Dittersdorf (Amtsberg) – Wikipedia
Dittersdorf Gemeinde Amtsberg | ||
---|---|---|
Koordinaten: | 50° 45′ N, 12° 59′ O | |
Höhe: | 396 m | |
Einwohner: | 1887 (9. Mai 2011)[1] | |
Eingemeindung: | 1. Januar 1994 | |
Postleitzahl: | 09439 | |
Vorwahl: | 037209 | |
Lage von Dittersdorf in Sachsen |
Dittersdorf ist ein Ortsteil der sächsischen Gemeinde Amtsberg im Erzgebirgskreis.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dittersdorf liegt etwa 5 Kilometer westlich von Zschopau im Erzgebirge. Die Ortslage erstreckt sich vom rechten Ufer der Zwönitz etwa 3 Kilometer nach Nordost durch das Tal des Dorfbaches, welcher der Zwönitz zufließt. Ein kleiner Siedlungsteil zieht sich durch ein Seitental des Baches nach Südosten bis in die Nähe von Weißbach. Durch den Ort führt die Bundesstraße 180, die B 174 tangiert die Ortslage im Nordosten. Nordöstlich liegt die 553,5 m ü. NN hohe Dittersdorfer Höhe.
Dittersdorf besitzt seit 1875 mit dem gleichnamigen Haltepunkt – zeitweise auch Bahnhof – Eisenbahnanschluss an die Bahnstrecke Chemnitz–Adorf. Der Haltepunkt befindet sich im Tal der Zwönitz, am Ortsausgang nach Einsiedel.
Nachbarorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einsiedel | Altenhain | Gornau |
Eibenberg | ||
Kemtau | Gelenau | Weißbach |
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ortsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einer Urkunde von 1352 wird ein Jan bzw. Jenil von Dithrichsdorf aus Chemnitz erstmals erwähnt, dem der Besitz der Ansiedlung zugeschrieben wird. Es ist anzunehmen, dass die Ansiedlung jedoch bereits im 13. Jahrhundert entstand, da bereits für 1250 der Bau einer Kapelle in der Ortsmitte genannt wird[2]. 1359 ist die Bezeichnung Ditherichstorf, 1460 Dittersdorff bezeugt. 1455 wurde die Familie von Einsiedel mit Dittersdorf belehnt. Diese besaßen den Ort zusammen mit den Orten der Grundherrschaft Weißbach-Dittersdorf bis 1809. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden 1632 Höfe, Scheunen und das Rittergut(Schloß) von kaiserlichen Truppen unter General von Holck niedergebrannt[3]. Mit Teilung innerhalb der Einsiedelschen Besitzungen im Jahre 1680 entstand die selbständige Herrschaft Weißbach-Dittersdorf.
Nach 1680 ließen die Besitzer ein Rittergut errichten, was vor 1889 abbrannte und nicht wieder aufgebaut wurde.
1694 erhielt Curt Heinrich von Einsiedel das Privileg zur Errichtung eines Eisenhammers, der bis ins 19. Jahrhundert betrieben wurde. Dennoch blieb die Landwirtschaft bis zu dieser Zeit im Ort vorherrschend. Als Industriezweig entwickelte sich ab dem 19. Jahrhundert die Strumpfwirkerei und Spinnerei. Nach dem Tod von Curt Heinrich von Einsiedel 1808 ging Dittersdorf in das Eigentum der Louise Henriette Auguste Renate von Düben, geb. Gräfin von Schönburg-Forderglauchau, über. 1842 wurde eine Strumpfwirkerinnung gegründet, der neben Dittersdorf die Orte Weißbach, Kemtau, Einsiedel, Erfenschlag und Reichenhain angehörten. Am Standort des Eisenhammers wurde 1875 von Arthur Gehlert die später überregional bekannte Dittersdorfer Filz- und Kratzentuchfabrik errichtet.[4] Hergestellt wurden gepresste Filze aller Art in Stücken, Tafeln und Scheiben.[5] Verwendung fand dieser Filz z. B. im Klavierbau (Hammerköpfe, Dämpfer). Später oblag die Leitung dem Generaldirektor Wilhelm Schuncke (von 1900 bis 1933) sowie dessen Sohn Ernst Schuncke (von 1933 bis 1970), die beide einer alten Musikerfamilie entstammten. Der 1972 verstaatlichte Betrieb wurde nach der Wende abgewickelt und die Reste im Jahr 2000 gesprengt.[6]
Im Jahr 1858 wurde die Alte Schule erbaut, 1878 die Freiwillige Feuerwehr Amtsberg gegründet. 1907 erfolgte der Bau eines Elektrizitätswerkes, das 1922 stillgelegt wurde. Seitdem erfolgte die Versorgung vom E-Werk Oberlungwitz aus. 1924 bis 1928 erfolgte der Bau eines Wasserwerkes und 1926 der Anschluss ans Gasnetz.
Bei Bombenangriffen am 12. Februar und 5. März 1945 wurden 18 Gebäude völlig und 6 teilweise zerstört. Es starben 16 Einwohner. Vom 8. Juli bis zum 11. Juli 1954 kam es zu einem Hochwasser der Zwönitz. 1961 wurde ein neues Rathaus eingeweiht.
Zum 1. Januar 1994 wurde aus den bis dahin eigenständigen Gemeinden Schlößchen, Weißbach und Dittersdorf die Gemeinde Amtsberg neu gebildet.[7]
Entwicklung der Einwohnerzahl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
|
|
|
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Dittersdorf befindet sich das Rathaus der Gemeinde Amtsberg.
Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- seit 3. Oktober 1993 – Silvio Krause (CDU)
Kirche Dittersdorf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Evangelisch Lutherische Kirche:
1495 wird die 1250 errichtete Kapelle umgebaut. Dabei wird dieser ein Glockenturm aufgesetzt, Teile des Dachstuhls von diesem Umbau sind bis heute erhalten. Die Kirche besaß zu diesem Zeitpunkt bereits die heutige Größe mit vermutlich rechteckigem Chorabschluss. Dieser Chorraum wird ca. 1666 an der Ostseite erweitert und mit polygonem Abschluss versehen. Die seit der Reformation, die in diesem Landesteil 1539 Einzug hielt, zu zwei Parochien gehörende Gemeinde wurde 1579 vollständig der Parochie Einsiedel zugeschlagen. 1680 wurde Dittersdorf eine Filialkirche der Parochie Weißbach.
Um 1685 erfolgt der Bau der Privatloge für Curt Heinrich I. von Einsiedel. Dieser stiftet 1693 die erste Orgel und um 1695 den barocken Kanzelaltar, der sein Wappen sowie das seiner Ehefrau Magdalena Sibylla geb. Marschallin von Bieberstein trägt. 1730 wird der Glockenturm neu errichtet, Die Jahreszahl sowie die Initialen des Patrons Curt Heinrich II. von Einsiedel finden sich in der Wetterfahne wieder.
1844 wird der Innenraumes grundlegend umgebaut. Es werden zweigeschossige Emporen mit klassizistischen Stilelementen eingebaut und an der Südseite erfolgt ein zusätzlicher Fensterdurchbruch. 1849 wird die 2. Orgel geweiht, sie ist ein Werk von Orgelbaumeister Karl Traugott Stöckel aus dem Ort. In der Folgezeit, bis zuletzt 1934, erfolgen immer wieder geringfügige bauliche Änderungen oder Erweiterungen, so ein weiterer Fensterdurchbruch, der Anbau eines Treppenhauses sowie eine Umgestaltung der Orgel.[2]
Am 1. Oktober 1885 wurde Dittersdorf eine eigene Parochie.
Des Weiteren gibt es eine Evangelisch-Methodistische Kirche in Dittersdorf.
Galerie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Glockentürmchen
- Kriegsmahnmal
vor der Kirche - Kirchengebäude der Evangelisch-Methodistischen Gemeinde
- Haltepunkt Dittersdorf (b Chemnitz) mit Erzgebirgsbahn (2016)
- Bahnhof Dittersdorf seit dem zweigleisigen Ausbau (2022)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dittersbach, auf den Karten auch Dittersdorf bei Zschopau. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 1. Band. Schumann, Zwickau 1814, S. 697.
- Die Parochie Dittersdorf. in: Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Marienberg. Strauch Verlag, Leipzig, S. 177–206 (Digitalisat)
- Landratsamt Mittlerer Erzgebirgskreis, Hrsg.: Zur Geschichte der Städte und Gemeinden im Mittleren Erzgebirgskreis, Eine Zeittafel (Teile 1–3)
- Werner Büttner et al.: 750 Jahre Dittersdorf. Amtsberg, 2008
- Richard Steche: Dittersdorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 6. Heft: Amtshauptmannschaft Flöha. C. C. Meinhold, Dresden 1886, S. 46.
- Der Landkreis Chemnitz in historischen Ansichten. Geiger Verlag Horb am Neckar, 1992, ISBN 3-89264-730-5 (zur Geschichte der Orte des ehem. Landkreises Chemnitz: Dittersdorf S. 80–87).
- Steffen Scholtz: Ortsfamilienbuch für Dittersdorf (Amtsberg) bei Zschopau 1501-1848. Koblenz: Cardamina 2023, ISBN 978-3-86424-616-6
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kleinräumiges Gemeindeblatt für Amtsberg. (PDF; 0,23 MB) Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, September 2014, abgerufen am 27. Januar 2015.
- ↑ a b vgl. Geschichte der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Dittersdorf ( vom 16. April 2014 im Internet Archive), abgerufen am 14. Oktober 2010
- ↑ Der Landkreis Chemnitz in historischen Ansichten, Geiger Verlag Horb am Neckar, 1992, ISBN 3-89264-730-5, Dittersdorfer Schloß S. 80
- ↑ vgl. Geschichte von Dittersdorf, abgerufen am 31. Dezember 2012
- ↑ Dittersdorfer Filz- und Kratzentuchfabrik. Abgerufen am 31. Mai 2014.
- ↑ Die Schunckes. In: Schuncke-Archiv. Abgerufen am 9. Juli 2015.
- ↑ Gebietsänderungen ab 1. Januar 1994 bis 31. Dezember 1994. (PDF; 64 kB) Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, S. 18, abgerufen am 31. Dezember 2012.
- ↑ vgl. Dittersdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen