Dieter Ficken – Wikipedia
Dieter W. Ficken (* 14. Juni 1944 in Bremen) ist ein ehemaliger deutsch-amerikanischer Fußballspieler und -trainer.
Biografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fickens Vater lebte von 1928 bis 1938 in den Vereinigten Staaten und kehrte wieder nach Deutschland zurück, um zu heiraten; er war Soldat im Zweiten Weltkrieg. Der Sohn verbrachte seine ersten Jahren auf dem Familienbauernhof bei Bremen. Im Sommer 1953 fuhr der Neunjährige, begleitet von seiner in den USA wohnhaften Tante Elsie Wohltmann mit der T.S.S. Neptunia von Bremerhaven, in die USA.[1] Er wohnte in Brooklyn in New York City bei seiner kinderlosen Tante, die mit ihrem Ehemann eine Fleischerei betrieb. Sie behandelten ihren Neffen wie ihr eigenes Kind und der Junge nannte seine Tante stets my mother. Mit zwölf Jahren hörte er auf Deutsch zu sprechen und nahm seine neue Sprache an. Seine Eltern besuchten ihn mehrmals. Mitte der 1970er Jahr stattete er einen ersten Heimatbesuch ab.
Spieler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In New York spielte er u. a. American Football an der John Jay High School in Brooklyn. Er sprach fließend Englisch und half anderen Mitschülern mit Sprachproblemen. So begleitete er andere Schüler zu Vorstellungsgesprächen an die private Long Island University in Downtown Brooklyn. Ihm wurde dabei ein halbes Stipendium angeboten, das er annahm. Nach vier Jahren bei der LIU-Sportabteilung Long Island Blackbirds, hatte er 1963 und 1965 erstmals in der Geschichte des Fußballprogramms Einsätze in der Postseason. Er absolvierte seinen Militärdienst bei den United States Marines und spielte Fußball als Amateur in New York City. In der Qualifikation für das Fußballturnier der Olympischen Sommerspiele 1968 wurde Ficken im Mai 1967 im Hin- und Rückspiel der ersten Qualifikationsrunde gegen Bermuda in der US-amerikanischen Olympiaauswahl eingesetzt. Er spielte beim Fußballwettbewerb der Panamerikanischen Spielen 1967 drei weitere Spiele für die USA.
Er spielte, zumindest von 1970 bis 1974, beim S.C. Eintracht in der German-American Soccer League (GASL), einer regionalen Liga mit Amateur- und semiprofessionellen Teams. Erneut wurde er in der A-Nationalmannschaft der USA aufgestellt und spielte bei der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1974. Durch einige Verletzungen standen bei einem Spiel nur noch zehn Feldspieler zur Verfügung. Zusammen mit Fred Kovacs, einem österreichischstämmigen Spieler, den er aus der GASL kannte, wurde Ficken kurzfristig eingeflogen, wobei beide Spieler erst zwei Stunden vor Spielbeginn im Stadion eintrafen. Da das Team zu diesem Zeitpunkt noch immer einen Spieler benötigte, war es Ficken, der auf der Tribüne des Los Angeles Memorial Coliseums Barney Djordjevic, einen ehemaligen Spieler des New Yorker Teams Intergiuliana, den Ficken noch aus der Liga kannte, entdeckte.[2] In weiterer Folge wurde Djordjevic für das Spiel engagiert, bekam seine Spielbekleidung und unterschrieb die nötigen Papiere, um am Länderspiel teilzunehmen.[3] Die Mannschaft verlor das Spiel gegen Mexiko 1972 mit 1:2 und schaffte nicht die Teilnahme an der Weltmeisterschaft.
Nach 1974 zog er sich weitgehend aus der aktiven Fußballerlaufbahn zurück und konzentrierte sich auf seine Arbeit im Banken- und Investmentgeschäft. In Brooklyn lebte er mit seiner Frau Franca und seinen beiden Söhnen.
Trainer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1974 übernahm er seine erste Trainertätigkeit als Assistenztrainer bei seiner Universität und wurde 1976 Cheftrainer. Die Mannschaft erreichte in drei Spielzeiten in Folge die Postseason.
1979 wechselte Ficken als Trainer an die Columbia University nach Upper Manhattan. Bei den Columbia Lions aus der Ivy League kamen während seiner Tätigkeit Spieler mit einer späteren Profikarriere zum Einsatz, u. a. Greg Varney, Amr Aly (Ägypten) und Steve Sirtis (England). Die bisherigen Meistertitel der Lions wurden zumeist im Fechten oder Schwimmen gewonnen. Im Fußball war die Sportabteilung noch weitgehend erfolglos.
Unter Fickens Führung gewann das Team von 1979 bis 1985 sieben Mal in Folge den Meistertitel in der Ivy League und belegte in der NCAA Division I Men’s Soccer Championship 1983 den zweiten Platz hinter den Indiana Hoosiers, gegen die man im Finale mit 0:1 in der Verlängerung verlor.[4] Für diesen Erfolg wurde Ficken noch im gleichen Jahr zum United Soccer Coaches (NSCAA) Coach of the Year gewählt. Bereits 1979/80 beim Team wurde er zum Regional Coach of the Year gewählt. Da in der Ivy League keine Sportstipendien vergeben werden und der akademische Standard hoch ist, reiste Ficken in zahlreiche Länder auf der Suche nach passenden Spielern, wobei er jedoch auch auf heimische Spieler setzte.[5]
2006, nach 27 Jahren als Cheftrainer der Columbia Lions beendete er seine Trainerlaufbahn.
Er war nun Trainer bei der lokalen Nachwuchsausbildung. Bis zu seinem Ruhestand erzielte er mit der Mannschaft 252 Siege in 443 Spielen; bis heute (Stand: 2018) Schulrekorde. Er trainierte zehn Spieler, die zum Ivy-League-Player-of-the-Year ausgezeichnet wurden, sowie ebenso viele All-Americans. Kevin Anderson, bisheriger Assistenztrainer von Ficken und ehemaliger Fußballprofi, übernahm die Mannschaft als Interimstrainer. Noch im Frühjahr 2007 wurde bekanntgegeben, dass Ficken als neuer Cheftrainer seiner Universität verpflichtet wurde.[6] Bei der LIU war er daraufhin bis 2008 aktiv, ehe er sich auf das Training von Nachwuchsmannschaften konzentrierte.
Coach
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Fusionierung von Blau Weiss Gottschee U.S. Soccer Development Academy mit dem Manhattan Kickers FC zum neuen BW Gottschee NYC wurde Ficken im Sommer 2009 zum Director of Coaching gewählt. Als technischer Direktor trat Curt Rosenthal, Gründer der Manhattan Kickers in Erscheinung.[7]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- SPORTS OF THE TIMES; DIETER FICKEN'S DECISION (englisch)
- Dieter Ficken auf der offiziellen Webpräsenz der Columbia Lions (englisch)
- Columbia makes Ficken retire after 27 years as coach. (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Passagierliste der Neptunia (30. Juli bis 11. August 1953) (englisch), abgerufen am 29. Dezember 2018
- ↑ Donn Risolo: Soccer Stories: Anecdotes, Oddities, Lore, and Amazing Feats. Bison Original, 2010, ISBN 978-0-8032-3395-9, S. 221 (englisch).
- ↑ David Wangerin: Soccer in a Football World: The Story of America’s Forgotten Game. WSC Books, London 2006, ISBN 0-9540134-7-6, S. 161.
- ↑ Men’s Division I Championship Brackets (englisch), abgerufen am 19. Januar 2018
- ↑ SOCCER NOT FOREIGN TO L.I.U. (englisch), abgerufen am 19. Januar 2018
- ↑ DIETER FICKEN: Coach returns to lead C.W. Post (englisch), abgerufen am 19. Januar 2018
- ↑ Clubs merge to form BW Gottschee NYC (englisch), abgerufen am 19. Januar 2018
Personendaten | |
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NAME | Ficken, Dieter |
ALTERNATIVNAMEN | Ficken, Dieter W. (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-amerikanischer Fußballspieler und -trainer |
GEBURTSDATUM | 14. Juni 1944 |
GEBURTSORT | Bremen, Deutschland |