Dorothea von Kurland – Wikipedia

Dorothea von Kurland mit ihren Kindern Wilhelmine und Pauline

Dorothea von Kurland, geboren als Gräfin Anna Charlotte Dorothea von Medem (* 3. Februar 1761 in Mesothen, Herzogtum Kurland und Semgallen; † 20. August 1821 in Löbichau, Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg), war eine Herzogin von Kurland, Diplomatin und Salonnière.

Dorothea von Kurland als junge Frau.

Ihre Eltern waren Reichsgraf Johann Friedrich von Medem (1722–1785) aus altem kurländischen Adel und Louise Charlotte von Manteuffel (1732–1763). Am 6. November 1779 heiratete sie den um 37 Jahre älteren Peter von Biron, Herzog von Kurland und Semgallen aus dem Hause Biron von Curland. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, von denen zwei im Kindesalter starben.

Durch ihre Schönheit und ihre Stellung als Herzogin von Kurland hatte Dorothea Zugang zu den höchsten gesellschaftlichen Kreisen. Wegen politischer Schwierigkeiten mit dem kurländischen Adel und dem Lehnsherrn, dem König von Polen, war Dorothea im Auftrag des Herzogs mehrmals viele Monate in diplomatischer Mission in Warschau, unternahm aber auch Reisen u. a. nach Berlin, Sankt Petersburg und Karlsbad, wo 1791 Graf Christian Clam-Gallas ihr zu Ehren den Dorotheentempel errichten ließ. Zugleich wurde der in der Nähe liegende Säuerling als Dorotheenquelle benannt[1].

Durch die langen Abwesenheiten ergab sich eine Entfremdung zu Herzog Peter. Nach der Geburt der jüngsten Tochter Dorothea (1793) lebte die Herzogin überwiegend im Palais Kurland in Berlin und führte dort einen aristokratischen Salon. 1794 erwarb sie die Gutsherrschaft Löbichau im Altenburgischen. Auf dem neu errichteten Schloss verbrachte sie die Sommermonate und gestaltete es zum Mittelpunkt ihres Lebens. Durch die Einladung von Dichtern, Philosophen, Verwandten und Freunden wurde Löbichau bald als Musenhof der Herzogin von Kurland bezeichnet. Auch ihre ältere Stiefschwester Elisa von der Recke hielt sich mit Christoph August Tiedge mehrmals in Löbichau auf. Zar Alexander I. von Russland, Friedrich Wilhelm III., Napoleon I., Talleyrand, Metternich, Goethe, Schiller und andere Persönlichkeiten der Zeit kannte die Herzogin persönlich.

Nachdem ihre jüngste Tochter Dorothea – wohl eine uneheliche Tochter des polnischen Grafen Alexander Batowski, die Herzog Peter jedoch als sein Kind anerkannte – 1809 den Grafen Edmond de Talleyrand-Périgord, einen Neffen des Außenministers Talleyrand geheiratet hatte, lebte Dorothea von Kurland regelmäßig in Paris und hatte eine intensive Beziehung zu Talleyrand. Unter dessen Einfluss wandelte sich ihre anfängliche Begeisterung für Napoleon in eine entschiedene Gegnerschaft. Im Jahr 1814 reiste sie zum Wiener Kongress, wo sie Talleyrand wieder traf.

Dorothea von Kurland starb am 20. August 1821 in Löbichau. Ihr Leichnam wurde einige Jahre später in die Familiengruft nach Sagan überführt, wo im Jahre 1800 auch Herzog Peter von Biron bestattet worden war.

Anna Charlotte Dorothea von Biron, Herzogin von Kurland und Semgallen und Sagan. Porträtiert von Anton Graff 1791 mit Hermelinmantel und Herzogshut zur linken Seite.

Aus der Ehe Dorothea von Kurlands mit Peter von Biron gingen fünf Kinder hervor:

Vermutlich aus der außerehelichen Beziehung mit Graf Alexander Batowski entstammte

  • Heinrich Diederichs: Dorothea Anna Charlotte, Herzogin von Kurland. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 357 f.
  • Christoph August Tiedge: Anna Charlotte Dorothea. Letzte Herzogin von Kurland. F. A. Brockhaus, Leipzig 1823 (Digitalisat)
  • Emilie von Binzer: Drei Sommer in Löbichau 1819–21. Stuttgart 1877
  • Clemens Brühl: Die Sagan. Berlin 1941
  • Irene Neander: Dorothea. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 83 (Digitalisat).
  • Philip Ziegler: Die Herzogin von Dino, Talleyrands letzte Vertraute. München 1965
  • Elisa von der Recke: Tagebücher und Selbstzeugnisse. Leipzig 1984
  • Sabine und Klaus Hofmann: Zwischen Metternich und Talleyrand. Der Musenhof der Herzogin von Kurland im Schloss zu Löbichau. Museum Burg Posterstein, 2004
  • Sabine und Klaus Hofmann: Wo ich einst residierte, wo ich Fürstin des Landes war...Lebensstationen der Herzogin von Kurland. Museum Burg Posterstein, 2007
  • Klaus Hofmann (Hrsg.): Die Herzogin von Kurland im Spiegel ihrer Zeitgenossen. Europäische Salonkultur um 1800. Zum 250. Geburtstag der Herzogin von Kurland. Museum Burg Posterstein, 2011
Commons: Dorothea von Medem – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Dorotheentempel