Endimione (Metastasio) – Wikipedia

Werkdaten
Titel: Endimione

Erster Teil.
Diana verliebt sich in den schlafenden Endimione.
Diana: „Oh come immerso
Nella profonda quiele
Dolcemente respira!“

Form: Serenata
Originalsprache: Italienisch
Musik: Erste Vertonung von Domenico Sarro
Libretto: Pietro Metastasio
Uraufführung: 30. Mai 1721
Ort der Uraufführung: Neapel
Ort und Zeit der Handlung: Karien, am Fuße des Latmosgebirges, mythische Zeit
Personen
  • Diana, Jagdgöttin
  • Endimione, Jäger
  • Nice, Gefährtin der Diana
  • Amore, Liebesgott, verkleidet als Jäger Alceste

Endimione ist ein Libretto zu einer Serenata in zwei Akten von Pietro Metastasio. Erstmals aufgeführt wurde es in der Vertonung von Domenico Sarro am 30. Mai 1721 in Neapel zur Hochzeit des Prinzen von Belmonte, Antonio Pignatelli, mit Anna Francesca Pinelli di Sangro. Es ist der Schwester des Bräutigams, Marianne Pignatelli, Gräfin von Althann, einer Hofdame der Kaiserin Elisabeth, gewidmet.[1][2][3]

Das Stück handelt von Endimione, dem Mythos zufolge ein Hirte oder der König von Elis auf der Peloponnes, in den sich die Mondgöttin Selene verliebte. In späteren Mythen wurde Selene mit der Jagdgöttin Artemis bzw. römisch Diana gleichgesetzt. Metastasios Libretto beschreibt die erste Begegnung der beiden und die dazugehörigen Intrigen Amors. Endymions späteres Schicksal – er wird in ewigen Schlaf versetzt und jede Nacht von der Mondgöttin besucht – bleibt unberücksichtigt.[4]

Die folgende Inhaltsangabe basiert auf der Volltextausgabe des Librettos im Project Gutenberg.

Ländliche Gegend mit Lorbeerbüschen

Die Jagdgöttin Diana zürnt ihrer Lieblingsnymphe Nice. Sie vermutet, dass diese ihr Keuschheitsgebot gebrochen und sich verliebt hat. Nice gelingt es nicht, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Der Liebesgott Amore erscheint in Gestalt des Hirten Alceste und bietet Diana seine Freundschaft an. Dass er gleichzeitig ihr Liebesverbot ironisch in Frage stellt, vergibt sie ihm wegen seiner Jugend.

In der Zwischenzeit trifft sich Nice mit Endimione. Ihren Wunsch, eine Weile bei ihm ruhen zu dürfen, lehnt er grob ab und behauptet, seine einzige Liebe gelte der Jagd. Nachdem sich Nice traurig entfernt hat, ist Endimione froh, seine Ruhe zu haben und legt sich an einem schattigen Ort schlafen. Amore hat ihn beobachtet und versteckt sich in der Nähe. Er wartet auf eine Gelegenheit, sich zu rächen. Da nähert sich Diana, erblickt den schlafenden Endimione und verliebt sich auf der Stelle in ihn. Endimione, der sich im Traum von Nice verfolgt gesehen und dabei ihren Namen ausgesprochen hat, wacht auf und fleht Diana zunächst um Vergebung für seine unabsichtliche Verfehlung an. Dann verfällt auch er allmählich ihren Reizen. Aus Angst, sie zu erzürnen, leugnet er jedoch seine Gefühle und bleibt auch standhaft, nachdem sie ihm ihre Liebe erklärt hat. Erst nachdem Amore ihm zugeredet hat, kann er sich seine Gefühle eingestehen.

Ein Wald

Diana kehrt mit ihrem Geliebten Endimione in ihr Reich zurück. Sie macht sich wenig Gedanken darüber, wie die anderen Götter ihren Sinneswandel aufnehmen werden. Da sie selbst das Treuegebot ausgesprochen habe, könne sie es auch selbst wieder zurücknehmen. Nachdem sich Endimione entfernt hat, kommt Amore und erzählt Diana vom Verhältnis zwischen Endimione und Nice, die sich soeben unter den Lorbeerbüschen getroffen haben, um über ihre Liebe zu reden. Zornig schwört Diana Rache, und Amores Sticheleien über die Eifersucht entfachen ihre Wut noch mehr. Amore sieht seinen Sieg nahen.

Die von Endimione verschmähte Nice versucht, Alceste (Amore) für sich zu gewinnen, doch dieser weist sie ab und behauptet, bereits in Endimione verliebt zu sein. Nice ist von widersprüchlichen Gefühlen überwältigt. Als Endimione sie auf seiner Suche nach Diana nach ihr fragt, hat sie nur zornige Worte für ihn.

Nice gesteht Diana ihre unglückliche Liebe zu Endimione. Sie werden von Alceste (Amore) unterbrochen, der berichtet, dass Endimione von einem Wildschwein angegriffen und tödlich verwundet worden sei. Diana ist verzweifelt und gibt zu, dass die Liebe gewonnen habe. Sie bittet Alceste, sie zu Endimione zu führen, damit sie sich von ihm verabschieden kann. Da kommt Endimione selbst unversehrt zu ihnen. Alceste gibt zu, gelogen zu haben und offenbart ihnen seine wahre Identität als Amore. Diana und Endimione haben nun zusammengefunden und sehen keinen Grund, Amore seine List übelzunehmen. Nur die verschmähte Nice ist niedergeschlagen. Um sie zu trösten, gestattet Diana ihr, zu lieben, wen immer sie wolle, sofern sie ihr Endimione überlasse.

Folgende Komponisten vertonten dieses Libretto:

Komponist Uraufführung Aufführungsort Anmerkungen
Domenico Sarro 30. Mai 1721[5][6][3] Neapel „serenata“; zur Hochzeit von Antonio Pignatelli, dem Prinzen von Belmonte, mit Anna Francesca Pinelli di Sangro
Antonio Bioni 7. Januar 1727, Theater im Ballhaus[7] Breslau Libretto möglicherweise von Francesco Mazzari
Giuseppe Maria Buini 1729, Teatro Formagliari[1][8][9][10][4] Bologna In dieser Aufführung sang der Soprankastrat Giovanni Battista Mancini die Rolle des Amore. Er wird gelegentlich als Komponist des Werks genannt.
Domenico Alberti 1737[11] Venedig
Giovanni Battista Pescetti 1. Dezember 1739, Little Theatre in the Haymarket[12][13] London „serenata“ Diana e Endimione
Daniel Gottlieb Treu 1741[1][14] Hirschberg „serenata“;
Zuschreibung unsicher
Andrea Bernasconi 13. Februar 1742, Teatro San Giovanni Crisostomo[15][16][Digitalisat 1] Venedig „serenata“;
überarbeitet 1756 oder 1766 im Neuen Hoftheater in München
Johann Adolph Hasse Juli 1743[17][18] Neapel? „festa teatrale“;
vermutlich auch in den 1750er Jahren in Warschau
anonym 1746, Teatro Coletti[4][19] Florenz bearbeitet von Caldari als Le gare fra gli dei
Giovanni Battista Mele Frühjahr 1749, Buen Retiro[1][20][21] Madrid „serenata“ Endimion y Diana;
bei dem 1755 und am 16. Oktober 1756 unter dem Namen Indimión y Diana aufgeführten Werk (Kopie von J. Herrando) handelt es sich vermutlich um die Vertonung Meles.
Manuel Pla (Teil 1) und Francesco Montali (Teil 2) 1752 in einem der königlichen Schlösser[20] Madrid oder Aranjuez „serenata“ („cantata a cinque voci“) El Endimion
Nicola Conti 26. Juli 1752[1][22][20] Neapel Zuschreibung unsicher; möglicherweise Bearbeitung der Serenata von Manuel Pla und Francesco Montali
Ignazio Fiorillo 1754[4][23][24] Braunschweig überarbeitet 1763 als Diana ed Endimione in Kassel
Nicola Sabatino 1758, Academy of Music[25] Dublin „serenata“
Niccolò Jommelli Frühling 1759, Hoftheater[26][27] Stuttgart erste Fassung;
„pastorale“ Endimione, ovvero Il trionfo d’Amore
Nicola Conforto 18. Februar 1764, Haus des Botschafters Rosenberg[28][29] Madrid „serenata“
Giuseppe Sigismondo 1764–1765[4][8][Digitalisat 2] Neapel „cantata“;
auch 1767 in Wien
Antonio Rugarli 1769, Teatro Sanvitale[30][Digitalisat 3] Parma „componimento pastorale“ in drei Akten
anonym 1769[4] Koblenz
Johann Christian Bach 6. April 1772, King’s Theatre am Haymarket[31][32][Digitalisat 4] London „serenata“;
überarbeitet von Niccolò Jommelli (Musik) und Giovan Gualberto Bottarelli (Libretto) als „azione drammatica teatrale per musica“ am 24. Juli 1773 sowie 1774 im Hoftheater in Mannheim
Joseph Aloys Schmittbaur 1772[1][33][34] Karlsruhe Libretto anonym bearbeitet als „operetta“ in einem Akt Endymion
Michael Haydn 17. November 1776[4][35] Salzburg „serenata“;
der University of Western Ontario zufolge bereits um 1773
Niccolò Jommelli 29. Juni 1780, Palazzo Queluz[26][27][Digitalisat 5] Lissabon zweite Fassung;
„serenata per musica“ L’Endimione
Pietro Alessandro Guglielmi 28. September 1781, Accademia di Dame e Cavalieri[36][Digitalisat 6] Neapel „componimento drammatico“;
Libretto bearbeitet von Luigi Serio als Diana amante
João de Sousa Carvalho 25. Juli 1783, Palazzo Queluz[37][Digitalisat 7] Lissabon „dramma per musica“
Gaspare Rugarli 1795[4] Parma

Aufnahmen und Aufführungen in neuerer Zeit

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Commons: Endimione – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Libretto (italienisch) der Serenata von Andrea Bernasconi, München 1766 als Digitalisat beim Münchener Digitalisierungszentrum.
  2. Partitur der Kantate von Giuseppe Sigismondo als Digitalisat im Portal Internet Culturale.
  3. Libretto (italienisch) der Serenata von Antonio Rugarli, Parma 1769 als Digitalisat im Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  4. Libretto (italienisch) der Serenata von Johann Christian Bach, London 1772 als Digitalisat bei Gallica.
  5. Libretto (italienisch) der Oper von Niccolò Jommelli, Lissabon 1780. Digitalisat im Corago-Informationssystem der Universität Bologna.
  6. Libretto (italienisch) der Serenata von Pietro Alessandro Guglielmi, Neapel 1781 als Digitalisat im Internet Archive.
  7. Libretto (italienisch) der Oper von João de Sousa Carvalho, Lissabon 1783. Digitalisat im Corago-Informationssystem der Universität Bologna.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Don Neville: Metastasio [Trapassi], Pietro (Antonio Domenico Bonaventura). In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  2. Metastasio, Pietro in Die Musik in Geschichte und Gegenwart, S. 50861 ff (vgl. MGG Bd. 9, S. 229 ff.) Bärenreiter-Verlag 1986 (Digitale Bibliothek Band 60).
  3. a b Jacques Joly: Les fêtes théâtrales de Métastase à la cour de Vienne, 1731–1767. Pu Blaise Pascal, 1978, ISBN 978-2845160194, S. 61 ff (online bei Google Books).
  4. a b c d e f g h University of Western Ontario: Endimione. (Online, PDF)
  5. Endimione (Domenico Sarro) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 10. Februar 2015.
  6. Liste der Bühnenwerke von Domenico Natale Sarri auf Basis der MGG bei Operone, abgerufen am 29. September 2014.
  7. Endimione (Antonio Bioni) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 10. Februar 2015.
  8. a b Félix Clément und Pierre Larousse: Dictionnaire lyrique ou Histoire des opéras. Paris 1876–1881, ISBN 2-051-01696-8, S. 251 (online bei Google Books).
  9. Eleanor Selfridge-Field: A New Chronology of Venetian Opera and Related Genres, 1660–1760. Stanford University Press 2007, ISBN 978-0-8047-4437-9, S. 292 (online bei Google Books).
  10. Angela Romagnoli: Mancini, Giovanni Battista. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 68: Malatacca–Mangelli. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2007.
  11. Endimione (Domenico Alberti) bei Opening Night! Opera & Oratorio Premieres, Stanford University, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  12. Diana e Endimione (Giovanni Battista Pescetti) bei Opening Night! Opera & Oratorio Premieres, Stanford University, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  13. Liste der Bühnenwerke von Giovanni Battista Pescetti auf Basis der MGG bei Operone, abgerufen am 10. Februar 2015.
  14. Liste der Bühnenwerke von Daniel Gottlieb Treu auf Basis der MGG bei Operone, abgerufen am 10. Februar 2015.
  15. Endimione (Andrea Bernasconi) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 10. Februar 2015.
  16. Liste der Bühnenwerke von Andrea Bernasconi auf Basis der MGG bei Operone, abgerufen am 1. Oktober 2014.
  17. Endimione (Johann Adolf Hasse) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 10. Februar 2015.
  18. Liste der Bühnenwerke von Johann Adolf Hasse auf Basis der MGG bei Operone, abgerufen am 29. September 2014.
  19. Libretto-Datensatz von Le gare fra gli dei im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 13. November 2015.
  20. a b c Rainer Kleinertz: Grundzüge des spanischen Musiktheaters im 18. Jahrhundert, Band 1. Reichenberger, Kassel 2003, ISBN 3-935-00474-5, S. 101 f (online bei Google Books).
  21. MELE, Giovanni Battista. In: Dizionario Biografico – Treccani, abgerufen am 13. November 2015.
  22. Liste der Bühnenwerke von Nicola Conti auf Basis der MGG bei Operone, abgerufen am 10. Februar 2015.
  23. Endimione (Diana ed Endimione) (Ignazio Fiorillo) bei Opening Night! Opera & Oratorio Premieres, Stanford University, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  24. Liste der Bühnenwerke von Ignazio Fiorillo auf Basis der MGG bei Operone, abgerufen am 29. September 2014.
  25. L’Endimione (Nicola Sabatini) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 10. Februar 2015.
  26. a b Endimione, ovvero Il trionfo d’Amore (Niccolò Jommelli) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 10. Februar 2015.
  27. a b Liste der Bühnenwerke von Niccolò Jommelli auf Basis der MGG bei Operone, abgerufen am 29. September 2014.
  28. L’Endimione (Nicola Conforto) bei Opening Night! Opera & Oratorio Premieres, Stanford University, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  29. Liste der Bühnenwerke von Nicola Conforto auf Basis der MGG bei Operone, abgerufen am 10. Februar 2015.
  30. Endimione (Antonio Rugarli) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 10. Februar 2015.
  31. Endimione (Johann Christian Bach) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 10. Februar 2015.
  32. Beilage zur CD Endimione von Johann Christian Bach.
  33. Liste der Bühnenwerke von Joseph Aloys Schmittbaur auf Basis der MGG bei Operone, abgerufen am 10. Februar 2015.
  34. Achim Aurnhammer (Hrsg.) ed al.: Schiller und die höfische Welt. Niemeyer, Tübingen 1990, ISBN 3-484-10649-2, S. 151 (Online bei Google Books).
  35. Liste der Bühnenwerke von Michael Haydn auf Basis der MGG bei Operone, abgerufen am 10. Februar 2015.
  36. Diana amante (Pietro Alessandro Guglielmi) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 10. Februar 2015.
  37. L’Endimione (João de Sousa Carvalho) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 10. Februar 2015.
  38. Johann Christian Bach (1735–1782): Endimione. CD-Datensatz auf tp4.rub.de, abgerufen am 11. Februar 2015.
  39. Echo-Klassik-Preis für WDR-Produktion „Endimione“. Pressemitteilung des WDR im Presseportal, abgerufen am 11. Februar 2015.