus.
Konrad-Adenauer-Preis der Deutschland-Stiftung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Verein verlieh zwischen 1967 und 2001 einen zeitweise mit Preisgeldern (10.000 DM für jeden Preisträger) dotierten Konrad-Adenauer-Preis an Personen, die den konservativen Vereinszielen nahestanden.
In der politischen Szene wurde die Annahme des Preises durch Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) im Jahr 1994 als „politischer Ritterschlag“ angesehen, der nach Meinung einiger Zeithistoriker wie Wolfgang Benz die Grenze von seriös-konservativ zu unseriös-nationalistisch bedeutungslos machen sollte.
Preisträger:
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Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mitglieder der Sozialdemokraten und der Grünen verwiesen häufig auf die NS-Vergangenheit von einigen Mitgliedern der Deutschland-Stiftung, insbesondere ihres Gründers und politischen Motors Kurt Ziesel. Zudem warfen sie Autoren des Deutschland-Magazines wie Hans Georg von Studnitz, Heinrich Jordis von Lohausen und Harald Moesli vor, auch in der Coburger Monatszeitschrift Nation Europa zu publizieren, die vom Verfassungsschutz wegen des Verdachtes rechtsextremer Bestrebungen beobachtet wurde.
Des Weiteren wurde dem Deutschland-Magazin-Autor Axel Heinzmann vorgeworfen, in Reutlingen bei einer gewerkschaftlichen Anti-Kriegskundgebung den damaligen Bevollmächtigten der IG Metall verletzt zu haben. Zudem habe Heinzmann an Kundgebungen der militanten rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann teilgenommen.[3]
Claus Leggewie bezeichnete die Stiftung als „sehr weit rechts driftende Deutschland-Stiftung“.[4]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans-Dieter Bamberg: Die Deutschland-Stiftung e. V. Studien über Kräfte der „demokratischen Mitte“ und des Konservatismus in der Bundesrepublik Deutschland (= Marburger Abhandlungen zur politischen Wissenschaft, Band 23). Hain, Meisenheim am Glan 1978, ISBN 3-445-01376-4.
- Deutschland-Stiftung (Hrsg.): Ein Vermächtnis Konrad Adenauers – Die Deutschland-Stiftung. Eine Dokumentation. Holzner Verlag, Würzburg 1967.
- Humanistische Union (Hrsg.): Information. 15: Die „Deutschland-Stiftung“ e. V. und ihre politischen Hintergründe. Verlag gestern und heute, München 1967.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael Hansmann und Denise Lindsay: Deutschland-Stiftung (Geschichte der CDU bei der Konrad-Adenauer-Stiftung)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ ISSN 0012-141X: Die Auflösung des Vereins tangierte die Zeitung nicht (oder nur vorübergehend), sie existiert bis heute weiter und wird jetzt (2012) vom Verein Die Deutschen Konservativen herausgegeben, die als rechtsextrem gilt.
- ↑ E. Hartsch: Maffay – Auf dem Weg zu mir. C. Bertelsmann Verlag, 2010, ISBN 978-3-641-05009-2, S. 405 (google.com [abgerufen am 10. Januar 2021]).
- ↑ Hans-Dieter Bamberg: Strauß und die „Deutschland-Stiftung e. V.“. In: Ingeborg Drewitz (Hrsg.): Strauß ohne Kreide. Reinbek 1980, ISBN 978-3-499-14637-4, S. 81.
- ↑ Claus Leggewie: Demokratien in Gefahr, deutschlandfunk.de 22. Mai 2022.