Dorfkirche Stolpe – Wikipedia

Dorfkirche Stolpe, Ansicht von Nordwesten
Ansicht von Südosten

Die Dorfkirche Stolpe in Hohen Neuendorf Ortsteil Stolpe befindet sich inmitten des Dorfes in der Adolf-Hermann-Straße 1. Zwischen 1190 und 1250 errichtet gehört sie zu den ältesten Kirchen in der Mark Brandenburg.

Die Kirche wurde zwischen 1190 und 1250 erbaut[1], im Zug der Reformation nach 1517 das Priesterportal zugemauert und im Jahr 1822 wurde ihr ein Kirchturm hinzugefügt. Die Erneuerung des Dachstuhls und der Austausch der Holz- durch eine Betondecke erfolgte in den Jahren 1972 bis 73.[2]

Sie wurde zuletzt in den Jahren 1994 bis 2004 von Grund auf restauriert.

Baubeschreibung

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Die Dorfkirche Stolpe ist eine schlichte Saalkirche aus Feldsteinen mit einem hellgelb verputzten Turm. Zwischen Turm und Schiff befindet sich der ursprüngliche Eingang, ein altes gotisches Kirchenportal. Bis 1821 hatte das Gotteshaus nur einen auf dem Westgiebel befindlichen Dachreiter,[3] in dem sich die 2 Glocken und die Uhr befand.[4]

Im Jahr 1822 ließ der damalige Kirchenpatron Baron Albrecht Wilhelm von Pannwitz den kleinen Dachreiter, durch den neuen, an die Kirche angebauten steinernen Turm ersetzen.[4] Dieser im Querschnitt quadratische Turm weist eine reiche Putzgliederung auf und ist von einem Obelisken gekrönt, der auf einem geschweiften Sockel ruht.[5] Laut Bauvertrag ist er eine Kopie des Turmes der Dorfkirche Schwante.[6] Über dessen geschwungener, kupfergedeckten Turmhaube sind auf der Spitze ein Stern mit Kugel und Krone zu sehen, die im Jahre 1999 vergoldet wurden. Der Stern ist ein Zeichen für Christus, die Kugel weist auf die Welt hin, und die Krone stellt die Preußenkrone dar mit der Aufschrift „Friedrich Wilhelm III.“ als Zeichen weltlicher Macht und dem Ausdruck der Verbundenheit der Patronatsfamilie mit dem preußischen Königshaus.

An der Kirchensüdwand befindet sich ein zugemauertes Portal, das sogenannte „Priesterportal“, das nach der Reformation geschlossen wurde. Es diente einst als separater Eingang für den Geistlichen, der nach reformatorischem Verständnis jetzt zusammen mit der Gemeinde das Gotteshaus betreten soll.

Kugelpanorama Innenansicht
Als Kugelpanorama anzeigen

Auf der linken Seite des Innenraumes ist die ehemalige Patronatsloge, der Platz der Gutsherrschaft, aus dem 17. Jahrhundert[2][4]. Heute beinhaltet sie eine kleine historische Sammlung. Im Giebel, der von zwei gedrehten Halbsäulen getragen wird, ist das Bibelwort aus Psalm 26,8 zu lesen: „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt“ – ein sichtbares Bekenntnis derer, die dort auf der Loge Platz nahmen.

Der Altar, der wie die Taufe und die Kanzel aus dem frühen 19. Jahrhundert stammt, ist ein einfacher, gemauerter Block mit vorgesetzten Altarschranken. Auf ihm stehen 2 Messingleuchter, die aus der Zeit um 1820 stammen[6] und ein Kruzifix unbekannter Herkunft. Seine durch zwei Säulen gerahmte Rückwand enthält eine Kopie des Abendmahlsgemäldes von Leonardo da Vinci. Aus dem Giebel ragt ein Kreuz hervor, unter dem das Auge Gottes im Strahlenkranz dargestellt ist. Das biblische Christuswort „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Joh. 14,6) und das biblische Worte vom letzten Abendmahl Jesu „Und da sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch, einer unter euch wird mich verraten“ (Matth. 26, 21–22) rahmen es ein.

Der Messingkronleuchter wurde 1998 von einer Einzelperson gestiftet.

Es ist ein Kronleuchter der Form „Flämische Krone“ und wird von 16 Kerzen beleuchtet. Aus diesem Grund kann er von der Decke herabgelassen werden.[4]

Die mit einer polygonalen Brüstung versehene Kanzel stammt aus der Zeit nach 1822 und steht rechts vom Altar.[2] Sie war ursprünglich mit der Sakristei verbunden und stand auf einem höheren Fuß. 1972 wurde der heutige Zustand hergestellt, als das alte Gestühl ausgewechselt hat.

Die viereckige, hölzerne Taufe aus der Zeit um 1822[2] steht links vom Altar und trägt ein Taufbecken aus Zinn, zu dem eine Taufkanne gehört. Ein barocker Taufengel aus Holz schwebt über der Taufe als Zeichen der Nähe Gottes. Er war von 1820 bis 1992 auf dem Dachboden verschollen und wurde Mitte der 1990er Jahre wieder aufgefunden und restauriert.[2]

An der Südwand befindet sich ein Zinkguss-Relief aus der Werkstatt von Karl Friedrich Schinkel. Es ist eine Leihgabe aus der Kirche St. Nikolai in Potsdam und ist dort Teil eines breiten Reliefbandes. Bevor es in die Dorfkirche Stolpe kam, lag es zerbrochen im Kirchlichen Bauamt. Aufgrund der Bemühungen der damaligen Pastorin Renate Vogel wurde es repariert und als Leihgabe zur Verfügung gestellt.[4]

Kruzifix, Ölgemälde

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Das vergoldete Kruzifix, das links von der Pantronatsloge an der Wand hängt, lag viele Jahre ungenutzt in einer Abstellkammer im Krankenhaus Berlin-Buch, bis es hier einen würdigen Ort fand.

Auf der rechten Seite der Loge hängt eine Kopie des Gemäldes Der Zinsgroschen des italienischen Malers Tizian.

Drei Fenster weisen hin auf die Dreifaltigkeit Gottes (Trinität). Das rechte Fenster enthält zwei Wappenscheiben aus dem Jahr 1649. Es sind Stiftungen anlässlich der Hochzeit von Hedwech von Schlaberndorf und Georg von Haken.

Ansicht der Lange-Orgel auf der Orgelempore

Die Orgel wurde 1857 bei dem Instrumentenbauer Ferdinand Lange aus Berlin für 600 Taler in Auftrag gegeben und sollte eine bestehende Orgel unbekannter Bauart ersetzen.[4] Diese wurde im Jahre 1859 fertiggestellt, die Prospektpfeifen lieferte Carl August Buchholz.[7]

1917 mussten die Prospektpfeifen für Kriegszwecke abgegeben werden und wurden später durch Zinkpfeifen ersetzt. Die Blasebälge werden ab 1934 mittels Elektromotor mit Luft befüllt.[4]

Ansonsten ist die Orgel original erhalten und hat acht Register mit einem Manual und Pedal.

Im Jahr 1993 reparierte und wartete die Orgelbaufirma Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH die Orgel,[2] im Jahr 2017 wurde eine umfangreiche Generalrenovierung durchgeführt.[4]

Ihre Disposition ist wie folgt:

I. Manual
1. Prinzipal 8′
2. Octave 4′
3. Salicional 8′
4. Gedact 8′
5. Flauto amabile 4′
6. Nasard 2 2/3′
7. Super Octav 2′
Pedal
8. Subbass 16′

Zwei Glocken aus den Jahren 1534 und 1652 sind erhalten,[6] eine weitere musste im Zweiten Weltkrieg für militärische Zwecke abgegeben werden. Sie wurde 1954 durch eine neue ersetzt, die die Inschrift „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder“ (Röm. 8,14) trägt.[8]

Zur Kirchengemeinde Stolpe in der Kirchenprovinz Brandenburg der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union haben früher auch die Dörfer Glienicke und Schönfließ gehört. Heute bilden Hohen Neuendorf und Stolpe ein gemeinsames Kirchspiel mit Sitz in Hohen Neuendorf. Als die letzte Stolper Geistliche wirkte Pastorin Renate Vogel.

Die Kirchengemeinde Hohen Neuendorf-Stolpe gehört zum Kirchenkreis Nord-Ost im Sprengel Berlin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Die schlichte und ansehnlich-eindrucksvolle Dorfkirche Stolpe ist heute ein gern aufgesuchter Ort für Gemeinde-Gottesdienste und für Gottesdienste „im Lebenslauf“ wie Taufe, Konfirmation, Trauung und Beerdigungen (auf dem die Kirche umgebenden Kirchhof). Eine besondere Spezialität im Veranstaltungskalender Stolpes sind die weit über das Dorf hinaus bekannten Kirchenkonzerte und Abendmusiken mit hoher künstlerischer und geistlicher Qualität.

Die Pfarrer der Kirche waren:

Jahr der urkundlichen Erwähnung Name Bemerkung
1541 Thomas Merten erster evangelischer Pfarrer
unbekannt Fr. Strach
unbekannt Thomas Hübener
unbekannt Thomas Wilcke
1715 Joachim Kuhfahl
1761 Adam Kuhfahl
1800 George Friedrich Naetebusch
1824–42 Aug. Behnicke
1842–1876 Friedr. Bernhardi
1876–1893 Ernst Behnicke
1893–1896 Friedrich Bartholdy
1896–1934 Gustav Posth
1934–1951 Hermann Gehann
1952–1966 Siegfried Hoppe
1967–1980 Wilfried Rahner
1980–1984 Christa Maria Rahner
1984–2004 Renate Vogel
  • Ernst Fidicin: Stolpe. In: Die Territorien der Mark Brandenburg oder Geschichte der einzelnen Kreise, Städte, Rittergüter und Dörfer in derselben als Fortsetzung des Landbuchs Kaiser Karls IV. Band 1: Geschichte des Kreises Niederbarnim und der in derselben belegten Städte, Rittergüter, Dörfer …. Selbstverlag, Berlin 1857, S. 112–113 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Ferdinand Beier: 400 Jahre Geschichte des Kirchenkreises Berlin-Land II. Hrsg.: Synode des Kirchenkreises. Adolph Fürst & Sohn, Berlin 1936, DNB 572211295, S. 84 f.
  • Heinrich Jerchel, Joachim Seeger: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, Berlin 1939, S. 222 f., urn:nbn:de:kobv:517-vlib-9006.
  • Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim. Band 1. Lukas Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-931836-67-3, S. 299–301.
  • Renate Vogel: Dorfkirche Stolpe, Hohen Neuendorf. o. J. (2005).
  • Stadtverwaltung Hohen Neuendorf: Dorfkirche Stolpe. Hohen Neuendorf, 2009.
  • Hans-Joachim Beeskow: Die Kirchen im Evangelischen Kirchenkreis Berlin Nord-Ost. Heimat-Verlag, Lübben 2010, ISBN 978-3-929600-39-1, S. 106–109.
  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Brandenburg. 2. überarb. und erweiterte Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 1077.
  • Renate Vogel, Traugott Vogel: Stolpe im Oberen Havelland – ein Dorf und seine Kirche. Selbstverlag, Stolpe 2020, ISBN 978-3-96014-737-4.
  • Denkmalliste des Landes Brandenburg: Landkreis Oberhavel (PDF). Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum
Commons: Dorfkirche Stolpe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Wolfgang Gericke, Heinrich-Volker Schleiff, Winfried Wendland: Brandenburgische Dorfkirchen. Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Berlin 1985.
  2. a b c d e f Hans-Joachim Beeskow: Die Kirchen im Evangelischen Kirchenkreis Berlin Nord-Ost. Heimat-Verlag, Lübben 2010, ISBN 978-3-929600-39-1.
  3. Stolpe in 400 Jahre. Geschichte des Kirchenkreises Berlin-Land II. Von Superintendent i. R. Ferdinand Beier. Mit einem Anhang von Pfarrer Lic. Dr. Kuhl. Hrsg. Synode des Kirchenkreises, 1936, S. 84 ff.
  4. a b c d e f g h Renate Vogel, Traugott Vogel: Stolpe im Oberen Havelland – ein Dorf und seine Kirche. Selbstverlag, Stolpe 2020, ISBN 978-3-96014-737-4.
  5. Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Brandenburg. 2. überarb. und erweiterte Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 1077.
  6. a b c Heinrich Jerchel, Joachim Seeger: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, Berlin 1939, S. 223, urn:nbn:de:kobv:517-vlib-9006.
  7. Pfarrarchiv Stolpe, zitiert in Ferdinand Lange. In: Uwe Pape, Wolfram Hackel, Christhard Kirchner (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 4: Berlin, Brandenburg und Umgebung. Pape Verlag, Berlin 2017. S. 329 f.
  8. Stadtverwaltung Hohen Neuendorf: Dorfkirche Stolpe. Hohen Neuendorf, 2009.

Koordinaten: 52° 39′ 38,4″ N, 13° 15′ 36,7″ O