Diazoniumsalze – Wikipedia

Diazoniumsalze (Auswahl)
Strukturformel von Phenyldiazoniumchlorid
Phenyldiazoniumchlorid
(aromatisches Diazoniumsalz)
in Wasser bei 0 °C etwas haltbar
Strukturformel von Methandiazoniumchlorid
Methandiazoniumchlorid
(aliphatisches Diazoniumsalz)
sehr unbeständig

Diazoniumsalze sind eine Stoffklasse organisch-chemischer Verbindungen mit der allgemeinen Strukturformel Ar–N2+ X. Dabei steht Ar für eine organische, aromatische Arylgruppe und X steht für ein nicht näher spezifiziertes Anion. Im Gegensatz zu den ähnlichen Diazoverbindungen haben Diazoniumsalze stets ionischen Charakter. Die einfachsten Vertreter dieser Stoffgruppe sind die bei niedrigen Temperaturen einigermaßen stabilen Phenyldiazonium-Salze. Aliphatische Diazoniumsalze sind instabil. Beim Erhitzen (Thermolyse) oder beim Bestrahlen (Photolyse) entstehen, unter Abspaltung von Stickstoff (N2), Carbene.[1]

Aromatische Diazoniumsalze lassen sich durch Diazotierung primärer aromatischer Amine mit Nitrit im sauren Milieu bei tiefer Temperatur darstellen.

Reine Diazoniumsalze sind instabil, teilweise explosiv und lassen sich nur in wässriger Lösung (bei Temperaturen < 5 °C) handhaben. Beim Versuch, die Salze wasserfrei zu erhalten zerfallen sie explosiv, lassen sich aber mit sterisch anspruchsvollen Anionen stabilisieren und dann isolieren.

Aromatische Diazoniumsalze (hier das Phenyldiazonium-Kation) sind wegen der möglichen Mesomeriestabilisierung der positiven Ladung deutlich stabiler als aliphatische Diazoniumsalze:

Auswahl mesomerer Grenzstrukturen des Phenyldiazonium-Kations.
Auswahl mesomerer Grenzstrukturen des Phenyldiazonium-Kations.

Üblicherweise werden Diazoniumsalze im Sauren gehandhabt, weil sie so auch gebildet werden. Mit Basen bilden sie sogenannte Diazotate, die sich mit überschüssiger Säure auch wieder unter Rückbildung des Diazoniumsalzes zersetzen (hier erneut beispielhaft am Phenyldiazonium-Kation gezeigt):[2]

Intermediär gebildete Diazohydroxide sind nicht isolierbar. Mit Hydrazonen und Diazoniumsalzen können außerdem Formazane gebildet werden.[2]

Einzelnachweise

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  1. Siegfried Hauptmann: Organische Chemie, Verlag Harri Deutsch, 1985, S. 531, ISBN 3-87144-902-4.
  2. a b c Harry Auterhoff, Joachim Knabe, Hans-Dieter Höltje: Lehrbuch der pharmazeutischen Chemie: mit 147 Tabellen. 14., neu bearb. Auflage. Wiss. Verl.-Ges, Stuttgart 1999, ISBN 978-3-8047-1645-2, S. 292, f.